Wer in Deutschland ein Studium beginnt, sollte aus Sicht von Professoren unabhängig von seiner Fächerwahl drei Fähigkeiten mitbringen:
- Abstraktes, logisches, analytisches Denkvermögen
- Selbstständiges, selbstorganisiertes und diszipliniertes Lernen und Arbeiten
- Lernbereitschaft beziehungsweise Einsatz- und Leistungsbereitschaft
Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), in der die Anforderungsprofile für 32 Fächer von Anglistik bis Zahnmedizin untersucht wurden. Datengrundlage ist eine Befragung von rund 9.500 Professoren und Professorinnen. Die drei genannten Kompetenzen werden dabei in nahezu allen Fächern von den Befragten für das Studium des jeweiligen Faches vorausgesetzt.
Insgesamt haben an den drei Befragungen zwischen 2013 und 2015 rund 9.500 Professoren teilgenommen. Das sind mehr als 20 Prozent aller Professoren in Deutschland.
Von Anglistik bis Zahnmedizin – die Skills
Zwischen den Anforderungsprofilen der einzelnen Fächer zeigen sich jedoch auch deutliche Unterschiede. So spielt nach Ansicht der Befragten eine soziale Komponente wie etwa „Teamfähigkeit“ nur in sieben der untersuchten Fächer eine zentrale Rolle für ein erfolgreiches Studium. „Belastbarkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen“ wurden in zwölf Fächern als besonders wichtig eingeschätzt.
Belastbarkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen
Neben dem direkten Vergleich zwischen den Fächern hinsichtlich allgemeinerer Fähigkeiten zeigt die Befragung des CHE auch fachspezifische Detailanforderungen. So werden von angehenden Zahnmedizinern etwa dreidimensionales Vorstellungsvermögen und feinmotorische Fähigkeiten erwartet. Bei Pflegewissenschaftlern oder Psychologen wird Interesse am Umgang mit Menschen vorausgesetzt. Zahnmedizinstudenten benötigen dreidimensionales Vorstellungsvermögen und feinmotorische Fähigkeiten.
Studienleiterin Nina Horstmann ordnet die Aussagekraft der Ergebnisse ein: „Die Anforderungsprofile können Studienorientierten einen ersten Eindruck vermitteln, was von ihnen im jeweiligen Fach generell erwartet wird, zumal sie aus – im wahrsten Sinne des Wortes – berufenem Munde kommen.“ Spezielle Anforderungen spezifischer Studiengänge und Hochschulen könnten sie jedoch nicht abbilden, so die CHE-Expertin. Hierzu sollten beispielsweise Informationsportale und Studienberatungsangebote in Anspruch genommen werden.
Zahnmedizin studieren: darum geht es
„Zahnmediziner beschäftigen sich mit Erkrankungen und Behandlungsmethoden an Zähnen, am Zahnfleisch und am Kiefer. Bereits früh arbeiten die Studenten auch praktisch. Im sogenannten Technisch-Propädeutischen Kurs formen sie Gipsmodelle, Prothesen und Kronen. Später trainieren sie am Phantomkopf, einem Kopf aus Kunststoff, wie man Zähne präpariert und Füllungen legt. Spätestens vom siebten Semester an behandeln sie unter der Aufsicht von erfahrenen Zahnärzten eigenständig Patienten.
Bis zum Abschluss dauert es in der Regel elf Semester. Das Studium ist überall gleich aufgebaut und endet mit dem Staatsexamen. In der ersten Hälfte, der sogenannten Vorklinik, sitzen Zahn- und Humanmediziner oft noch zusammen im Hörsaal. Auch Zahnmediziner brauchen naturwissenschaftliche und medizinische Grundkenntnisse. „Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fragestellungen rund um den Kopf“, sagt Ulrich Schlagenhauf, Professor für Parodontologie an der Universität Würzburg.
„Im darauffolgenden klinischen Abschnitt hat der Stoff dann mehr Bezug zum Beruf, vor allem in den fünf zahnmedizinischen Kernfächern: Kieferorthopädie, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Prothetik, Zahnerhaltungskunde und Parodontologie. Hinzu kommen weitere Fächer, unter anderem Hygiene, Pharmakologie und Mikrobiologie. Modellstudiengänge, wie sie etwa in Heidelberg und Düsseldorf geplant sind, sollen die Fächer stärker verbinden. Dort gibt es dann zum Beispiel Kurse, die Zahnerhaltung und Prothetik gemeinsam lehren“, sagt Schlagenhauf.
Die Zahnärztliche Prüfung am Ende des Studiums umfasst 13 Fächer. Um die Kassenzulassung zu beantragen, muss man im Anschluss eine zweijährige Vorbereitungszeit absolvieren, einen Teil davon bei einem Vertragszahnarzt, den Rest zum Beispiel in einem Krankenhaus oder auch in einer Zahnklinik.
Was man für Zahnmedizin braucht:
- Affinität zu Naturwissenschaften/naturwissenschaftliche Vorkenntnisse
- Technikinteresse/technisches Grundverständnis
- räumliches, dreidimensionales Vorstellungsvermögen
- manuelle Geschicklichkeit, Feinmotorik
- Sozialkompetenz/Empathie/emotionale Kompetenz
- Lernbereitschaft, Einsatz- und Leistungsbereitschaft
- Belastbarkeit/Ausdauer/Durchhaltevermögen
Quelle: Professorenbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2015/16
Alle Ergebnisse und die Anforderungsprofile finden sich in der Publikation „Welche Fähigkeiten und Voraussetzungen sollten Studierende je nach Studienfach mitbringen?“, die zum Download bereitsteht.
Über die Publikationen:
Zwischen Herbst 2013 und 2015 wurden 9.500 Professoren für das CHE-Hochschulranking mittels eines Online-Fragebogens befragt. Ihre Antworten wurden ausgewertet und zu Kategorien zusammengefasst. Den Prozess der Auswertung sowie die Ergebnisse beschreibt das CHE Arbeitspapier Nr. 194 „Anforderungsprofile für die Fächer im CHE-Hochschulranking aus Professorensicht“ von Nina Horstmann und Cort-Denis Hachmeister. Zusammen mit Jan Thiemann verfassten die beiden die Publikation „Im Blickpunkt: Welche Fähigkeiten und Voraussetzungen sollten Studierende je nach Studienfach mitbringen?“. Diese richtet sich an Studieninteressierte und präsentiert zentrale Ergebnisse sowie die Anforderungsprofile für 32 verschiedene Fächer.
Titelbild: Philippe Bout / Unsplash.com