Infrarot-Thermografie und Mundspültest zur Gingivitis- und Parodontitis-Diagnostik
Zwei Studien, die auf der Europerio 11 in Wien vorgestellt wurden, zeigen, wie innovative Diagnosetechnologien – Infrarot-Thermografie und Metabolomik-Profile – die Erkennung von Parodontalerkrankungen revolutionieren könnten. Diese Fortschritte könnten die Früherkennung verbessern, Behandlungsergebnisse optimieren und neue Werkzeuge für präzise zahnmedizinische Vorsorgeuntersuchungen bieten.
Infrarottechnologie zur Diagnostik
Traditionell beruht die Diagnose von Parodontalerkrankungen auf klinischen und radiologischen Untersuchungen. Eine neue Studie der Ain Shams University in Ägypten [1] hat jedoch gezeigt, dass mittels Infrarot-Thermografie Gingivitis und Parodontitis mit hoher Genauigkeit erkannt werden können. Durch die Messung von entzündungsbedingten Temperaturunterschieden konnten die Forscher erfolgreich zwischen gesundem Zahnfleisch, Gingivitis und Parodontitis unterscheiden.
Die auf der Europerio 11 präsentierten Forschungsergebnisse ergaben, dass die Infrarot-Bildgebung eine Sensitivität von 90,7 Prozent bei der Erkennung von Parodontitis und 93 Prozent bei der Erkennung von Gingivitis aufweist. Dies bestätige das Potenzial als nicht-invasives Echtzeit-Diagnosetool.
„Entzündungen können lokale Temperaturmuster verändern, und diese Studie hat bestätigt, dass die Infrarot-Thermografie eine nicht-invasive und spezifische Methode zur Erkennung von Parodontalerkrankungen darstellen könnte. Dies könnte ein Wendepunkt in der Früherkennung sein, insbesondere in Umgebungen, in denen traditionelle Diagnosewerkzeuge weniger zugänglich sind“, erklärt Prof. Lior Shapira, wissenschaftlicher Leiter der Europerio 11. „Darüber hinaus ist die derzeitige Standarddiagnosemethode, die Parodontalsondierung, ein unangenehmer Eingriff, insbesondere bei entzündetem Zahnfleisch. Solche nicht-invasiven neuen Methoden werden von Patienten, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, besser akzeptiert.“
Eine weitere Studie des Academic Centre for Dentistry Amsterdam (ACTA) und des Leiden University Medical Center (LUMC) in den Niederlanden [2] untersuchte, wie Metabolomik-Profile von Mundspülproben Patienten mit schwerer Parodontitis von gesunden Personen unterscheiden können.
Metabolomic-Profile aus Mundspülproben
Durch die Analyse von Metaboliten mittels Flüssigchromatographie- Massenspektrometrie (LC-MS/MS) identifizierten die Forscher biochemische Signaturen, die mit schwerer Parodontitis in Verbindung stehen, insbesondere bei Patienten mit einer hohen Anzahl tiefer Zahnfleischtaschen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass einfache Mundspültests als nicht-invasive Screening-Tools dienen könnten, um Hochrisikopatienten zu identifizieren. Dadurch könnten frühere Interventionen und ein verbessertes Krankheitsmanagement ermöglicht werden.
Shapira kommentierte diese Fortschritte: „Die Studien zeigen das transformative Potenzial neuer diagnostischer Werkzeuge in der Parodontologie. Die Möglichkeit, Zahnfleischerkrankungen mit nicht-invasiven Methoden wie Thermografie und Metabolomik-Profiling zu erkennen, könnte die Früherkennung und Prävention revolutionieren und letztlich die Patientenversorgung verbessern.
Die Integration solcher Technologien in die klinische Praxis könnte den Weg für zugänglichere, präzisere und kosteneffizientere Parodontaldiagnosen ebnen, was sowohl Zahnärzten als auch Patienten zugutekommen würde.
Literatur
[1] An Innovative Method for Using Infrared Thermography to Diagnose Periodontal Diseases. M. AbdalWahab, S. Nabile, O. Ezzat.
[2] Abstract Metabolomic Profiles of Oral Rinse Samples to Distinguish Severe Periodontitis Patients from Non-periodontitis Controls. M.X.F. Kosho, A. Ciurli, M. Giera, J. Neefjes, B.G. Loos.

Eine neue Studie der Ain Shams University in Ägypten hat jedoch gezeigt, dass mittels Infrarot-Thermografie Gingivitis und Parodontitis mit hoher Genauigkeit erkannt werden können.