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So konservieren Sie Ihre Urlaubsfrische

Urlaubserholung kann immer wieder abgerufen werden.

Urlaubserholung kann immer wieder abgerufen werden.

Hatten Sie einen schönen Urlaub? Weicht die mühsam antrainierte Urlaubsfrische langsam dem Arbeitsblues? Dann haben Sie das Post-Holiday-Syndrom. Und damit sind Sie nicht allein. Der Psychologe Dr. Martin Morgenstern zeigt Ihnen nachstehend, wie Sie Ihre Urlaubsfrische konservieren und sukzessive abrufen ... Dann haben Sie mehr von Ihrem Urlaub. Das haben Sie sich verdient!
 

Neuere Studien zeigen, dass bei immer mehr Menschen die Erholung eines Urlaubs bereits nach weniger als einer Woche verflogen ist. Weg ist das Gefühl des Nicht-gehetzt-seins und des Durchatmen-könnens. Doch was können wir dagegen machen? Wie gelingt es uns, die Urlaubserholung zu konservieren und sukzessive abzurufen? Antworten liefert der Psychologe Dr. Martin Christian Morgenstern.

Einen Baum pflanzen:

Machen Sie es sich für diese Technik an einem beliebigen Ort bequem und reservieren Sie sich ein Zeitfenster von fünf bis zehn Minuten. Wenn Sie danach terminlich eng sind, stellen Sie sich einen Wecker, denn manchmal schläft man dabei auch gerne ein.
Haben Sie dabei nicht den Anspruch, dass der Ort völlig ruhig ist. Das gibt es meistens nur auf Friedhöfen. Die Kunst ist, unter auch nicht optimalen Bedingungen abschalten zu lernen.
Schließen Sie nun Ihre Augen und stellen sich vor, Sie drücken ein Samenkorn in den Boden. Nun stellen Sie sich in Ihrer Phantasie vor, wie aus dem Samenkorn ein kleiner Stamm aus dem Boden erwächst. Jetzt nehmen Sie alle Wahrnehmungen und Gedanken, die Ihnen gerade durch den Kopf gehen, und lassen Sie mit ihnen den Baumstamm immer dicker und größer werden.
Wenn der Stamm durch Gedanken und Wahrnehmungen genährt, richtig groß und stark geworden ist, dann lassen Sie in der Baumkrone schöne grüne Blätter wachsen. Jetzt dürfen Sie Ihren Baum ein wenig bestaunen!
Was ist das für ein Baum? Wie sieht der Stamm genau aus? Wie sehen die Blätter genau aus? Wie sieht der Boden unter den Füßen aus? Wie sieht es in der Umgebung aus? Ihre Umgebung kann ja zum Beispiel einem Lieblingsort aus einem Urlaub ähneln ...
Vielleicht können Sie ja auch noch Geräusche wahrnehmen? Vielleicht spüren Sie etwas Wind oder Sonne auf Ihrer Haut, oder Gerüche?
Je mehr Sie sich nun in der Welt versenken, desto entspannter werden Sie. Sie schöpfen neue Kraft und tanken Erholung. Mit dem Wecker oder dem natürlichen Öffnen der Augen beenden Sie dann Ihren Kurzurlaub. Aber Sie wissen, dass Sie ab jetzt jederzeit hier hin wieder zurückkehren können.

Die Schritte in Kurzform:

  • Tageszeitpunkt leichter Müdigkeit wählen
  • Zeitfenster von fünf bis zehn Minuten nehmen und eventuell Wecker stellen
  • Augen schließen
  • In der Phantasie Samenkorn in den Boden drücken
  • Baumstamm wachsen lassen und alle Gedanken und Wahrnehmungen dort reindrücken
  • Blätter wachsen lassen
  • Umgebung entstehen lassen
  • Weitere Eindrücke wie Geräusche, Wahrnehmungen oder Gerüche suchen

Die kleine Atempause:

Nehmen Sie sich dazu ein Zeitfenster von rund fünf Minuten und stellen Sie ruhig einen Wecker dazu ein. Machen Sie es sich gemütlich. Wenn Sie wollen, können Sie auch noch etwas Musik oder andere stimmungsfördernde Mittel einsetzen. Dann konzentrieren Sie sich zu Beginn nur auf das Einatmen durch die Nase. Stellen Sie sich dabei einfach vor, sie atmen durch den Bauchnabel ein.
Dabei können Sie feststellen, wie sich Ihre Lungen von der Tiefe aus mit frischer Luft füllen und sich der Brustkorb immer mehr erweitert. Das Einatmen sollte ungefähr vier bis fünf Sekunden dauern. Anfänglich können Sie ruhig mit der inneren Stimme mitzählen.
Nach dem Einatmen lassen Sie einfach los und atmen langsam durch den leicht geschlossenen Mund aus.
Wenn Ihre Gedanken oder andere Wahrnehmungen wie Geräusche Ihre Aufmerksamkeit von der Atmung abziehen, ist das normal. Versuchen Sie, wenn Sie es merken, dann einfach wieder auf die Atmung – mit Schwerpunkt Einatmen – zurückzukehren.

