Patientenbetreuung 4.0: Die DGDH startete ihre 25. Jahrestagung mit den Themen neue PAR-Klassifikation, Halitosis, mitochondriale Dysfunktion, alternative Therapiestrategien und Vermeidung von Missverständnissen.
Den Anfang machte nach Begrüßung und Ehrungen Prof. Dr. Søren Jepsen. In seinem Beitrag ging es um die neue PAR-Klassifikation.
Halitosis – ein heikles Thema. Prof. Dr. Michael Noack (Uniklinik Köln) sprach über Ursachen, Diagnostik und Wirkung. 13 Prozent der Betroffenen leiden unter einer extraoralen Halitosis und 15 Prozent unter Pseudohalitosis. Der Anteil der oral bedingten Fälle ist also hoch, eine Halitosos-Sprechstunde kann sich lohnen. Die PZR bekämpft nicht nur die ursächliche Parodontitis, sondern ist auch Mittel der Wahl im Kampf gegen Halitosis.
Noack ging in seinem Vortrag auf die Zungenreinigung und die Behandlung mit Probiotika ein – beides Verfahren, die eine dünne Studienlage aufweisen. Anders bei Mundwasser, das in der richtigen Zusammensetzung aus Metallsalzen und einer antibakteriellen Lösung Halitosis wirksam bekämpft.
Neben einer Vorstelung verschiedener Diagnoseverfahren gab es einen Fun Fact für das überwiegend weibliche Publikum: Frauen neigen während der Ovulation eher zu Halitosis. Macht aber nichts: Eine US-Studie fand heraus, dass Stripperinnen während der Ovulation besonders viel Trinkgeld erhalten.
Noch vor kurzer Zeit wurden biologische Alternativen zu CHX "kritisch beäugt", so Dr. med. univ. Margit Schütze-Gößner, Zahnärztin aus Österreich, die den Teilnehmern den Einfluss des Coenzyms Q 10 nicht nur sehr anschaulich erklärte, sondern auch mit Patientenfällen unterstrich. Sie behandelt ihre Patienten bereits seit zehn Jahren mit Q 10 und hat damit sehr gute Ergebnisse erzielt, betonte sie.
"Bereits vorliegende Literatur sowie klinische Beobachtungen über zehn Jahre unterstützen die Hypothese, dass wir mit der Beherrschung der mitochondrialen Dysfunktion entscheidend in das Immunsystem eingreifen können und somit parodontale Erkrankungen einer Heilung zuführen können", erklärte sie. Weitere Studien sollen diese Hypothese stützen.
Prof. Dr. Nicole Arweiler (Universität Marburg) sprach über alternative Therapiestategien bei Parodontitis. Ursache ist der Biofilm, deshalb lautet die Devise: "Der Dreck muss weg" (Zitat Prof. Dr. Johannes Einwag). Arweiler legte ihren Schwerpunkt auf den chemischen Teil des Biofilmmanagements mit Fokus auf der Antibiotikatherapie. Dabei ging sie auf die Vor- und Nachteile von lokalen und systematischen Antibiotika ein.
Außerdem gab die Referentin einen Ausblick auf die Photodynamische Therapie (PDT) und Probiotika. In der anschließenden Fragerunde wurde die kritische Haltung der Teilnehmerinnen gegenüber Antibiotika – vor allem in Hinblick auf Resistenzen – deutlich. Arweilers Antwort: Ein sorgfältiger Umgang mit Antibiotika steht außer Frage. Dennoch sind sie, vor allem in besonders schweren Fällen, von großer therapeutischer Bedeutung. Auch mit Blick auf die Auswirkungen parodontaler Infektionen auf den gesamten Organismus.
"In der Kommunikation mit Patienten geht es nur um Vertrauen", so Dr. Christian Bittner aus Salzgitter. "Sie können noch so viel erklären, was genau sie gemacht haben – bei Ihrem Patienten wird hängen bleiben, ob Sie dabei gelächelt haben."
Wenn es zu einer Konfliktsituation kommt, rät er, das Problem eines Patienten nicht zu einem eigenen zu machen ("Lassen Sie das Problem bei dem Patienten, das ist sein Problem") und sich lieber auf die Lösung zu konzentrieren.
Ein Beispiel von vielen:
Wenn der Patient etwa sage, "ich kann da nichts für, das ist bei mir genetisch", rät er zu der Antwort: "Ja, das kann sein, wenn Sie schon alles versucht haben, wird es genetisch sein. Aber kein Problem, dann machen wir …"
"Trauen Sie sich zu akzeptieren, was der Patient mitbringt!", riet er den anwesenden DH.
Birgit Strunk / Nina Eckardt