Marcus van Dijk, Europaleiter für Vertrieb und Marketing des Duisburger Prophylaxespezialisten Hager und Werken, beschreibt in einem Gespräch mit der DZW-Redaktion die diesjährige Ausrichtung des Präventions-Forums.
Im September findet bereits zum zweiten Mal das DZW-Präventions-Forum in der Haranni Academie in Herne statt. Diesjähriges Motto ist „Prävention und Parodontologie“. Was erwartet die Teilnehmer?
Marcus van Dijk: Sämtliche Teilnehmer erwartet ein extrem informatives, praxisnahes und kurzweiliges Fortbildungswochenende. Unsere Referenten zählen zu den Top-Speakern der wissenschaftlichen, europäischen Paro-Szene und wir dürfen sehr praxisnahe Vorträge erwarten. Gesammeltes Wissen und mitgenommene Ideen können so im Idealfall bereits in der Folgewoche direkt in den Praxen umgesetzt werden.
Mit Prof. Thomas Beikler, Inhaber des Lehrstuhls für Parodontologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Prof. Adrian Kasaj, Oberarzt für Parodontologie der Universitätsmedizin Mainz, Oberarzt PD Dr. Dirk Ziebolz aus dem Funktionsbereich Interdisziplinäre Zahnerhaltung und Versorgungsforschung der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Leipzig und PD Dr. Anette Moter vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene des Biofilmzentrums der Charité, Berlin, ist es uns auch 2017 gelungen, exzellente Sprecher mit spannenden Themen für unsere Teilnehmer zu gewinnen. Traditionell wird es am Freitag erneut einen geselligen Get-Together-Abend geben, sodass auch der kollegiale Austausch untereinander nicht zu kurz kommt.
In diesem Jahr wird erstmals ein zubuchbares Workshop-Programm angeboten. Was war die Idee dahinter? Wird Ihr Unternehmen auch diesen praktischen Teil mitgestalten?
Marcus van Dijk: Es ist bekannt, dass erlernte Zusammenhänge viel einfacher umgesetzt werden, wenn sie in praktischen Workshops ausprobiert und geübt werden können. Und egal ob Anfänger oder Expertin, es gibt immer praktische Tipps und Tricks, die sich aus den Arbeitskreisen mitnehmen lassen. Die Idee hinter den Praxisworkshops ist, dass diese nicht einfach nur eine Präsentations-Plattform für die Dentalindustrie sein sollen, vielmehr werden hier hochqualifizierte Dentalhygienikerinnen in ausgesuchten Bereichen des Biofilmmanagements Strategien, Anwendungen und praktische Umsetzungen zeigen und zum Mitmachen anleiten.
Es wird eigene Workshops geben für die Bereiche Biofilmmanagement durch Ultraschall Scaling, Biorepulsive Oberflächenschutztechnologie im Kampf gegen PAR und PI sowie Einblicke in die softwaregeführte Paro-Behandlung mit vollständiger Anamnese, Therapieplanung und systematischer Begleitung des Patienten.
Als Exklusivanbieter der Cavitron-Ultraschalleinheiten der Dentsply-Sirona-Gruppe in Deutschland und Österreich werden wir für diesen praktischen Teil die Demogeräte stellen, sodass sich die Teilnehmer ein eigenes Bild von den Anwendungsvorteilen der magnetostriktiven Ultraschalltechnologie und der extrem feinen Inserts machen können.
Was sind die wichtigsten Gründe für die kontinuierliche Fortbildung von Prophylaxe-Fachkräften?
Marcus van Dijk: Wie in anderen Fachbereichen schreitet der Wissensstand in der Zahnmedizin rasend voran. Forschungsergebnisse aus der Mikrobiologie eröffnen uns unglaubliche neue Einsichten, neue technische Entwicklungen und Innovationen erobern den Markt, verändern unsere Sichtweise und nehmen Einfluss auf Therapieauswahl und Behandlungsabläufe.
Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich inzwischen alle drei bis fünf Jahre, je nach Bereich. Jemand, der vor fünf oder sogar zehn Jahren seine Ausbildung beendet hat und sich seitdem nicht mehr weiterbilden durfte, läuft Gefahr, weit unter seinen Möglichkeiten zu behandeln. In einem Markt mit zunehmenden Wettbewerbsdruck kann sich dies nachteilig auf die eigene Praxispositionierung auswirken
Wie sieht es im internationalen Vergleich aus? Wird die „Chance Prophylaxe“ in Deutschland so genutzt wie in anderen Ländern?
Marcus van Dijk: Leider nein. Im Vergleich zu anderen Ländern mit vergleichbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen liegen wir eher im letzten Drittel. In den USA zum Beispiel gibt es ca. 160.000 Zahnmediziner und 190.000 zertifizierte Dentalhygienikerinnen. In Deutschland haben wir ca. 52.000 noch in Praxen oder Kliniken beschäftigte Zahnmediziner, jedoch weniger als 1.500 DHs. Das sind Verhältnisse, an denen wir noch arbeiten müssen.
Bedingt durch unsere soziodemographischen Verhältnisse in Deutschland wird der ganz große Ansturm auf Zahnpflege, Zahnerhaltung, Implantatnachsorge und Prävention erst noch kommen. Wenn es uns nicht gelingt, bereits den Einstieg zum Ausbildungsberuf zur ZMF wieder attraktiver zu gestalten, werden wir in Zukunft an einem ausgeprägten Fachkräftemangel zuungunsten der gesamten Zahnmedizin leiden.
In den nordischen Ländern zum Beispiel wird die Prophylaxe bereits von früh an als Kassenleistung bezahlt. In der Konsequenz haben die Menschen dort (die das Angebot auch nutzen) wesentlich länger gesündere Zähne, und die Gesamtkosten für Füllungen und prothetische Leistungen konnten reduziert werden.
In Deutschland ist die reine Prophylaxe eine Privatleistung, und hier steht die Zahnarztpraxis im Wettbewerb mit anderen Freizeit-, Wellness- und Beauty-Ausgaben. Wenn das eigene Budget limitiert ist, dann fällt eine Entscheidung eher schon einmal zugunsten der schönen Fingernägel, der neuen Haarfarbe oder einem Wellnessbesuch aus.
Auf der einen Seite versuchen Zahnmediziner, Prophylaxe-Fachkräfte, Dentalindustrie, Dentalhandel, Fachpublikationen und Verbände durch entsprechende Publikationen, Fortbildungen, Tage der offenen Tür etc. die Wichtigkeit der unterstützenden Parodontaltherapie zu unterstreichen und den interdisziplinären Einfluss auf andere Allgemeinkrankheiten bewusst zu machen.
Auf der anderen Seite gibt es Publikationen in der Yellow Press, die Zahnmediziner als „Abzocker“ darstellen, die Sinnhaftigkeit der Prävention infrage stellen und damit Unsicherheit in der Bevölkerung erzeugen. Hier sollten mit professionellen Konzepten, stetiger Fort- und Weiterbildung, guter Kommunikation und wissenschaftlichem Background Unsicherheiten abgebaut und eine Brücke zwischen bezahlter, aber bezahlbarer Mundgesundheit und Allgemeinbefinden der Patienten gebaut werden.