Das Milchgebiss stellt besondere Anforderungen an die Füllungstherapie. Unabhängig vom Restaurationsmaterial kann die Behandlung von Kindern aber nur dann erfolgreich sein, wenn der Zahnarzt das Vertrauen des Kindes gewinnen und es dadurch zur Kooperation bewegen kann. Milchzahnkaries ist bundesweit gerade bei den Kindern bis sechs Jahre auch heute trotz der Erfolge in der Kariesbekämpfung immer noch weit verbreitet.
Kommen Kinder mit kariösen Läsionen in die Praxis, sind sie nicht einfach nur „Patienten in klein“: Sie haben häufig Angst, oft auch Schmerzen, und ihre Bereitschaft zur Mitarbeit entscheidet über den Erfolg der Behandlung. Auch für die Praxis kann die Kinderbehandlung stressbehaftet sein.
Bei der Behandlung von Kindern spielen psychologische Aspekte eine wichtige Rolle, denn Praxis und Behandler müssen das Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft von Kindern gewinnen. Dazu eignen sich verschiedene Maßnahmen, wie zum Beispiel das praktische Prinzip „Erklären-Zeigen-Anwenden“ bei der Behandlung, eine kindgerechte Fragetechnik und Sprachgestaltung, der Einsatz von Hypnose oder Fingerpuppen etc. Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass die Behandlung eines Kindes innerhalb seiner Aufmerksamkeitsspanne stattfinden muss und deshalb der Zeitfaktor in der Füllungstherapie bei Kindern entscheidend ist. Unabhängig davon, wie gut die Behandlung bis dahin verlaufen ist – nach Überschreiten der Aufmerksamkeitsspanne sind Kinder häufig nicht mehr kooperativ. Bei einem vierjährigen Kind geht man beispielsweise von etwa einer viertelstündigen Aufmerksamkeitsspanne aus.
Unter rechtlichen Gesichtspunkten verlangt die Behandlung von Kindern erhöhte Aufmerksamkeit im Vergleich mit der Behandlung von Erwachsenen. Um Honorarausfällen vorzubeugen, empfehlen Fachleute, bei Kindern und Jugendlichen direkt mit den Eltern einen Behandlungsvertrag abzuschließen. Dies betrifft auch die Kostenvereinbarung, bei der deshalb zwischen dem Patienten und dem Zahlungspflichtigen unterschieden werden soll.
Hohe Anforderungen liegen auch gegenüber den Materialien vor. Wie bei Erwachsenen besteht hier ebenfalls der Wunsch nach Zahnhartsubstanz-schonenden Verfahren – beispielsweise mit adhäsiv zu befestigenden Kompositmaterialien – und zahnfarbener Versorgung. Die biologische Voraussetzung für eine minimal-invasive Behandlung im Milchgebiss ist gegeben, denn das Dentin der ersten Dentition reagiert hinsichtlich der Retention der Werkstoffe vergleichbar dem der zweiten Dentition. Die Abrasionsresistenz der Füllungsmaterialien spielt aufgrund der Charakteristik des Milchzahnschmelzes dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Für die Füllungstherapie im Milchgebiss stehen Komposite, Kompomere, konfektionierte Kronen und Glasionomerzemente zur Verfügung. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Materialwahl, wie zum Beispiel die Thematik der Trockenlegung. Da die Applikation eines Kofferdams bei Kindern meistens recht schwierig zu bewältigen ist, scheiden schon deshalb zum Beispiel die Komposite bei unzulänglicher Trockenlegung aus. Außerdem erfordert der den Kompositen systemimmanente erhöhte Aufwand im Vergleich zu anderen Materialien eine längere und bessere Kooperationsbereitschaft des Kindes.
