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Bulk-Fill-Komposite: Was wissen wir heute?

Oralmedizin kompakt: Bulk-Fill-Komposite: Was wissen wir heute?

Vor dem Hintergrund des „Phase-out“ von Amalgam besteht der Wunsch, möglichst einfach zu applizierende und wenig techniksensitive Alternativen zu finden. Hier kommen Bulk-Fill-Komposite ins Spiel, die die aufwendige Schichttechnik, mit der herkömmliche Komposite verarbeitet werden, vereinfachen und eine Füllungslegung beschleunigen sollen. Tatsächlich kann mehr Material auf einmal in eine Kavität eingebracht und ausgehärtet werden, denn aufgrund der höheren Transluzenz ergeben sich Durchhärtungstiefen von vier bis fünf Millimetern bei reduziertem Polymerisationsschrumpfungsstress.

Solche Tiefen sind gerade approximal im Seitenzahnbereich allerdings schnell erreicht, sodass die Applikation in einer Portion nicht möglich ist. Eine Überprüfung der Kavitätentiefe mit einer PA-Sonde ist immer hilfreich. Für eine vollständige Lichtpolymerisation ist unbedingt auf eine dem Material und der Lichtleistung der Lampe entsprechend lange Aushärtungszeit zu achten, sowie auf die korrekte Ausrichtung des Lichtleiter-Austrittsfensters gegenüber der Füllungsoberfläche.

Für schnelle Leser

  • Bulk-Fill-Komposite sind mit herkömmlichen Kompositen im kaulasttragenden Seitenzahnbereich vergleichbar
  • Flowable Bulk-Fills benötigen eine Überschichtung mit hochviskösem Komposit
  • selbstadhäsive Bulk-Fill-Komposite nach drei Jahren klinischer Beobachtungszeit vielversprechend

Bulk-Fill – klinische Performance ähnlich herkömmlichen Kompositen

In den vergangenen Jahren wurden einige systematische Reviews mit Metaanalysen zum Thema Bulk-Fill versus konventionelles Komposit publiziert. Alle kamen zu dem Ergebnis, dass die Erfolgsquoten von Bulk-Fill-Kompositen mit denen von Kompositen in Schichttechnik vergleichbar sind [1, 3, 4]. Die Dauer der Nachbeobachtungen variiert: Die klinische Performance von Bulk-Fill-Kompositen im Seitenzahnbereich ist den herkömmlichen nach einem Follow-up von ein bis drei Jahren vergleichbar, zeigte ein systematisches Review mit Metaanalyse [1]. Eine randomisiert kontrollierte klinische Studie aus der Türkei bescheinigt einem Bulk-Fill-Komposit eine vergleichbare Leistung wie einem nanogefüllten Komposit nach sechs Jahren Füllungsliegedauer [2].

Randintegrität der Bulk-Fill-Komposite zufriedenstellend

Eine polnische Arbeitsgruppe inkludierte zehn Studien in ihr Review mit Metaanalyse zum Thema Füllungsrandverhalten: Fließfähige und stopfbare Bulk-Fill-Komposite ergaben dabei eine vergleichbare Randintegrität bei Klasse-II-Füllungen. Dar­über hinaus war die Randintegrität vergleichbar mit konventionellen, in Inkrementtechnik eingebrachten Kompositen, so die Studienautoren. Bei der Verwendung eines Adhäsivsystems in Total-Etch-Technik und der Lokalisation des Füllungsrandes im Schmelz war die Randintegrität durchweg besser [5].

Neue Entwicklungen: fließfähig und modellierbar in einem Material

Neuere Entwicklungen sind thermisch oder schallaktivierte Bulk-Fill-Materialien. Mit diesen Verfahren sollen die Eigenschaften von fließfähigem und modellierbarem Komposit in einem Material vereinigt werden. Durch Wärme oder Schallenergie aktiviert, reduziert sich vorübergehend die Materialviskosität und ermöglicht eine Fließfähigkeit. Sobald die Schallenergie aufhört beziehungsweise das Material abkühlt, kehrt das Komposit in einen hochviskosen Zustand zurück und lässt sich modellieren.

Klinische Studien zu diesen neueren Entwicklungen fehlen bisher. Eine In-vitro-Studie aus der Schweiz verglich die Rand­adaptation verschiedener Komposite, darunter thermisch und schallaktivierte bei Klasse-V-Kavitäten in extrahierten menschlichen Molaren. Die fließfähigen Komposite zeigten dabei zunächst bessere Resultate als die erwärmten oder mit Ultraschall aktivierten Komposite. Nach künstlicher Alterung der Füllungen mittels thermomechanischer Belastung war die Randintegrität für alle untersuchten Materialien und Füllungstechniken ähnlich [6].

