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„Doppel-Wumms? Fehlanzeige“

So viel Zufriedenheit war selten auf einer Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer in München. Die drei Präsidialen, Prof. Dr. Christoph Benz, Konstantin von Laffert, Dr. Romy Ermler, und 165 Delegierte sonnten sich in Harmonie. Ja, sie verlief ruhig und ungewohnt einhellig diese BV.

Ausgezeichnet

Direkt zu Beginn wurden die geehrt, denen Ehre gebührt. Der entspannt wirkendende Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, ehemaliger Vize-Präsident der BZÄK, langjähriger Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Inhaber unzähliger weiterer Ehrensamtsposten, wurde mit der höchsten Auszeichnung der deutschen Zahnärzteschaft, dem Fritz-Linnert Ehrenzeichen, gewürdigt. Standing Ovations. Und der schlagfertige Flottenarzt a.D. Dr. Hel­fried Bieber erhielt die Ehrennadel der Deutschen Zahnärzteschaft in Gold.

Grußlos blieb das BMG

Da weder Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbauch noch seine parlamentarische Staatsekretärin Sabine Dittmar Zeit für die Bundeszahnärzteschaft übrig hatten, übermittelte der omnipräsente bay­erische Gesundheitsminister Klaus Holetschek warme Worte und forderte in Bezug auf Investoren im Gesundheitswesen „mehr Regulierung, mehr Transparenz“ – also mehr staatliche Eingriffe.

Einen Tagungshöhepunkt bildeten die Berichte des geschäftsführenden Vorstands der BZÄK. Präsident Benz ritt par force durch den Rechenschaftszeitraum und attestierte der Zahnärzteschaft ihre Stärke.

Ein Bild, das eine Frau und vier Manner zeigt, die gut gekleidet an einem Podium in einer Reihe Sitzen

Die beiden BZÄK-Vizepräsidenten Dr. Romy Ermler (v. l.) und Konstantin von Laffert sowie Präsident Prof. Dr. Christoph Benz

Nicht alles läuft gut

„Wir können Hygiene“, „wir dürfen impfen“, „wir kooperieren mit den Diabetologen und Kardiologen in der erfolgreichen Parodontitis-Aufklärungskampagne“ – auf Augenhöhe. Wo viel Licht ist auch politischer Schatten. Kanzler Scholzens „Doppel-Wumms“ erreicht die ambulante Versorgung nicht einmal als Wümmschen. Im Gegenteil. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz budgetiert die Prävention der neuen PAR-Richtlinie. Eine Leistungskürzung mit schwer absehbaren Folgen für Patienten und Praxen. Zum Fachkräftemangel hieß es dann bei Benz: „Wir tun alles. Die Prognose ist nicht rosig. Die 2-Hand-Behandlung darf nicht als unprofessionell gelten.“ Widerspruch? Fehlanzeige. GOZ? „Wir haben keine Chance, an diesem Thema mitzuarbeiten.“ Benz verwies dann auf die Analogberechnung der BZÄK als Lösungsweg.

Konstantin von Laffert kreuzte im Anschluss durch die krisengebeutelte Gegenwart und entdeck­te etwas überraschend den „Stabilitätsanker Zahnmedizin“. Schnell zeigte von Laffert aber auch auf, dass die Zahnmedizin durchaus nicht im sicheren Hafen liegt. Aus Brüssel dräuen der geplante europäische Gesundheitsdatenraum (EHDS) und die bereits geltende Medical Device Regulation (MDR). Erster kann sinnvoll sein, kann aber angesichts der so unterschiedlichen europäischen Gesundheitssystem auch grandios nach hin­­ten losgehen und sich zum zusätzlichen bürokratioschem Monster auswachsen. Zur MDR genügen zwei Zahlen im zahnmedizinischen Bereich: 2.000 Produkte sind bislang zugelassen, 23.000 sind noch offen. Die Zahl der zulassenden „Benannten Stelle“ viel zu gering für die auflaufende Anträge. Weitere Untiefen sind die Investoren, die in den Gebieten ZMVZ und Aligner raubfischen. Die Gesundheitsministerkonferenz ist hier ganz auf Kurs der BZÄK – allein Herr Lauterbach mag ihnen kein Gehör schenken.

Es bleibt Luft nach oben

Dr. Romy Ermler brachte die unendliche GOZ-Geschichte schnell auf den Punkt: „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat auch kein Grußwort mehr für uns übrig.“ So wird es auch wieder nichts mit einer Anpassung oder Novellierung der GOZ in dieser Legislatur. Heiterer wurde es beim Thema Digitalisierung und Tele­ma­­tikinfrastruktur – inhaltlich gibt es dazu wenig zu lachen, aber sprachlich brachte es Ermler munter auf den Punkt: „Vielleicht sollten wir einfach Strom sparen und den Stecker ziehen, bis die Digitalisierung funktionstüchtig ist.“ Die Zahnarztpraxen seien keine Betatester. Schon besorgniserregend, dass das politisch keine Selbstverständ­lichkeit ist. Gegen Ende ihres Berichtes stellte Ermler eine häufig an sie gerichtete Frage: „Was tut ihr denn in der BZÄK für uns?“ Wo­-rauf sie antwortet: „Ganz viel. Und wenn es nur darum geht, der drohenden Krise den Beigeschmack der Ka­tastrophe zu nehmen.“

Titelbild: BZÄK/Tobias Koch