Kompomere, materialtechnisch zwischen den traditionellen Kompositen und Glasionomerzementen angesiedelt, schnitten bei guter Mitarbeit der Patienten in Untersuchungen hinsichtlich des langfristigen Erhalts und unter ästhetischen Gesichtspunkten genauso gut ab wie Komposite. Gross et al. (2001) sahen die Kompomere, bei entsprechenden Voraussetzungen hinsichtlich Compliance und Trockenlegung, als ideale Füllungsalternative zum Amalgam an. Obwohl die Kompomere den Glasionomerzementen hinsichtlich ihrer mechanischen Eigenschaften und der Ästhetik als überlegen beschrieben wurden, und sich die Grenzen der GIZ-Füllung in klinischen Ergebnissen zeigten, wurden Glasionomerzemente in der Vergangenheit immer wieder als eine kostengünstige, aber gleichzeitig adäquate Versorgung für das Milchzahngebiss empfohlen, nicht zuletzt aufgrund ihrer einfachen Handhabung und ihrer stopfbaren Konsistenz. Heute hat die Weiterentwicklung der Glasionomerzemente hin zu Glasionomer-basierten Restaurationsmaterialien neue Möglichkeiten für die Versorgung im Milchgebiss eröffnet und ist damit eine Ergänzung der verschiedenen Möglichkeiten der Füllungstherapie im Milchgebiss.
Beim Glasionomer-basierten, zweistufigen Füllungskonzept Equia beispielweise wurden durch die Kombination eines hochviskösen GIZ (Equia Fil) mit einem nanogefüllten, lichthärtenden Kompositlack (Equia Coat) die mechanischen Eigenschaften entscheidend verbessert. Die den GIZ werkstoffeigenen oberflächlichen Rauigkeiten und Porositäten werden durch den Kompositlack verschlossen, und die Glasionomer-basierte Komponente bleibt während der kritischen initialen Abbindephase geschützt. Nach Auftragen des Coatings wurden eine optimierte Randdichtigkeit und eine signifikante Steigerung der Biegefestigkeit dokumentiert. Außerdem bewirkt die Applikation des Coatings einen Schutz der Glasionomerkomponente gegen Abrasion, wenngleich die Abrasionsresistenz (siehe oben) im Milchgebiss nicht ausschlaggebend ist. Equia ist gemäß der Gebrauchsanweisung des Herstellers unter anderem für Klasse I-, unbelastete Klasse II-, interdentale- und Klasse-V-Restaurationen (sofern der Isthmus weniger als die Hälfte des Interkuspidalraums beträgt) indiziert.
Glasionomer-basierte Füllungstherapie bringt Vorteile
Die kurze Verarbeitungszeit von Equia (laut Herstellerangaben 3 Minuten und 25 Sekunden; die aktive Applikations- und Modellationszeit ist dabei abhängig von der Anwendererfahrung mit dem Material) erleichtert die Behandlung von Kindern innerhalb ihrer Aufmerksamkeitsspanne und auch von eher unkooperativen Kindern. Gebrauchsfertige Kapseln und das Einbringen des Materials in einem Arbeitsgang (Bulk-Filling) schaffen Zeitgewinn in der Applikation. Auch seine leichte Handhabung bringt Vorteile bei der Kinderbehandlung – Equia benötigt aufgrund seiner Glasionomer-basierten Materialeigenschaft keine Haftvermittlersysteme, ein Kofferdam ist zur Trockenlegung nicht notwendig, und die nicht klebende, stopfbare Konsistenz ermöglicht ein präzises Adaptieren des Materials an die Kavitätenwände.
Honorarausfälle sind bei der Equia-Füllung ausgeschlossen, denn sie ist in den oben genannten Indikationen über die GKV abrechnungsfähig (ohne Mehrkostenvereinbarung nach den BEMA-Nummern 13a bis 13d). Mit neun verschiedenen Farbnuancen und dem leicht glänzenden Schutzlack werden die ästhetischen Ansprüche von Kindern an Füllungen erfüllt. Darüber hinaus empfiehlt sich Equia in der Füllungstherapie im Milchgebiss, weil GIZ klinisch relevante Fluoridmengen in der Umgebung der Füllung freisetzen und so das Auftreten von Sekundärkaries reduzieren.
Fazit
Auch im Milchgebiss bestehen hohe Ansprüche an die verschiedenen Füllungsmaterialien. GIZ sind aus der Kinderzahnheilkunde aufgrund ihrer positiven Eigenschaften nicht mehr wegzudenken, insbesondere auch bei eher unkooperativen Kindern. Durch die Weiterentwicklung der GIZ hin zu den Glasionomer-basierten Füllungsmaterialien bieten diese aufgrund der verbesserten mechanischen Eigenschaften und ihrem in diesem Beitrag aufgeführten Indikationsbereich (siehe oben) eine Ergänzung in der zahnfarbenen Füllungstherapie im Milchgebiss.