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„Diese Richtlinie ist reine Dokumentation“

„Wir wollen Krankheit vermeiden, und wenn sie da ist, müssen wir sie therapieren. Das mündet in einer lebenslangen Betreuung.“ Dies sei ganz wichtig, denn auch nach zwei Jahren müsse irgendetwas passieren, „der Patient muss weiter betreut werden“, so Sylvia Fresmann (Dülmen) beim Präventions-Forum der Haranni Academie GmbH, das Anfang September 2022 in Herne stattfand.

Klare Delegation

In ihrem Vortrag „Ein Jahr PAR-Richtlinie“ wies sie darauf hin, dass einige Voraussetzungen in der Praxis erfüllt sein müssten, zum Beispiel die Qualifikation von ZMP, ZMF oder DH („Wir brauchen viel mehr qualifizierte Mitarbeiterinnen“) und deren kontinuierliche Weiterbildung, dass ein präventionsorientiertes Praxiskonzept von allen gelebt werde und dass ein Dentalhygienekonzept sowie ein aktives Qualitätsmanagement vorhanden sein müssten. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sei auch eine klare Delegation.

Fresmann stellte auch Umfrageergebnisse zur deutschen Mundgesundheit vor, bei der es „noch viel Luft nach oben gibt“: Hiernach sehen 22 Prozent der Befragten keinen Zusammenhang zwischen der Allgemein- und der Zahngesundheit, 51 Prozent putzen ihre Zähne unter zwei Minuten und 31 Prozent gehen erst bei Beschwerden zum Zahnarzt. Dies sei „eigentlich ein Skandal bei den ganzen Programmen, die wir haben“, so die Referentin. Daher sei es wichtig, den Patienten immer wieder die Vorteile einer guten Mundhygiene und im Krankheitsfall die Notwendigkeit einer entsprechenden Behandlungen aufzuzeigen.

Den inneren Schweinehund besiegen

Um dies zu verdeutlichen, zog sie einen Vergleich zu Diäten: Damit es im Kopf klick mache, reiche es meist nicht aus, wenn man einmal auf die Nachteile von Übergewicht aufmerksam gemacht werde. Um den „inneren Schweinehund“ zu besiegen, brauche man eventuell zehn bis zwanzig Anstöße. Hier gehe es um die Änderung von Gewohnheiten – nichts anderes soll bei den Patienten erreicht werden. Da reiche die einmalige Aufklärung nicht aus.

Fresmann kritisierte allerdings die für den Status vorgesehene Messung an nur zwei Stellen. Den Teilnehmern riet sie, diese auf sechs Stellen auszuweiten, weil „wir so mehr finden“. Die Referentin stellte einen Patientenfall vor und machte daran die Vorgehensweise  und die Abrechnung deutlich. Hierbei wies sie auch noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, dass die Zeitfenster eingehalten werden – mehr dazu auch in unserem obenstehenden Video.

Sylvia Fresmann während ihres Vortrags beim HAC-Fraeventions-Forum

Schwierigkeiten in den Praxen sieht Sylvia Fresmann unter anderem bei der Einstufung in die Klassifikation, was oft zu Gutachteranträgen führe.

Schwierigkeiten in den Praxen sieht Fresmann auch bei der Einstufung in die Klassifikation, was oft zu Gutachteranträgen führe. „Wenn wir den Patienten einstufen und haben zum Beispiel Sondierungstiefen im Plan zwischen drei und vier Millimeter, setzen dann ein Kreuzchen bei mehr als 35 Prozent Knochenverlust, da hat der Kassenmitarbeiter auf dem Zettel für den Gutachter schon das Kreuzchen gesetzt“, betonte sie. Auch warnte sie davor, Patienten, die an Diabetes leiden und rauchen, prinzipiell Grad C zuzuordnen. „Nicht jeder Patient raucht mehr als zehn Zigaretten täglich“, erklärte sie. „Wir müssen da schon sehr ehrliche Angaben machen.“

Tertial beachten

Abschließend erläuterte Fresmann noch die verschiedenen UPT-Abstände und wies deutlich darauf hin, dass der erste UPT-Termin die ganze Strecke festlegt. Sie erklärte, dass beispielsweise ein Grad-C-Patient, der erstmals im Januar komme, frühestens nach dem 1. Mai wiederkommen dürfe, weil er das Tertial wechseln muss. Komme der Patient erstmals am Ende eines Tertials, könne der zweite Termin zwischen dem 31. Juli und dem 31. August stattfinden.