Die deutsche ITI-Sektion betrauert den Tod von Prof. Dr. Dr. Dieter Weingart, mit dem sie nach eigenen Worten einen „hervorragenden Kieferchirurgen, herausragenden Wissenschaftler und begnadeten Lehrer“ verliert, der früh das Potenzial der Implantologie erkannte und den Fachbereich ständig vorantrieb. Damit muss sich die deutsche ITI-Sektion nach Professor Dr. Wilfried Schilli (2019) nun von einem weiteren führenden Kopf verabschieden.
Dr. Georg Bach, Communications Officer der Deutschen ITI-Sektion, der ihn als Lehrer und späteren Arbeitskollegen kennen- und schätzen gelernt hatte, erklärt in einem Nachruf, dass Professor Dr. Dr. Dieter Weingart einem heimtückischen Leiden erlag.
Weiter heißt es dort:
Als Kind des badischen Pforzheim wuchs Dieter Weingart nicht nur im Südweststaat auf, nein er blieb diesem – mit kurzen Unterbrechungen – auch ein Leben lang treu. Wer indes aus dieser lokalen Beständigkeit darauf schließen möge, dass Dieter Weingart ein „fixiertes, in engen Grenzen verlaufendes“ Leben geführt hätte, der sieht sich indes komplett getäuscht: Das exakte Gegenteil traf zu – Offenheit, enorme Schaffenskraft und Lust Neues zu entdecken, das vielmehr zeichneten Dieter Weingart aus.
Basis war Lehre als Zahntechniker
Vor seiner akademischen Laufbahn absolvierte der junge Weingart – nur wenigen ist dies bekannt – eine Zahntechnikerlehre, dem sich rasch die Studien der Human- und Zahnmedizin und dann die Ausbildung zum Mund-, Kiefer- und Geschichtschirurgen anschloßen. Diese kieferchirurgische Ausbildung konnte Dieter Weingart in Freiburg im Breisgau absolvieren und stieß zur legendären „Freiburger Truppe“ um Professor Dr. Wilfried Schilli, der zu seinem sicherlich wichtigsten Förderer und akademischen Lehrmeister wurde.
Aber im 6. Stock der Freiburger Zahnklinik bekam Weingart nicht nur das breite Spektrum der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vermittelt, nein zu dieser Zeit war Freiburg auch eines der entscheidenden Zentren für orale Implantationen und für das junge, gerade gegründete Internationale Team für Implantologie. Und dieses ITI avancierte zu einem roten Faden, der sich durch das künftige Leben von Dieter Weingart durchgehend zog. Das kongeniale Freiburger Duo Schilli-Krekeler war somit für den Einstieg Weingarts in die Orale Implantologie verantwortlich, nahtlos schloss sich die westfälische Zeit hier an, als Weingart mit Professor Joos und Professor Kleinheinz von Freiburg nach Münster wechselte.
Freiburger Duo Schilli-Krekeler war Einstieg Weingarts in die Orale Implantologie
Der nächste Höhepunkt seiner akademischen Karriere folgte rasch – Weingart wurde zum Leiter der Abteilung für Mund-, Kiefer-Gesichtschirurgie des Katharinen-Hospitals in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart und behielt diese Position bis zu seinem viel zu frühen Tod inne. Diese steile Karriere Weingarts, die immer nur eine Richtung kannte, nämlich die nach oben, kann mit Fug und Recht als beredter Beweis für die außerordentlichen Fähigkeiten Weingarts gewertet werden. In seiner neuen Position in Stuttgart zeigten sich neben den anerkannten wissenschaftlichen und fachlichen Fähigkeiten Weingarts weitere Eigenschaft, die sich für seine Abteilung als segensvoll erweisen sollte, die der ausgesprochenen Befähigung zur Lehre und zur Netzwerkbildung.
Und so bildete Weingart nicht nur eine ganze Generation bemerkenswerter Wissenschaftler und Oral- und Kieferchirurgen aus, diese konnten wiederum das erworbene Wissen an ihren neuen Wirkungsstätten an Universitäten und in freien Praxen weitergeben. Alle die Dinge dazustellen, die Professor Dr. Dr. Dieter Weingart in seiner Schaffensphase und darüber hinaus angestossen hat, würde den Rahmen dieses Nachrufes sprengen, unbedingt erwähnt werden sollten aber seine Entwicklungen und Forschungen zur osteosynthetischen Versorgung von Kieferfrakturen, zur Behandlung von Malignomen – und natürlich zur Implantologie.
Zweiter deutscher Präsident des ITI
Visionär wie Weingart lebenslang war, erkannte er das unglaubliche Potenzial des zahnärztlichen Fachbereichs der Implantologie und führte diesen vehement in die wissenschaftliche Forschung ein. Als früher Fellow des ITI und später als dessen zweiter deutscher Präsident (nach Schilli) vermochte er der Oralen Implantologie einen weiteren, erheblichen Schub zu geben und das Ringen um dieses zahnärztliche Fachgebiet war auch das, was Weingart ständig bewegte.
Wir trauern um einen großen Visionär, hervorragenden Wissenschaftler und Chirurgen und um einen ganz besonderen Menschen, der uns viel zu früh verlassen musste und der eine ungemein große Lücke hinterlässt.