Selbstadhäsive Bulk-Fill-Materialien

Eine weitere Vereinfachung könnte ein rein selbstadhäsives Bulk-Fill-Material sein. Eine Regensburger Arbeitsgruppe hat ein solches Material in eine klinischen Split-Mouth-Studie mit einem konventionellen, hochviskösen Bulk-Fill-Material in Kombination mit einem selbstätzenden Universaladhäsiv verglichen. Nach drei Jahren zeigten die selbstadhäsiven Bulk-Fill-Materialien ein ähnliches klinisches Verhalten wie bei einer Kombination aus Universaladhäsiv und konventionellem Bulk-Fill-Material. Allerdings kam es bei beiden Materialien zu einer Zunahme der Randverfärbungen und marginalen Stufenbildungen, wofür der Verzicht auf ein Anätzen des Schmelzes in beiden Gruppen verantwortlich sein könnte. Die Randverfärbung war bei dem selbstadhäsiven Bulk-Fill-Material ausgeprägter [7].

Fazit

Einen wirklichen Amalgamersatz können auch die Bulk-Fill-Komposite nicht bieten, denn die Verarbeitung von Kompositen verlangt eine adäquate Trockenlegung, ein Adhäsiv (bis auf die neuen selbstadhäsiven Materialien) und gerade bei tieferen Kavitäten im Molarenbereich auch mehrere Portionen Material, die schrittweise ausgehärtet werden müssen. Fließfähige (flow­able) Bulk-Fill-Materialien erfordern meist eine separate Deckfüllung aus konventionellem Komposit oder müssen, wenn sie als Liner am Kavitätenboden verwendet werden, mit modellierbarem Bulk-Fill-Komposit überschichtet werden.

Klinische Studien zur Performance von Bulk-Fill-Kompositen mit mittleren Nachbeobachtungszeiten von drei bis zehn Jahren liegen inzwischen vor und bescheinigen dem Material vergleichbare Ergebnisse wie beim konventionellen Komposit im kaulasttragenden Seitenzahnbereich. Für die Beurteilung der klinischen Leistung von neueren Materialentwicklungen wie selbstadhäsive Bulk-Fill-Materialien und solche mit Wärme- und Lichtaktivierung wären (weitere) klinische Studien wünschenswert.

Dr. Kerstin Albrecht, Düsseldorf

Hinweis: Beiträge in der Rubrik Oralmedizin kompakt können nicht die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sollen lediglich – auf der Basis aktueller Literatur und/oder von Experten-Empfehlungen – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.

Literatur

[1] Veloso SRM, Lemos CAA, de Moraes SLD, do Egito Vasconcelos BC, Pellizzer EP, de Melo Monteiro GQ. Clinical performance of bulk-fill and conventional resin composite restorations in posterior teeth: a systematic review and meta-analysis. Clin Oral Investig. 2019 Jan;23(1):221-233. doi: 10.1007/s00784-018-2429-7.

[2] Yazici AR, Kutuk ZB, Ergin E, Karahan S, Antonson SA. Six-year clinical evaluation of bulk-fill and nanofill resin composite restorations. Clin Oral Investig. 2022 Jan;26(1):417-426. doi: 10.1007/s00784-021-04015-2.

[3] Tirapelli C. Is the clinical performance of incremental and bulk-fill resin composite different? Evid Based Dent. 2022 Jun;23(2):84. doi: 10.1038/s41432-022-0264-9.

[4] Cidreira Boaro LC, Pereira Lopes D, de Souza ASC, Lie Nakano E, Ayala Perez MD, Pfeifer CS, Gonçalves F. Clinical performance and chemical-physical properties of bulk fill composites resin -a systematic review and meta-analysis. Dent Mater. 2019 Oct;35(10):e249-e264. doi: 10.1016/j.dental.2019.07.007.

[5] Gerula-Szymańska A, Kaczor K, Lewusz-Butkiewicz K, Nowicka A. Marginal integrity of flowable and packable bulk fill materials used for class II restorations -A systematic review and meta-analysis of in vitro studies. Dent Mater J. 2020 Jun 5;39(3):335-344. doi: 10.4012/dmj.2018-180.

[6] Scepanovic D, Par M, Attin T, Tauböck TT. Marginal Adaptation of Flowable vs Sonically Activated or Preheated Resin Composites in Cervical Lesions. J Adhes Dent. 2022 May 16;24(1):247-257. doi: 10.3290/j.jad.b3032461. PMID: 35575657.

[7] Cieplik F, Hiller KA, Buchalla W, Federlin M, Scholz KJ. Randomized clinical split-mouth study on a novel self-adhesive bulk-fill restorative vs. a conventional bulk-fill composite for restoration of class II cavities - results after three years. J Dent. 2022;125:104275. doi:10.1016/j.jdent.2022.104275

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