Die Schritte in Kurzform:

  • Fünf Minuten Zeit nehmen und Wecker stellen
  • Bequem machen
  • Konzentration auf das Einatmen durch die Nase
  • In der Vorstellung wird durch den Bauchnabel eingeatmet
  • Beim Ausatmen einfach loslassen und durch den leicht geschlossen Mund ausatmen
  • Wenn die Gedanken abschweifen, einfach wieder auf das Einatmen konzentrieren

Das Abschaltritual:

Körper und Geist entspannen in der Freizeit meist automatisch. Denn in der freien Zeit machen Menschen das, wonach ihnen ist. Ganz egal, ob Sie zum Beispiel Fernsehen gucken, ein Buch lesen, mit anderen Menschen sprechen, im Internet surfen, spazieren gehen oder Sport treiben. In Abhängigkeit zur Energie machen sie meist entweder herausfordernde oder eher entspannende Dinge.
Das alles funktioniert aber nur dann, wenn der unbewusste Teil des Gehirns sich gedanklich von der Arbeit verabschiedet. Der Geist nimmt aber nicht selten Arbeitsthemen mit nach Hause. Dann klappt das Abschalten nicht gut, weil die Gedanken an die Arbeit immer weiter Stress im Körper auslösen.
Um sich von belastenden Arbeitsgedanken zu lösen, bedarf es eines Rituals. Möglicherweise wenden Sie bereits schon eins mehr oder weniger bewusst an. Manche Menschen legen mit der Berufskleidung den Job ab, andere trinken erstmal eine Tasse Tee oder legen zehn Minuten die Füße hoch.
Eine Idee von mir für ein Ritual findet am Türschloss statt: Wenn Sie zu Hause ankommen und den Schlüssel ins Schloss stecken, atmen Sie einmal so langsam wie Sie können durch die Nase ein und so langsam wie es geht durch den leicht geschlossenen Mund wieder aus. Betreten Sie dann Ihre Wohnung, schenken sich selber ein freundliches Lächeln und sagen sich „Ich wünsche mir jetzt eine erholsame und schöne freie Zeit!“ Stellen Sie sich dabei vor, mit der Türschwelle eine Linie zu überqueren.

Eins ist noch wichtig! Wenn wir sehr gestresst nach Hause kommen, dann flitzen immer noch viele Stresshormone im Körper rum. Wenn sie jetzt versuchen würden, in die Freizeit zu wechseln, würden sie wahrscheinlich trotzdem keine innere Ruhe finden. Ihr angetriebener Körper treibt jetzt weiter den Geist an. Meine Empfehlung wäre jetzt das zu tun, wofür Stresshormone da sind: Bewegung! Ob Sie jetzt körperlich im Haus oder Garten arbeiten, zügig spazieren gehen oder zum Sport, das bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Stresshormone vor dem Abschalten verbrauchen!

Die Schritte im Einzelnen:

  • Beim Aufschließen so langsam wie es geht durch die Nase einatmen
  • So langsam wie es geht durch den leicht geschlossenen Mund ausatmen
  • Die Wohnung mit einem freundlichen Lächeln betreten und sich bei der Türschwelle vorstellen, eine Linie zu überqueren
  • Sich selbst ein erholsame und schöne freie Zeit wünschen
  • Stresshormone verbrauchen durch körperliche Aktionen und Bewegung
  • Alternativ ein anderes Ritual des Übergangs suchen und üben

Ich hoffe es ist mir gelungen, Ihnen ein paar neue Ideen für Ihre Gelassenheit geben zu können. Natürlich führen alle Wege nach Rom und es gibt viele weitere tolle Tipps und Techniken. Wichtig für Sie noch zu wissen ist, dass wir gar nicht so viele Techniken brauchen. Lieber nur zwei bis drei Techniken, aber diese regelmäßig anwenden. Denn mit jeder Wiederholung gelingt eine Technik mit ihrem positiven Effekt immer leichter, bis sie dann fast automatisch läuft. Und das ist gerade in stressigen Zeiten so wichtig. Der römische Philosoph Seneca sagte dazu sehr schön: „Der wahre Steuermann zeigt sich im Sturm.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Erkenntnisse auf Ihrem Weg zur Gelassenheit!

Dr. Martin Morgenstern

Quelle: BusinessVillage GmbH