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Komposit mit doppeltem Risiko für Sekundärkaries

Neues aus der oralmedinischen Forschung

Kompositfüllungen in bleibenden Seitenzähnen haben im Vergleich zu Amalgam ein gut doppelt so hohes relatives Risiko, dass nach mindestens drei Jahren Sekundärkaries auftritt (RR=2,14). Das Risiko für Frakturen ist dagegen nach demselben Zeitraum etwas geringer (RR=0,87). Klinisch bedeutsame biologische Nebenwirkungen, zum Beispiel in Bezug auf neurologische Symptome, Immunfunktion oder Porphyrin-Ausscheidung wurden weder für Komposit noch für Amalgam gefunden, auch keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Materialklassen.

Die systematische Literaturauswertung erfolgte durch die Cochrane Collaboration auf der Basis von acht randomisiert-kontrollierten Vergleichsstudien [1]. Das Institut bewertet allerdings die Evidenzqualität als gering (Sekundärkaries, Frakturen) bis sehr gering (biologische Verträglichkeit).

Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) kam in ihrer nicht mehr gültigen Handlungsempfehlung von 2016 zu anderen Ergebnissen. Demnach ist die Lebensdauer von Amalgam und Komposit in Langzeitstudien (mindestens 10 Jahre) bei „adäquater Verarbeitung“ vergleichbar [2]. Sekundärkaries wird nur als „Anwendungseinschränkung“ für Komposite kurz erwähnt. Weiterhin wird die Möglichkeit von Reparaturen hervorgehoben. Forschungsbedarf sehen die Autoren primär für den Vergleich direkter mit indirekten Restaurationen.

Minimata und neue Kompositsysteme

Die Schlussfolgerungen des Cochrane-Review benennen das insgesamt fast doppelt so hohe Gesamt-Versagensrisiko von Kompositfüllungen, das laut Ergebnisteil auf der Sekundärkariesrate beruht [1]. Dennoch fehlt hier eine Empfehlung, bei der Materialwahl das individuelle Kariesrisiko zu berücksichtigen. Dagegen wird hervorgehoben, dass die Ergebnisse angesichts der Minamata-Konvention zur Amalgamreduzierung Ländern mit geringen Ressourcen als Argumentationshilfe dienen können. Auch erwähnt die Cochrane Collaboration, dass weiter entwickelte Kompositsysteme möglicherweise zu besseren Ergebnissen führen und relativiert auch damit die höhere Versagensquote.

Eine im Jahr 2020 publizierte Studie mit über 4.000 auch röntgenologisch untersuchten Füllungen in allen Mundbereichen bestätigt jedoch Sekundärkaries als wichtige Ursache für Füllungsversagen. Sekundärkaries trat hier bei Kompositfüllungen signifikant häufiger auf als bei Amalgamfüllungen, sogar unabhängig vom individuellen Kariesrisiko [3]. Es erscheint daher sinnvoll, bei der Materialwahl das individuelle Kariesrisiko zu berücksichtigen und Patienten gegebenenfalls sorgfältig über das erhöhte Versagensrisiko von direkten Kompositrestaurationen aufzuklären.

Dr. Jan H. Koch, Freising

Hinweis: Beiträge in der Rubrik Oralmedizin kompakt können nicht die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sollen lediglich – auf der Basis aktueller Literatur und/oder von Experten-Empfehlungen – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.

 

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Literatur

[1] Worthington HV, Khangura S, Seal K, Mierzwinski-Urban M, Veitz-Keenan A, Sahrmann P, et al. Direct composite resin fillings versus amalgam fillings for permanent posterior teeth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021. Nummer 8.
[2] DGZ, DGZMK. Kompositrestaurationen im Seitenzahnbereich; S1-Handlungsempfehlung (Langversion); AWMF-Registernummer: 083-028; Stand: Oktober 2016; Gültig bis: Oktober 2021 2016 (S3-Leitlinie angemeldet).
[3] Nedeljkovic I, De Munck J, Vanloy A, Declerck D, Lambrechts P, Peumans M, et al. Secondary caries: prevalence, characteristics, and approach. Clinical Oral Investigations 2020;24:683-691.