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Ob Leiter oder Hamsterrad – am Ende zählt Beharrlichkeit

Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Jeder kennt den Spruch, den Personalentwickler oder Unternehmensberater gern bringen: „Von Innen betrachtet sieht ein Hamsterrad aus wie eine (Karriere-)Leiter“. Will sagen: Egal, wie man sich abstrampelt auf dem „Weg nach oben“ oder zum Ziel, letztlich dreht man sich im Kreis.

Auch die Spitze der Kassenzahnärztlichen Vereinigung wird mitunter sicher von dem heimlichen Gefühl beschlichen, sich im Kreis zu drehen und in Wahrheit eben keine Fortschritte zu machen – Hamsterrad statt Leiter nach oben. 

Fortschritte zum Beispiel darin, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach irgendwann doch davon zu überzeugen, wie wichtig die rechtzeitige zahnmedizinische Intervention bei bestimmten oralen Erkrankungen ist. Und welche Chance für die Zukunft vertan wird, wenn man die Intervention weiter auf die lange Bank schiebt. Ihn davon zu überzeugen, dass es keine Gesundheit ohne Zahngesundheit gibt und geben kann.

Hamsterrad

„Es ist unverantwortlich, eine vorhandene, wissenschaftlich begründete und strukturierte Therapie dem Diktat der (kurzsichtigen) Kostenreduktion zu unterwerfen.“


Die Sprossen des Hamsterrads (oder der Leiter?) haben viele Namen und sind vielgestaltig


Ob es die ausgewogene und wirklich gut umgesetzte Kampagne „Zähne zeigen“ ist, ob es die zahlreichen und unterschiedlich deutlich formulierten Statements und sonstigen Verlautbarungen in Richtung BMG sind oder zuletzt der offene Brief des KZBV-Vorstands: Alle Maßnahmen lassen den Bundesgesundheitsminister völlig unberührt. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man dieselbe Leitersprosse wieder und wieder in die Hand nimmt – weiter gekommen ist man allerdings nicht. 

Das soll nicht heißen, dass es nicht doch noch eine Strategie geben könnte, die zum gewünschten Ziel führt. Nur ist diese Strategie bislang noch nicht gefunden. Vielleicht ist dies auch keine geradlinige Strategie, vielleicht müssen Umwege gesucht, Verbündete gefunden oder die immer deutlicher nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen oralen Erkrankungen und ihren Folgen für die Gesundheit ins Feld geführt werden.

Mögliche Ansatzpunkte


Etwa die neuesten Erkenntnisse des Dresdner Mikrobiologen Prof. Dr. Triantafyllos Chavakis zur Chronifizierung von Entzündungen. Demnach stehen „durch Parodontitis modifizierte Immunvorgänge im Knochenmark mit Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ in Verbindung und „analoge immunologische Veränderungen werden bei myeolischen Krebsarten beobachtet“, wie Dr. Jan Koch von der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) berichtet. >> zum dzw-Artikel

Oder „dass Parodontitis auch mit oralen Plattenepithelkarzinomen in ätiologischer Verbindung stehen könnte“, wie eine Fallkontrollstudie von 2019 zeigte. >> zum dzw-Artikel

Auch wenn hier noch viel interdisziplinäre Forschung geleistet werden muss, ist offensichtlich, dass es unverantwortlich ist, eine vorhandene, wissenschaftlich begründete und strukturierte Therapie dem Dikat der (kurzsichtigen) Kostenreduktion zu unterwerfen. Dazu reicht eigentlich schon ein Blick auf die unbestrittenen Folgen wie Diabetes, Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die von der KZBV ins Spiel gebrachten Abrechnungsdaten zu den Parodontitisneubehandlungen sprechen eine deutliche Sprache, was das Versorgungsniveau angeht – und geben einen Vorgeschmack auf die weitere Tendenz in den kommenden Monaten.

Gesundheit ist nicht teilbar und schon gar nicht auf einzelne Bereiche reduzierbar. Deshalb ist es wichtig, auch wenn es mitunter frustrierend ist, die nächste Sprosse der Leiter zu ergreifen und weiter zu klettern – selbst wenn sich diese Leiter am Ende als Hamsterrad entpuppen sollte.

Außerdem gibt es ja noch andere Sprichwörter. Eins lautet: Beharrlichkeit zahlt sich aus!
 

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