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Die KI kommt, um zu bleiben, aber ohne „NI“ wird das nichts

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Egal, welches Publikumsmedium man heutzutage aufschlägt, egal, wo man sich in den Fachmedien zu informieren sucht: Die Presse befasst sich überall in immer höherer Frequenz mit dem Hype-Thema künstliche Intelligenz. Was wir in medizinischen Anwendungen, zum Beispiel im Bereich Befundung, begrüßen, was wir bei vereinfachten und beschleunigten Workflows geradezu suchen, wird an anderer Stelle – in den Schulen und Universitäten, aber auch bei der schreibenden Zunft und bei Gestaltern, mit Argwohn betrachtet.

Texte und Bilder überall und sofort

Text-zu-Text- oder gar Text-zu-Bild-Ge­ne­ratoren versprechen ungeahnte kreative Möglichkeiten, Zeitersparnis, Kosten­ersparnis und obendrein noch hohe Qua­lität von Texten und Bildern, die mit Hilfe von KI-Anwendungen überall und sofort zur Verfügung stehen. Auch wenn sich viele Anbieter zunächst mit funktionell beschnittenen Test-Versionen auf den Markt trauen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis KI-Anwendungen die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens sprengen werden.

Dazu eine kleine Anekdote: Auf der IDS in Köln schloss Prof. Dr. Michael J. Noack seine Präsentation zur wissenschaftlich belegten Überlegenheit elektrischer Zahnbürsten über Handzahnbürsten mit einer Take-home-Message ab, die er von einer Text-zu-Text-KI erstellen ließ. Er demonstrierte anhand des von ihm verfassten Fazits, wie die KI daraus eine vier Punkte umfassende Essenz destilliert. Auch wenn Noack diesen „Kunstgriff“ mit einem Augenzwinkern vorstellte, machte er doch klar, welches Potenzial in selbstlernenden Systemen steckt.

Natürlicher Intelligenz unverzichtbar

Was er nebenbei aber auch vermittelte: Trotz genialer Werkzeuge, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, braucht es nach wie vor (und vielleicht erst recht) einiges an natürlicher Intelligenz (NI), um KI-Systeme einerseits nutzen zu können, andererseits aber auch den Wahrheits­gehalt oder die Plausibilität der Ergebnisse beurteilen zu können.

Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles mit dem Thema Budgetierung (von Gesundheitsleistungen) zu tun hat, dann überlegen Sie doch mal in aller Ruhe, ob künstliche Intelligenz nicht vielleicht ein Instrument sein könnte, um bestimmte politische Entscheidungen auf Machbarkeit, Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit etc. überprüfen zu lassen. Vorausgesetzt, die KI würde allum­fassend mit allen Daten zum Gesundheitswesen gefüttert, es würden sämtliche Morbi­ditäten, Kosten, Erlöse, Investitionsbedarfe, Kosten-/Nutzen-Abwägung, Inflationseffekte und und und berücksichtigt.

Wie zwischenmenschliche Dynamik „einrechnen“?

Parteipolitische Effekte, die Entscheidungen mitunter stärker beeinflussen als harte Fakten, wären ausgeklammert, persön­liche Befindlichkeiten blieben außen vor. Allerdings würde dies für alle Seiten gelten – für den Verordnungsgeber eben­so wie für die zahnmedizinische Basis und entsprechend auch ihre standes­politische Vertretung. Und wie würde die KI wichtige persönliche Elemente, etwa das Arzt-Patienten-Verhältnis oder zwischenmenschliche Dynamik in ein Ergebnis mit „einrechnen“?

Angenommen, auch menschliche Fak­toren würden angemessen berücksichtigt, bleibt immer noch die Frage, wie kompakt oder ausführlich wir uns die Antwort wünschen. Selbst wenn die Antwort ausführlicher als bei Douglas Adams ausfällt, wo die fiktionale KI namens „Deep Thought“ als Antwort auf alle Fragen schlicht „42“ nennt: Wer interpretiert am Ende die Antwort einer KI? Sind es die Politiker? Dann hätte man sich den vor­herigen Aufwand auch gleich sparen können, denn der Faktor Mensch würde mit Sicherheit wieder zu einem verzerrten Ergebnis führen.

Fazit: Mit den Möglichkeiten, die uns KI-Anwendungen geben, muss sorgfältig umgegangenen werden – und da hilft auf Dauer nur NI.