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Gemischt analog-digitale Workflows bergen manche Überraschung

So wird die 40. ­Internationale Dental-Schau

Alle zwei Jahre wirft die Internationale Dental-Schau (IDS) ein Schlaglicht auf die Zahntechnik. Dabei ist die Spannung zwischen analogen und digitalen Arbeitsweisen zuletzt blitzartig gewachsen. Doch jetzt stellt man fest: Für den einzelnen Patientenfall stellt oft das gekonnte Miteinander dieser beiden die ideale Vorgehensweise dar. Diese Sicht schärft die Sinne für einen gewinnbringenden Besuch der 40. IDS 2023 vom 14. bis zum 18. März 2023 in Köln. Dort steigt übrigens auch die Feier „100 Jahre IDS“. Zuweilen haben Zahntechniker und Zahnärzte im Team überraschende Workflows entwickelt und dabei quasi „den Spieß umgedreht“.

Im Scan-to-cast-Verfahren zur Teilkrone

Zum Beispiel erhält das Labor die Daten eines Intraoralscans. Nach dem CAD-Design folgt aber nun der Druck eines physischen Modells aus Kunststoff, und im weiteren Verlauf wird eine gedruckte Teilkrone angestiftet und eingebettet und die Muffel wird in den vorgeheizten Vorwärmofen gestellt. Schließlich erfolgt die Herstellung der Teilkrone im Edelmetallguss unter Verwendung von Gussschleuder, Hammer und Sandstrahler.

Statt konventionell anzufangen und digitalgestützt zu fertigen, beginnt der Fall digital und mündet in eine analoge Herstellung. Die Autoren, die dies beschrieben haben, sehen es auch als Pilotstudie für ähnliche Vorgehensweisen. Denn warum nicht statt einer Teilkrone auch Kronen, Brücken, Metallbasen, Klammerprothesen oder Teleskopprothesen auf diese Weise fertigen? Warum nicht auch aus anderen Legierungen gießen, zum Beispiel aus edelmetallfreien?

Selbstverständlich muss das Produktspektrum auf ein solches Verfahren abgestimmt sein. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Zahntechniker braucht eine Einbettmasse, die auf additiv gefertigte Objekte aus Kunststoff abgestimmt ist.

Auch bei hochästhetischen Arbeiten gibt es die Digital-analog-Wandler-Strategie: Hier wird das zunächst virtuell erarbeitete Modell deswegen als physisches Modell gedruckt, damit sich daraus ein feuerfester Stumpf herleiten lässt. Dieser schafft ideale Voraussetzungen für eine individuelle Schichtung mit differenzierter Farbgebung.

Abbildung einer herausnehmbaren Teilprothese mit Metallbasis

Scan to cast: Gegossene Arbeiten aus Edelmetall- oder edelmetallfreien Legierungen könnten in Zukunft häufiger den Schlusspunkt eines digital begonnenen Workflows darstellen. 

Spezielle Implantatprothetik: Metallbasen

Daneben steigt in der gemischt analog-digitalen Welt der Bedarf nach ganz besonderen Arbeiten. Dies betrifft im Speziellen die Implantatprothetik. Ein Paradebeispiel stellen die oben bereits erwähnten Metallbasen dar. Sie lassen sich heute auf viele unterschiedliche Weisen designen und herstellen.

Da gibt es die konfektionierte Metallbase mit CAD-designtem Keramikaufbau komplett aus dem Labor. Alternativ dazu lässt sich eine industriell gefertigte und auf die Angulation des Implantats maßgeschneiderte Klebebasis verwenden. Oder man wählt anstelle des zweiteiligen ein einteiliges Abutment.

In der Regel wird man auf dem Stand der Technik festsitzenden Zahnersatz komplett digital herstellen – von der intraoralen Abformung bis zum CAM-Datensatz. Real ist hierbei nur das, worauf es schließlich ankommt: die passgenaue prothetische Restauration. Dagegen dominieren bei herausnehmbarem Zahnersatz die gemischten Workflows. Nach wie vor verwenden viele Zahntechniker dabei gern ein analoges Modell.

