Mehr als 10.000 Teilnehmer informierten sich in Wien über den Stand der Parodontitis-Forschung
Ein Update zu Wissenschaft und Praxis in der Parodontologie: Das bot die Europerio 11, die vergangene Woche in Wien stattgefunden hat. Rund 10.000 Teilnehmer nutzten Vorträge, Workshops, Sessions und Posterpräsentationen sowie die Dentalausstellung mit mehr als 120 Ausstellern, um sich in Sachen Parodontologie auf den aktuellen Stand zu bringen.
Bei Live-OPs Paro-Experten über die Schulter schauen
Kein leichtes Unterfangen, sondern mehr Qual der Wahl, aus den zahlreichen parallel laufenden Vorträgen das persönlich Passende auszuwählen und zeitlich unter einen Hut zu bringen. Wie schon bei den Vorgängerveranstaltungen erwies sich erneut die EFP-App als unverzichtbares wie praktisches Werkzeug. Die Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern der Erde genossen mit Unterstützung der App in Wien ihr persönliches Programm bei den Präsentationen der mehr als 150 Speaker. Gleich drei Live-OPs boten zudem Gelegenheit, Paro-Experten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und einen Blick auf die aktuellsten klinischen Techniken und Workflows zu werfen.
Das wissenschaftliche Programm bildete in seiner Fülle gleichermaßen den Stand der Erkenntnis und die (gefühlt) exponentiell wachsende Anzahl neu entstehender, noch unbeantworteter Fragen ab. Das Verständnis um Ätiologie, Prävention, Diagnostik und Therapie rund um die Krankheit Parodontitis wächst kontinuierlich, gleichzeitig erzeugt die rapide wachsende Größenordnung immer neuer Erkenntnisse über Gesundheits- wie Krankheitsfaktoren und deren wechselseitige Beeinflussung kontinuierlich neue Fragestellungen.
Einbindung und Nutzung künstlicher Intelligenz
Jede Antwort führt zu weiteren Fragen, und deshalb spielte auch in Wien das Thema Einbindung und Nutzung künstlicher Intelligenz eine zentrale Rolle, etwa im Bereich Diagnostik. Auf übergeordneter, wissenschaftlicher Ebene kann KI aber auch als Wissenschaftsmanager helfen, den Überblick über bereits erlangtes Wissen zu behalten, Forschung besser koordinieren und weitere Forschung gezielter anregen zu können.
Die Europerio 11 stellte eindrucksvoll vor, wie groß der wissenschaftliche Fortschritt bei der Erforschung von „gum diseases“ global gesehen ist. Der Kongress machte aber genauso deutlich, dass es angesichts der vielfältigen Einflüsse parodontaler Erkrankungen auf die Gesamtgesundheit eine gemeinsamen Anstrengung von Medizin und Zahnmedizin braucht. Und dass auch der (Gesundheits-)Politik eine entscheidende Rolle zukommt: Gesundheit kann nur dann auf lange Sicht für alle bezahlbar bleiben, wenn mehr in Prävention investiert wird.
Was Prävention leistet
Jedem Politiker sei deshalb die Ausgabe des „Economist Impact“ mit dem Titel „Time to put the money where the mouth is“ zur Lektüre empfohlen. Das White Paper belegt eindrucksvoll, was Prävention für Gesundheitssysteme leisten (und an Kosten sparen) kann. Es zeigt allerdings auch, was auf Gesundheitssysteme in schnell alternden Gesellschaften zum Beispiel in Europa zukommen wird, wenn die Chance Prävention jetzt nicht ergriffen oder nur halbherzig angegangen wird.
Oliver Pick
Mehr zur Europerio 11 folgt in Kürze.