Das Forscherduo arbeitet zusammen mit Prof. Stephen Robinson von der gesundheitswissenschaftlichen Fakultät am Bundoora Campus der RMIT University an dem Langzeitprojekt. „Die neuere Forschungsliteratur lässt vermuten, dass das Vorkommen des Schlafapnoe-Syndroms bei Patienten mit Alzheimer bei etwa 80 Prozent liegt, wobei die Schlafapnoe in vielen Fällen nicht diagnostiziert wird und unbehandelt bleibt“, so Robinson, stellvertretender Leiter der Forschungsfakultät. „Wir suchen nach Beweisen, dass OSA alzheimerähnliche Veränderungen im Gehirn verursachen kann.“
Obstruktive Schlafapnoe ist eine gefährliche – und manchmal fatale – Schlafkrankheit, die das Weichgewebe im hinteren Rachenraum nachts kollabieren lässt, wodurch die Atemwege versperrt und die Sauerstoffzufuhr unterbrochen werden. Patienten können im Schlaf bis zu 30 Sekunden lang aufhören zu atmen und wachen oft nach Luft schnappend auf.
Es wird angenommen, dass einer von fünf Menschen an einer Form dieser Krankheit leidet. Viele sind sich ihrer Krankheit jedoch gar nicht bewusst und führen ihre Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und Reizbarkeit auf schlechten Schlaf zurück. „Offiziellen Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Bevölkerung, der an OSA leidet, bei etwa 5 Prozent. Einige Forscher sagen jedoch, dass das Vorkommen weit unterschätzt wird und tatsächlich bei 10 bis 20 Prozent liegt, besonders im mittleren Alter“, meint Professor Robinson.
Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass Schlafapnoe weitaus schlimmere Folgen haben kann als die täglichen Konzentrationsschwierigkeiten und schlechte Laune, welche Schlafmangel mit sich bringt. Laut Robinson trägt eine unbehandelte Schlafapnoe maßgeblich zur Entwicklung von Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, und somit auch zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. „Wir vermuten, dass Menschen, die im mittleren Alter unter dem Schlafapnoe-Syndrom leiden, im späteren Leben ein erhöhtes Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken, und wir versuchen zu verstehen, warum dem so ist“, erläutert Robinson.
Das Forscherteam wird im Rahmen der Gemeinschaftsstudie basierend auf den 60 bereits vorhandenen Hirngewebsproben untersuchen, wie die Schlafstörung das Gehirn schädigen und den degenerativen Alterungsprozess beschleunigen kann. Die Wissenschaftler hoffen, das Langzeitprojekt auf einige Hundert Patienten ausweiten zu können.
Während man lange davon ausging, dass hauptsächlich Übergewicht für die Entstehung von obstruktiver Schlafapnoe verantwortlich ist, könne die Schlaf- und Atmungsstörung laut Robinson Menschen jeden Alters treffen. Wer älter als 50 Jahre alt ist, hat demanch ein erhöhtes Risiko, am Schlafapnoe-Syndrom zu erkranken, aber auch bei Kindern mit Entwicklungsstörungen kommt dieses vor. So sind etwa 80 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom von Schlafapnoe betroffen. Männer leiden doppelt so oft unter der Störung wie Frauen. Die Forschung bringt OSA auch mit Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, unruhigen Beinen, Bruxismus (Zähneknirschen), nächtlichem gastroösophagealem Reflux (Sodbrennen) und asthmaähnlichen Symptomen in Verbindung.