Der Freie Verband deutscher Zahnärzte (FVDZ) versucht sich mit einem Neustart. Am 14. Oktober wählte die Hauptversammlung in Lübeck einen neuen Vorsitzenden und ein 10-köpfiges Vorstandsteam aus neuen und bereits vorstandserfahrenen Verbandsmitgliedern.
FVDZ: Der neue Bundesvorstand will zurück auf die große Bühne
Der neue Vorstandsvorsitzende ist der bisherige Stellvertreter und heißt Dr. Christian Öttl und ist ein erfahrener Kopf in der Standespolitik. Sein Team hat er klug divers zusammengestellt. Es reicht von der frisch dem Studentenparlament entschlüpften Jasmin Mansournia über BV-Erfahrene wie drs. (NL) Hub. van Rijt bis hin zur langjährigen Standespolitikerin Dr. Gudrun Kaps-Richter, die die Fühlung zu den älteren, praxisabgebenden Kollegen halten soll.
Erfahrene Standespolitikerin mit Vorbildfunktion
Den engeren Vorstand bilden neben Öttl seine stellvertretenden Bundesvorsitzenden Dr. Jeannina Bonaventura und Prof. Dr. Thomas Wolf. Auch hier eine Bilderbuchbesetzung. Bonaventura ist eine Frau, eine berufstätige Zahnärztin in einer Einzelpraxis, Mutter eines Kindes und erfahrene Standespolitikerin (geht doch) mit Vorbildfunktion. Wolf ist ebenfalls jung, keine Frau und als in der Schweiz und in Deutschland tätiger Wissenschaftler ein auch international vorzeigbarer Vertreter des FVDZ.
Auf einem Pressetermin im Nachgang der Hauptversammlung präsentierte sich das neue Führungstrio in Aufbruchsstimmung. Öttl, der neben einer Praxis in München auch noch eine Privatpraxis am Chiemsee übernommen hat, führte die Ziele des neuen FVDZ-Vorstands auf. Neben der Problematik der Ausdünnung der Versorgung im ländlichen Raum, der wirtschaftlichen Situation der Praxen in Zeiten von Budget, überkommenen GOZ-Punktwert und Inflation sowie Fachkräftemangel wurde das Profil des „Freien“ Verbands deutlich – die wirtschaftliche Komponente des Unternehmer-Zahnarztes: „Eine große Geschichte ist für mich die private Kassenpraxis“, so Öttl. Seine Patienten seien es gewohnt, dass sie eine „Sachleistung“ oder eine zuzahlungspflichtige „Bestzahnleistung“ bekommen können.
Bonaventura ist nun für den standespolitischen Nachwuchs, Nachhaltigkeit und die politische Kommunikation zuständig. Mit letzterem hat sie sich vermutlich eines der verfahrensten Betätigungsfelder des FVDZ ausgesucht. Hat der Verband doch in den letzten Jahren kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich in Berlin politisch zu diskreditieren. Und Wolf wird das standespolitische Parkett bei den Themenfelder Forschung und Lehre, Fortbildung und internationale Zusammenarbeit für den FVDZ bespielen. Eine heitere Vorstellung des neuen FVDZ-Vorstandstrios.
Kampagne „Wir geben Deutschland das Lächeln zurück“
Beim Thema der neuen FVDZ-Kampagne geriet das Lächeln dann doch etwas verrutscht. Sie solle weitergeführt werden und die Kampagne „Zähne zeigen“ der KZBV um das Thema „Besserleistung“ ergänzen. „Wir sind immer der Freie Verband der Deutschen Zahnärzte. Wir sind nicht nur für die Mitglieder zuständig, sondern für die Außendarstellung aller Zahnärzte“, begründete Öttl die Kampagne.
Woher der FVDZ, der nach eigenen Angaben rund 16.000 Mitglieder hat – davon 4.000 Studenten, sich mandatiert sieht, alle rund 73.000 zahnärztlich Tätigen hierzulande zu vertreten, bleibt offen.
Wie auch der Sinn der Kampagne offen bleibt. „Wir sind Deutschlands Zahnarztpraxen. Und wir kämpfen dafür, dass trotz politischer Hürden im Gesundheitssystem die gute Zahnversorgung in Deutschland erhalten bleibt. Wir kämpfen dafür mit einem Lächeln. Denn schlechte Stimmung gibt es hierzulande im Alltag doch wahrlich genug“, heißt es auf der Kampagnen-Website deutschlands-zahnarztpraxen.de. Statt mit einem Lächeln wird der außenstehende Betrachter wohl eher mit einem ratlos offenen Mund dastehen und sich fragen, macht mein Zahnarzt mich in Zeiten von Krieg, Klimakrise und Inflation jetzt glücklich?
Und wenn eine Öffentlichkeitskampagne, die einen sechsstelligen Euro-Betrag gekostet hat, ein Erklärvideo braucht, das bislang (Stand 19. Oktober 2023) 562-mal abgerufen wurde, dann sollte die Einsicht wachsen, dass ein aufgeklebtes Lächeln noch keinen Boom in den Zahnarztpraxen auslösen wird. Und wenn ein lächelnd beklebter Karl Lauterbach sein Konterfei so nicht sehen will und sein Plakatmotiv entfernt werden muss, dann hat der FVDZ wohl eher einen Gesprächspartner in der Politik weniger, als an politischem Gewicht gewonnen.
So bleibt es abzuwarten, wie es dem neuen Bundesvorstand gelingen wird, sich als „dritte Säule“ neben BZÄK und KZBV in der zahnärztlichen Standespolitik neu zu finden – ein Lächeln wird da wohl nicht reichen.