Am 9. und 10. Mai fand der 1. Bundesverband Dentalhandel e.V. (BVD) -Branchentreff in Potsdam statt. Das Motto der Veranstaltung 2022 „Gemeinsam in die Zukunft“ zog sich als roter Faden durch das Programm. Zum ersten Mal waren auch Vertreter von Fachhandelsunternehmen dabei, die nicht Mitglied im Bundesverband Dentalhandel sind. Besonders zahlreich war die Industrie, die auf den Fachhandel zählt, vertreten. Die Teilnehmer nahmen das neue Veranstaltungsformat sehr gut an und waren begeistert.
In seiner Keynote zum Thema „Digitalisierung der Zahnmedizin aus Sicht der Zahnärzteschaft“ forderte der Präsident der Bundeszahnärztekammer BZÄK, Prof. Dr. Christoph Benz, dazu auf, Beharrungskräfte abzubauen. Die Notwendigkeiten der Behandlung und die Bedürfnisse der Patientenschaft änderten sich. Die Statistik der KZBV zeige, dass Füllungen seit 1990 um 52 Prozent zurückgegangen sind. Deshalb, so Benz, müssen Zahnärzteschaft und Dentalhandel umdenken und auch Trends scouten. Man dürfe der Entwicklung nicht hinterherlaufen. Das gelte gerade auch für den Einsatz digitaler Geräte.
Macht die Digitalisierung Sinn?
Jörg Linneweh, geschäftsführender Gesellschafter von dental bauer, machte deutlich, dass es bei der Digitalisierung auf Effizienzsteigerungen ankomme. Blieben Effizienzsteigerungen aus, mache Digitalisierung keinen Sinn. Dazu gehöre es auch, das Leistungsspektrum der Geräte auf Kundenseite auszuschöpfen. Digitalisierung sei kein Selbstzweck. Der Beratungsbedarf durch den Fachhandel habe sich durch die Digitalisierung stark erweitert und werde in Zukunft noch weiter zunehmen.
Über die fundamentale Änderung der Ausbildung der Kollegenschaft informierte Prof. Dr. Florian Beuer, Charité Berlin. Die neue Approbationsordnung sehe den Bereich der Digitalisierung als zentrale Aufgabe. Auf die Frage nach dem aktuellen Einsatz von KI in der Zahnmedizin wies Prof. Dr. Beuer darauf hin, dass KI bei der Befundung von Röntgenbildern eingesetzt werde. Dies sei für die Kollegenschaft hilfreich, ersetze aber natürlich nicht deren Expertise.
Dem stimmte Stefan Heine, Vice President Central Europa und Sprecher der Geschäftsführung Henry Schein Dental Deutschland sowie BVD-Vizepräsident zu: „Gerade die Vernetzung der unterschiedlichen digitalen Systeme ist eine herausfordernde Aufgabe.“ Einigkeit bestand darin, dass die immer komplexer werdende Beratung zukünftig nicht mehr kostenlos angeboten werden könne. Es werden dafür qualifizierte, erfahrene Berater benötigt. Die Praxen erhielten einen richtigen Mehrwert.
Einen wichtigen Aspekt brachte Martin Dürrstein, Vorstandsvorsitzender von DÜRR DENTAL, in die Diskussion ein. Er gehe davon aus, dass die kriminellen Aspekte, die eine zunehmende Bedeutung spielten, die technische Entwicklung begrenzen werde, sie zumindest erschweren werde. Auf die Frage nach seinen Wünschen erklärte Dürrstein, dass er gerne den klassischen Servicetechniker mit qualifizierten Softwarekenntnissen sehen würde.
Auf die Frage, ob die Zahnärzteschaft mit der Digitalisierung nicht finanziell überfordert werde, stellte Prof. Dr. Benz, der ebenfalls an der Diskussion teilnahm, fest, dass sich die Zahnärzteschaft die Geräte leisten könne, die sie auch nutze. Es gehe sicher nicht darum, alle digitalen Geräte in der Praxis zu haben.
Die Diskutanten waren sich einig, dass es beim Ausbau der Digitalisierung nur gemeinsam voran gehe. Vellguth: „Ich sehe ein riesiges Feld, das eine kompetente Partnerschaft notwendig macht.“ Prof. Dr. Beuer beschrieb den Handel als Mittler, auch für die neuen Technologien. Heine bestätigte dies: „Die Kernaufgabe, die dem Handel zufällt, ist es, die Digitalisierungsschritte bei den Kunden zu beschleunigen.“
Lutz Müller hob in seinem Schlusswort hervor, dass die Teilnehmer gezeigt haben, dass der Fachhandel lebt und an erster Stelle steht, wenn die Praxen Fragen haben. Prof. Dr. Benz dankte Herrn Müller im Namen der Zahnärzteschaft für sein großes Engagement und sein großes Herz.
Schon am zweiten Tag war die Resonanz positiv
Zur Begrüßung am zweiten Tage erklärte Jochen Linneweh, sehr froh zu sein, wieder zurück im BVD zu sein. Die Resonanz des gestrigen Tages sei sehr positiv gewesen, die Podiumsdiskussion sei als neues Format gut angekommen.
Prof. Dr. Thomas Köhler sensibilisierte die Teilnehmer zur Cybersicherheit. Erst Vorgestern sei ein neuer Lagebericht des Bundeskriminalamtes mit der Botschaft veröffentlicht worden, dass Cyberattacken weiter zu nehmen. Sehr engagiert begleiteten die Teilnehmer den Vortrag von Prof. Dr. Quaschning, der als Ingenieur plastisch darstellte, warum er eine echte Energierevolution für dringlich hält.
Da die Teilnehmer durchweg sehr positives Feedback gaben, wird der 2. Branchentreff Ende April 2023 in Stuttgart stattfinden.
V.i.S.d.P.
BVD-Pressestelle
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