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Mit gesunden Zähnen an den Start gehen

Tomppert Denecken

Dr. Torsten Tomppert (l.), Präsident der LZK BW, und Harald Denecken, Präsident von Special Olympics Baden-Württemberg, unterzeichneten am 1. Dezember 2017 in Stuttgart eine Vereinbarung zur Kooperation.

Dr. Torsten Tomppert, Präsident der LZK Baden-Württemberg, und Harald Denecken, Präsident von Special Olympics Baden-Württemberg, unterzeichneten am 1. Dezember in Stuttgart eine Vereinbarung mit Signalcharakter. Sie soll Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung durch wirksame Mundgesundheitsprogramme stärken.

 

Zahngesundheit verbesserungsbedürftig

Wie die Unterzeichner erklärten, haben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ein hohes Risiko für gesundheitliche Einschränkungen durch Fehlernährung, mangelnde körperliche Betätigung, eingeschränkt behandelte Seh- und Hörschwächen sowie Fußschäden. Auch um ihre Zahn- und Mundgesundheit sei es nicht gut bestellt. Das zeigten zum Beispiel Untersuchungen bei den Landes-Sommerspielen von Special Olympics in Offenburg 2017. Rund 30 Prozent der untersuchten Teilnehmer wiesen einen behandlungsbedürftigen Zahnbefund auf. Bei den weniger Aktiven aus dieser Gruppe, die in Werkstätten besucht und mittels eines standardisierten Untersuchungsbogens befundet wurden, waren rund 50 Prozent behandlungsbedürftig. 18 Prozent gaben Zahnschmerzen an.

Versorgungslücken schließen

Bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags betonte Tomppert, dass mit dieser Vereinbarung eine klaffende Versorgungslücke geschlossen werden kann. Die im Sozialgesetzbuch V festgeschriebene Verpflichtung von Krankenkassen, öffentlichem Gesundheitsdienst und Zahnärzteschaft „gemeinsam und einheitlich Maßnahmen zur Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen“ bei Kindern und Jugendlichen durchzuführen, endet mit dem 16. Lebensjahr. Selbst wenn die Betroffenen ein hohes Risiko für Karies haben. Jugendliche und Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung sind daher auf freiwillige Maßnahmen zur Gruppenprophylaxe angewiesen. Umso wichtiger seien daher Kooperationen, die die Umsetzung von Zahn- und Mundgesundheitsprogrammen für diese Hochrisikogruppe finanziell und personell fördern. Für Dr. Guido Elsäßer, der für den Arbeitskreis Alterszahnheilkunde und Behindertenbehandlung der LZK BW sprach, ist diese Vereinbarung ein „weiterer wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich Gesundheit“. Ein zusätzlicher Benefit bestünde darin, dass die in anonymisierter Form zur Verfügung gestellten Untersuchungsergebnisse im Rahmen der Versorgungsforschung Aufschluss über den Zustand der Mundgesundheit von Menschen mit geistigen Behinderungen geben.

 

Special Smiles – Gesund im Mund

Seit seiner Gründung 2004 hat sich der baden-württembergische Landesverband von Special Olympics Deutschland (SOD) die Schaffung von Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten in unterschiedlichen Disziplinen als wichtigstes Ziel gesetzt. Der eingetragene Verein vertritt rund 5.000 Sportler, 42 Behinderteneinrichtungen, 20 Schulen, 21 Vereine sowie Einzelmitglieder. Im Rahmen von sportlichen Wettbewerben wird das Programm „Special Smiles – Gesund im Mund“ wirksam, bei dem Zahnärzte, Studenten der Zahnmedizin und zahnmedizinisches Fachpersonal Reihenuntersuchungen und Mundhygieneunterweisungen für die behinderten Sportler durchführen. Die teilnehmenden Athleten erhalten einen niederschwelligen Zugang zu einer zahnärztlichen Untersuchung, die die Motivation zur eigenen Mundhygiene einschließt. Wie Athletensprecher Martin Baum aus Stetten, der Radfahren und Ski-Langlauf betreibt, bei der Unterzeichnung deutlich machte, finden die Untersuchungen „ohne Spritze und Bohrer“ statt und dienen dazu, Angst abzubauen und das Vertrauen zum Zahnarzt zu fördern.

 

Präventionsprogramm auch für Nicht-Sportler

Doch nicht nur während sportlicher Großveranstaltungen finden umfangreiche Kontrolluntersuchungen und Mundhygieneschulungen statt. Der intensive Kontakt von Special Olympics zu Behinderteneinrichtungen ermöglicht den Besuch von Menschen mit Behinderung an ihrem Arbeitsplatz in Werkstätten. Somit können auch Nicht-Sportler das kostenlose und freiwillige Präventionsprogramm nutzen.

 


Special Olympics Deutschland organisiert mit seinen Landesverbänden pro Jahr mehr als 200 Wettbewerbe. Die deutsche Sektion der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung besteht seit mehr als 25 Jahren. Die vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannte Sportbewegung wurde 1968 von Eunice Kennedy Shriver, der Schwester des ehemaligen US-Präsidenten, ins Leben gerufen. Heute vertritt Special Olympics fünf Millionen Athleten aus 170 Ländern. Ziel ist es, Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz, Selbstbewusstsein und Teilhabe am öffentlichen Leben zu verhelfen. SOD betrachtet sich darüber hinaus als Alltagsbewegung mit einem ganzheitlichen Angebot. Dazu gehört das Programm „Healthy Athletes“, das hauptsächlich der Prävention und Gesundheitsförderung dient und für die Verbesserung von Trainingsfähigkeit sowie für mehr Gesundheitsbewusstsein im Alltag sorgen soll.