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Geld macht doch glücklich

Geld

Macht Geld glücklich? Dieser Frage gehen Wirtschaftsforscher und Psychologen auf den Grund.

„Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“ Dieses vielfach genutzte und gewandelte Zitat wird dem 2013 verstorbenen Publizisten Marcel Reich-Ranicki zugeschrieben. Mit etwas mehr finanziellem Spielraum ist manches leichter erträglich und das Leben insgesamt einfacher zu organisieren.

Motiviert Geld?

Ob und wie Geld motiviert oder das Lebensglück beeinflusst, beschäftigt Wirtschaftsforschung und Psychologie seit vielen Jahren. Das Ergebnis: Geld allein motiviert nicht. Es sind die weichen Faktoren am Arbeitsplatz, die glücklich stimmen: Der einfühlsame Chef, die lieben Kollegen, die interessante Aufgabe, die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen, ein selbstbestimmtes Arbeiten und anderes. Das zumindest verkünden die meisten Forschungsergebnisse und Bücher zum Thema Management. Motivation erfolge intrinsisch und könne nicht von außen angestoßen werden. Menschen arbeiten aus Sicht der Autoren, um sich selbst zu spüren. Sie möchten in ihrer Kompetenz wahrgenommen werden, treffen gerne Entscheidungen und übernehmen noch lieber Verantwortung. Hinter diesen Gedanken steckt ein sehr positives, humanistisch geprägtes Weltbild. Und das hat auch unter bestimmten Voraussetzungen seine Berechtigung.

Sicherheit und Schutz

Gleichzeitig bleibt Geld die Basis des Lebensunterhalts. Und wenn man arbeitet, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann spielt Geld schon eine sehr relevante Rolle. Geld sichert das Überleben. Und unser Gehirn ist dann besonders motiviert, wenn es um Sicherheit und Schutz geht. Ohne Sicherheit und Schutz denken wir kaum über anderes nach. Ist das gewährleistet, dann treten andere Motivatoren an diese Stelle.

Einkommen und Glück

Die Nobelpreisträger Angus Deaton (2015) und Daniel Kahnemann (2002) fanden heraus, dass das Glücksempfinden der Amerikaner stark von ihrem Einkommen beeinflusst wird. Deaton ist es gelungen, einen absoluten Wert des Glücks festzulegen: 75.000 Dollar. Das waren 2015 etwa 61.000 Euro. Bis zu diesem Einkommen steigt das Glücksempfinden linear mit der Vermehrung des Einkommens. Danach nicht mehr. Dann greifen die vielen andere Variablen, die gemeinhin für Motivation verantwortlich gemacht werden. Allen voran der Faktor „gute Beziehungen zu anderen Menschen“. Je besser die Beziehungsgestaltung gelingt, umso mehr körpereigene Opiate werden ausgeschüttet.

Bedingungen müssen stimmen

Wenn wir allerdings überall gleich wenig verdienen, dann doch lieber auf angenehme Weise und in einer freundlichen Umgebung als unter Stress. Dann sind die Rahmenbedingungen ausschlaggebend für die Wahl des Arbeitsplatzes. Bei wenig Einkommen also müssen die anderen Faktoren optimal sein, um gute Mitarbeiter zu halten. Ein Arbeitsplatz, der sich individuell auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters abstimmen lässt, wenig stressig ist und ein freundliches Miteinander verspricht, liegt deswegen inzwischen bei Berufen, bei denen das Einkommen unter 60.000 Euro im Jahr liegt, ganz vorne, wenn ein Arbeitsverhältnis gesucht wird.

 

Benefits bieten

Hinzu kommen alle Anerkennungen, die das Portemonnaie entlasten. Für Menschen, die unter dem kritischen Einkommenswert liegen, sind Arbeitsinhalte nicht mehr so wichtig – im Schnitt der Untersuchungen nur für 9 Prozent der Arbeitsnehmer. Das erklärt, warum wir beispielsweise so viele Zahnmedizinische Fachangestellte in anderen Arbeitsfeldern finden.
Eine solide finanzielle Basis und die Möglichkeit, zusätzlichen finanziellen Spielraum zu erwirtschaften, sind deswegen in diesem Einkommenssegment nach wie vor die wichtigsten Motivatoren.

Fazit

Auch wenn Geld ein schlechtes Image hat. Es macht vielleicht nicht glücklich, aber es erleichtert den Alltag enorm. Und es gehört zu den wichtigen Lebenserfahrungen, auch einmal in einem Taxi weinen zu können.


Der vollständige Artikel ist der Printausgabe der DZW 03/18 erschienen.