Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Wissenschaftler des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald, die in Kooperation mit den Geschäftsbereichen Instruments und Implants von Dentsply Sirona neue Verfahrensweisen zur Reinigung von erkrankten Implantaten untersuchen. Ebenfalls beteiligt ist das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald e.V.).
Für das BMBF-Verbundprojekt PeriPLas stehen in den kommenden drei Jahren insgesamt 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist es, die Grundlagen für ein sicheres und effektives Verfahren zur Therapie von Periimplantitis für den klinischen Alltag zu entwickeln.
Medizinisch bedeutsames Problem der Zukunft
Weltweit gibt es schätzungsweise mehr als eine Million Periimplantitis-Fälle pro Jahr (Stand 2015). Zudem sind die Entzündungsreaktionen im Mund ein Risiko, weitere Erkrankungen im ganzen Körper zu fördern. Aufgrund der steigenden Zahl zahnärztlicher Implantate ist mit einem weiteren Anstieg der Fälle zu rechnen, was die Periimplantitis zu einem medizinisch bedeutsamen Problem der Zukunft macht.
Herkömmliche Methoden mit Plasmaverfahren kombinieren
„Aktuell gibt es kein verlässliches etabliertes Behandlungskonzept. Im Verbundprojekt PeriPLas möchten wir daher zu einem neuen Lösungsansatz in der Periimplantitis-Therapie beitragen“, sagt Projektleiter Dr. Lukasz Jablonowski vom Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universitätsmedizin Greifswald. „Dabei möchten wir verschiedene Methoden miteinander kombinieren, für die im Projekt die methodischen und apparativen Grundlagen geschaffen werden sollen. Als Grundlage werden die Effizienz einer mechanischen Reinigung mit einem Pulverstrahlgerät, die Behandlung mit einem Diodenlaser und kaltem Atmosphärendruckplasmajet untersucht.“
Eine mechanische Reinigung des Implantats, das durch die periimplantäre Entzündung im Knochen teilweise freigelegt ist, ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Behandlung.
Durch ihre schraubenförmige Geometrie und raue Mikrostruktur haben Implantate eine komplexe und damit schwer zu reinigende Oberfläche. Die im klinischen Alltag verwendeten mechanischen Reinigungsmethoden wie Bürste, Pulverstrahl oder Handinstrumente sind meistens ungenügend und auch bei zusätzlicher Spülung mit antiseptischen Wirkstoffen wird selten eine ausreichend saubere und antiseptische Oberfläche geschaffen.
Diese bildet jedoch die Grundlage für die Wiederherstellung eines gesunden Verbundes zwischen dem lebenden Knochengewebe und der Oberfläche eines belasteten Knochenimplantats (Reosseointegration).
„Notwendig sind deshalb zusätzliche Behandlungsmethoden, die die mechanische Reinigung unterstützen, um verlässliche Resultate zu erzielen, die den Heilungsprozess fördern und die Komplikationsrate reduzieren“, erläutert Dr. Jablonowski. „Eine mechanische Reinigung ist notwendig, um den Hauptbelag des Biofilms abzutragen. Die Behandlung mittels zahnärztlicher Laser könnte zudem die Reduktion vitaler Mikroorganismen unterstützen. Kaltes Plasma kann zurückbleibende Bakterien abtöten und die Implantatoberfläche aktivieren, um die Anhaftung von knochenbildenden Zellen auf dem Implantat zu unterstützen.
Die drei favorisierten Verfahren sind schonende Methoden, die keinen signifikanten Einfluss auf die Struktur der Implantatoberfläche haben. Nach Möglichkeit soll die Mikro- und Nanostruktur der Implantatoberfläche erhalten bleiben, sodass die Eigenschaften der gereinigten Implantate denen von fabrikneuen Implantaten sehr nahekommen, da deren Oberflächen zur Anhaftung von Knochenzellen optimiert sind“, erklärt der Zahnmediziner.
Die gründliche Reinigung und die oberflächenschonenden antimikrobiellen sowie oberflächenaktivierende Behandlungsstrategien begründen die Annahme, dass ein Kombinationsverfahren zum Abklingen der Entzündung und im Idealfall zur Heilung der Periimplantitis führt. „Das Kombinationsverfahren soll im letzten Jahr des Projektzeitraums in einer großen multizentrischen klinischen Pilotstudie hinsichtlich seiner Wirksamkeit und Sicherheit an Patienten überprüft werden“, kündigt Dr. Jablonowski an. Bei erfolgsversprechenden Ergebnissen sind im Anschluss die Entwicklung eines Serienproduktes und dessen weltweite Vermarktung vorgesehen.