Klassisch bleibt auch weiterhin die hochästhetische Verblendung. Allerdings ermöglichen verschiedene Blöcke mit intrinsischem Farbverlauf eine zahnechte Farbgestaltung schon im Zuge der CAM-Fertigung. So gilt es in jedem Einzelfall, sich nach klinischen und ökonomischen Kriterien für den erfolgsträchtigsten Weg zu entscheiden.

Laboröfen für die Edelmetall- und Modellgusstechnik

Einfache Bedienung oder komplexe Temperaturprogramme: Das Angebot an Laboröfen für die Edelmetall- und Modellgusstechnik auf der IDS bietet dem Zahntechniker alle Möglichkeiten (Reitel).

Ein Pas de deux in allen Varianten

Neben dem analog-digitalen Paartanz locken auch gekonnte Solovorstellungen. Auf der einen Seite sind es, wie oben erwähnt, innovative Einbettmassen. Darüber hinaus liegt ein Fokus auf zeichnungsgenauen Abformmassen für direkt benachbarte, aber unterschiedlich hydrophile Substrate – zum Beispiel für Gingiva plus Implantat plus benachbartes Zahnhartgewebe plus Füllungen und Restaurationen. In der digitalen Zahnheilkunde sieht man inzwischen kaum noch Grenzen bei der Indikation. Das Schlaglicht fällt hier auf höhere Produktivität durch zusätzliche Software-Tools.

IDS fährt im Hybrid

Dank digitaler Technik erleben die Besucher sogar direkt auf der Messe so manchen Komfortgewinn. Dazu gehört zum Beispiel das kontaktlose Eintreten. Das Konzept der Hybridmesse ergänzt die Präsenzveranstaltung in Köln um attraktive digitale Formate. So setzt sich die Kontaktaufnahme zu den Ausstellerfirmen in den Messehallen mit digitalen Mitteln fort, etwa mit dem Matchmaking-Tool, wie aus den jüngsten IDS-Messen bereits bekannt.

Die Internationale Dental-Schau ist 2023 wieder ganz das, wofür sie schon immer stand: führend, das Schaufenster für die Zahntechnikerinnen und Zahntechniker von morgen.

Spezielle Pinsel für die Zahntechnik

Neben konventionellen Keramikpinseln halten spezialisierte Hersteller für den anspruchsvollen Keramiker zum Beispiel Pinsel mit Kolinskyhaar und selbstständigem Ausschlagen des Pinsels nach Eintauchen in Wasser bereit; dazu speziell zum Auftrag von Opaker- und Glasurmasse flache Ausführungen mit Rotmarderhaar oder Pinsel aus Fehhaar zum Glätten der aufgebauten Keramik (DFS Dental Future Systems Diamon). 

Zahntechnikerhandwerk – vom Azubi bis zum Meister

Beim Gysi-Preis, dem „Wettbewerb der Auszubildenden“ im Zahntechnikerhandwerk stellt der starke Nachwuchs erneut sein Können unter Beweis. Hiervon können sich alle Besucher der IDS auch in diesem Jahr wieder ein Bild machen. Mit dem Gysi-Preis, benannt nach dem Forscher und Lehrer Alfred Gysi (1865–1957), werden die besten zahntechnischen Arbeiten der Teilnehmer aus dem zweiten, dritten und vierten Ausbildungsjahr ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 16. März im Rahmen der IDS in Köln statt. Neben den besten Auszubildenden werden die besten Meisterinnen und Meister auf der IDS prämiert. Die Klaus-Kanter-Stiftung ehrt sie mit dem Klaus-Kanter-Preis.

Einen zusätzlichen Anreiz zum Besuch in den Kölner Messehallen setzt das Jubiläum „100 Jahre IDS“. Alle Akteure – Aussteller und Besucher, Industrie und Handel, Zahntechniker und Zahnärzte – sind hoch gespannt. Vom 14. bis zum 18. März 2023 wird sich diese Hochspannung in Köln entladen.

Titelbild: dzw