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Zahnarztbesuch senkt Gesundheitskosten

Für schnelle Leser

  • Daten zeigen enge Verknüpfung von oraler und allgemeiner Gesundheit.
  • Zahnmedizinisch versorgte Patienten verursachen geringere sonstige medizinische Kosten.
  • Parodontitisbehandlung reduziert Gesundheitskosten bei Diabetes-Patienten um gut 40 Prozent.
  • Patienten bewerten medizinische Screenings durch Zahnärzte überwiegend positiv.
  • Screenings auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsformen denkbar.

Ein Autorenteam kommt im Journal of the American Dental Association (JADA) zu dem Ergebnis, dass häufiger Zahnarztbesuch und gute Allgemeingesundheit eng zusammenhängen [1]. Das zeigten Versorgungsdaten, die mit Patientenbefragungen zur eigenen Gesundheitswahrnehmung verknüpft wurden. Die Autoren folgern, dass zahnmedizinische und sonstige medizinische Versorgung enger auf einander abgestimmt werden sollten.

Kosten für Schwangerschaften sinken um 75 Prozent

So ergaben Studien, dass durch Parodontitis-Therapie Kosten für Diabetesbehandlung um jährlich 40 Prozent (2.840 US-$) pro Jahr reduziert werden können (Basis: 2011 bis 2013) [2]. Ähnliches gelte für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (40,9 Prozent) und Kosten im Zusammenhang mit Schwangerschaften (73,7 Prozent). Ein großer Teil dieser Ausgaben wird in den USA durch notwendige Klinikaufenthalte verursacht. Eine unmittelbare therapeutische Wirkung von Parodontitisbehandlung ist jedoch für die meisten Erkrankungen nicht erwiesen.

USA: Studien haben ergeben, dass durch Parodontitis-Therapie Kosten im Zusammenhang mit Schwangerschaften um 73,7 Prozent reduziert werden können

USA: Studien haben ergeben, dass durch Parodontitis-Therapie Kosten im Zusammenhang mit Schwangerschaften um 73,7 Prozent reduziert werden können

Als zweiter Hebel, Gesundheit über interdisziplinäre Kooperation zu verbessern, werden im JADA-Beitrag Screenings durch Zahnärzte diskutiert. Diese könnten die oben genannten systemischen Erkrankungen betreffen, aber auch spezielle Krebsformen. Seit Kurzem ist zum Beispiel in Deutschland ein Bluttest verfügbar, mit dem Antikörper gegen HPV16-assoziierte Rachenkrebs-Faktoren nachweisbar sind.

Elektronische Patientenakte gewünscht

Vielversprechend ist die Tatsache, dass Patienten offenbar positiv auf diese Leistungen reagieren. So nehmen US-amerikanische Patienten Zahnärzte, die entsprechende Tests durchführen, als kompetenter und fürsorglicher wahr [3]. Andererseits beklagten Allgemeinmediziner mangelhaften Informationstransfer. Dieser könnte durch elektronische Kommunikation, aber auch durch Qualitätszirkel verbessert werden.

Mangelnde Qualität wird in Deutschland bei der Durchführung von Bürstenbiopsien beklagt [4]. Dies könne deren diagnostischen Wert infrage stellen. Insgesamt scheint eine bessere medizinische Ausbildung von Zahnärzten dringlich – ebenso wie eine bessere zahnmedizinische für Ärzte. Diese kann nach Ansicht des Autors mittel- bis langfristig unter anderem durch überarbeitete und integrierte Approbationsordnungen erreicht werden.


Hinweis

Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.


Literatur

[1] Chalmers NI, Wislar J, Boynes S, Doherty M, Novy B. Improving health in the United States. Journal of the American Dental Association (1939) 2017;148:477-480.
[2] Jeffcoat MK, Jeffcoat RL, Gladowski PA, Bramson JB, Blum JJ. Impact of periodontal therapy on general health: evidence from insurance data for five systemic conditions. American journal of preventive medicine 2014;47:166-174.
[3] Greenberg BL, Kantor ML, Jiang SS, Glick M. Patients' attitudes toward screening for medical conditions in a dental setting. J Public Health Dent 2012;72:28-35.
[4] Schmidt-Westhausen AM, Daniel L, Ebhardt H. Die Bürstenbiopsie in der Diagnostik – eine retrospektive Studie basierend auf der S2k-Leitlinie der DGZMK. Dtsch Zahnärztl Zeitschr 2016;71:226-232.