Studie zu zellbiologischen Abläufen bei der KZB
Ende September fand die 93. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie e. V. (DGKFO) statt. An dem 2020 pandemiebedingt ausgefallene Kongress nahmen in diesem Jahr mit einem neuen hybriden Tagungskonzept und hohen Sicherheitsvorkehrungen zahlreiche Besucher in Wiesbaden oder vor den heimischen Bildschirme teil. Neben vielen Neuerungen wurde ein traditioneller Programmpunkt beibehalten: die Verleihung des renommierten Arnold-Biber-Preises von Dentaurum am Eröffnungsabend.
Der erstmals 1910 verliehene und nach dem Firmengründer von Dentaurum benannte Arnold-Biber-Preis wird seit 1968 jährlich für eine bisher noch unveröffentlichte wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Kieferorthopädie ausgeschrieben. Ein unabhängiges Kuratorium beurteilt die nach wissenschaftlichen Kriterien beste eingesandte Arbeit. Auszugsweise wird dieses Werk anschließend in der Fachzeitschrift „Journal of Orofacial Orthopedics/Fortschritte der Kieferorthopädie“ des Springer-Verlags veröffentlicht.
Die diesjährige prämierte Forschungsarbeit mit dem Titel „Role of chaperone-assisted selective autophagy (CASA) in mechanical stress protection of periodontal ligament cells” reichte Prof. Dr. Anna-Christin Konermann ein. Sie ist in Deutschland die jüngste Professorin für Zahnmedizin. Zusammen mit ihrer Forschungsgruppe, zu der Prof. Dr. Andreas Jäger, Corinna Salim und Hannah Muders gehörten, beschäftigte sie sich eingehend mit der weiteren Aufklärung zu den zellbiologischen Abläufen bei der kieferorthopädischen Zahnbewegung (KZB). In Bonn befasst man sich schon seit vielen Jahren mit diesen wichtigen Details.
Welche Rolle speilt CASA bei der Mechanoperzeption und der Zellanpassung
Die vorliegenden Erkenntnisse sind weitere Mosaiksteine für das bessere Verständnis dieser komplexen Vorgänge. Mit der Studie wollte man herausfinden, welche Rolle die Chaperon-assistierte selektive Autophagie (CASA) bei der Mechanoperzeption und der Zellanpassung an Kräfte im parodontalem Ligament spielt. In-vivo CASA-Analysen wurden via Immunohistochemie bei Zähnen mit und ohne KZB durchgeführt. In PDL-Zellen wurden Gene des CASA-Komplexes nachgewiesen und diese Gene haben bei mechanischer Belastung Transkriptionen initiiert. Die Proteinanalysen bestätigten diese Erkenntnisse.
Es handele sich um die erste Arbeit, bei der sowohl die Expression als auch funktionale Bedeutung von CASA im parodontalen Ligament identifiziert wurde. Die Daten zeigten die wahrscheinlich zentrale Rolle bei der geeigneten Anpassung an die Kräfte der KZB und bei dem Schutz der Zellen vor mechanischer Überlastung. Tieferes Wissen über die CASA-Wege hilft bei der Beurteilung von Faktoren für Nebenwirkungen bei mechanischen Krafteinwirkungen, die bei kieferorthopädischen Behandlungen genutzt werden können.
Feierliche Preisübergabe auf der DGKFO-Jahrestagung
Im feierlichen Rahmen im Congress-Center Wiesbaden gratulierte DGKFO-Präsident Professor Philipp Meyer-Marcotty dem vierköpfigen Siegerteam. Den Arnold-Biber-Preis mit den zugehörigen Urkunden und einem Scheck in Höhe von 5.000 Euro, überreichten Jörg Fahrländer (Dentaurum-Vertriebsleitung Deutschland/Österreich) und Matthias Kühner (Dentaurum-Medizinprodukteberater).
Auch im kommenden Jahr wird der wissenschaftliche Preis wieder ausgeschrieben. Einzelne Autoren oder Forschergruppen von in Deutschland approbierten Zahnärzten sowie DGKFO-Mitglieder können sich für die nächste Preis-Vergabe bis Mitte 2022 mit ihrer Einsendung bewerben. Weitere Informationen zur Ausschreibung des Arnold-Biber-Preises sind von der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie erhältlich, bei Dentaurum, oder per E-Mail an info@dentaurum.com