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Hintergründe der DGDH-Befragung zur Arbeitszufriedenheit

Jede Stimme zählt – DGDH-Umfrage zur Arbeitszufriedenheit in deutschen Praxen

Jede Stimme zählt – DGDH-Umfrage zur Arbeitszufriedenheit in deutschen Praxen

Die Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e. V. (DGDH), die 1999 gegründet wurde, zählt heute mehr als 500 Mitglieder (und ist damit die größte deutsche Vereinigung der Dentalhygienikerinnen). Neben ihrer Jahrestagung, die traditionell am Donnerstag und Freitag vor der Sommer­Akademie des Zahnärztlichen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ) stattfindet, veranstaltet die DGDH deutschlandweit zahlreiche Fortbildungen und steht in engem Austausch mit nationalen und internationalen Fachgesellschaften.

Das Engagement für den Berufsstand geht aber weit über die Fortbildung hinaus: Aktuell läuft noch bis Mitte Mai 2018 im Rahmen einer Image-Kampagne (bit.ly/2GMWh2t) auf Facebook eine anonyme Umfrage zur Arbeitszufriedenheit (www.facebook.com/dgdh.ev/) der Mitarbeiterinnen in Zahnarztpraxen. Im nachstehendem Interview erklärt Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der DGDH, DZW-Redakteurin Birgit Strunk die Hintergründe.

Wie entstand die Idee zu der Umfrage?
Gab es hierfür einen Auslöser?

Sylvia Fresmann: Ja, den gab es. Ausgangspunkt war eine Imagekampagne, die wir gemeinsam mit der Werbeagentur Wefra (Frankfurt/Main) umgesetzt haben. Wir woll­ten damit professionell auf unseren Berufsstand aufmerksam machen und unsere Kom­petenz und Arbeitsqualität einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Hauptzielrichtung waren Patienten und die Zahnärzteschaft. Gleichzeitig wollten wir uns und unser Berufsbild unseren Nachwuchskräften und potenziellen Berufsanfängern attraktiv präsentieren und so auch neue DH als Mitglieder gewinnen. Steigende Mitgliedsanträge waren und sind ein schöner Erfolg. Mit unserer Kampagne „Miteinander für unsere Patienten“ sind wir im Februar gestartet und bekamen bereits viele positive Rückmeldungen – von Patienten, Zahnärzten und Mitarbeitern. Die Erfahrung zeigt, dass gerade Patienten nach Orientierung suchen, und so wurde die Idee eines Gütesiegels für Praxen, die eine DH beschäftigen, geboren.

In vielen Diskussionen kam eins zum anderen – aber der konkrete Auslöser für die Umfrage waren die zahlreichen Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen, die sich teilweise sehr kritisch über ihre jeweiligen Arbeitsbedingungen äußerten.

Wir stellten uns die Frage: Spiegelt dieses Bild tatsächlich die aktuelle Stimmung unserer ZFA, ZMF, ZMP, ZMV und DH in deutschen Praxen wider ? Oder ist dies nur eine punktuelle Beobachtung, weil nur diejenigen „Luft ablassen“ und sich entsprechend äußern oder einen entsprechenden Post auf Facebook verfassen, denen es momentan gefühlt eher nicht so gut geht ?

Tatsächlich hofften wir auf positive Posts mit Inhalten wie „Unsere Chefs sind super, wir haben eine klare Aufgabenverteilung, die Kommunikation ist auf Augenhöhe, die Fortbildungen haben wir bezahlt bekommen und erhalten sogar regelmäßig Boni für gute Leistungen und steigende Patientenzahlen“ – vergebens. Wird also Negatives eher kommuniziert als Positives und verfälscht so das Gesamtbild? Ich persönlich finde das sehr schade, da wir einen tollen Beruf haben, abwechslungsreich und mit tollen Entwicklungschancen!

Als DGDH wollten wir es ganz genau wissen und haben eine anonyme Umfrage zur Arbeitszufriedenheit in deutschen Zahnarztpraxen und Kliniken initiiert. Welche Kriterien sind es, die aus Mitarbeitern (m/w) zufriedene und motivierte Mitarbeiter machen – oder eben nicht? Wir wollten herausfinden, welche Rahmenbedingungen es sind, die uns unseren Beruf tagtäglich mit Freude ausüben lassen. Mit Unterstützung der Firma Evolution Marketing haben wir eine anonyme Umfrage erstellt, die am Sonntag, den 18. März 2018, auf Facebook eingestellt und freigeschaltet wurde.Dann passierte etwas, womit wir nicht gerechnet hatten: Die Beteiligung war gleich am ersten Tag riesig – und das lag nicht

nur am schlechten Wetter an diesem Sonntag. Zusätzlich haben wir auch sehr viele Zuschriften von Kolleginnen bekommen, die uns bestärkt haben.

Die Umfrage richtet sich an das gesamte Praxisteam –
von der Auszubildenden bis zur DH.
Warum beziehen Sie als Interessenvertretung der DH
auch das restliche Praxisteam mit ein?

Fresmann: Nun, wir haben alle mal angefangen! Der Weg bis zur DH ist nicht immer einfach, aber trotzdem gut machbar. Wir brauchen qualifizierte Kollegen und Kolleginnen und möchten als DGDH motivieren, weiter zu lernen, sich zu entwickeln und vielleicht dann auch Interesse für die Aus- und Weiterbildung zur DH zu wecken – die DGDH möchte hier aktiv ihren Beitrag leisten, den Fachkräftemangel zu bekämpfen!

Ich bin überzeugt, dass uns alle etwas verbindet – wir alle arbeiten in einem medizinischen Heilberuf als Team zum Wohle der Patienten. Wir wollen alle einen guten Job machen – von dem man im Übrigen auch angemessen leben können sollte.

Unter anderem fragen Sie in der Erhebung nach Nebenjobs.
Es ist kein Geheimnis, dass viele Praxismitarbeiterinnen
sich etwas zu ihrem Gehalt dazu verdienen müssen.
Bleibt das Gehalt weiterhin eins der großen Themen?

Fresmann: Erstaunlicherweise nicht nur. Sicher ist das Gehalt ein großes Thema, und das ist auch verständlich, denn ich finde, man sollte, wie schon gesagt, von seinem Gehalt leben können, das heißt, eine kleine Wohnung, ein Auto und vielleicht einmal im Jahr in den Urlaub fahren. Ist das zu viel verlangt? Ich glaube nicht! Aber wir wollen nicht pauschalisieren – das Thema Geld wird unterschiedlich gesehen. Die bisher erhobenen Daten zeigen, dass ca. 25 Prozent der Mitarbeiterinnen einen Nebenjob haben und diesen auch brauchen. Das sollte sich ändern!

Weitere Punkte der Umfrage sind
bezahlte Fortbildungen und der Fahrtkostenzuschuss.
Sehen Sie hierin Instrumente für eine Mitarbeiterbindung?

Fresmann: Viele Mitarbeiterinnen sind sehr motiviert und möchten sich weiterentwickeln, werden aber vom Praxisinhaber manchmal gebremst oder nicht gefördert – das ist sehr schade, kommt doch jede Weiterqualifizierung der Praxis und den Patienten zugute! Ich habe das am Anfang meiner beruflichen Laufbahn selbst erlebt – als ich die Aufnahmeprüfung zur Weiterbildung DH bestanden hatte, hat mir mein damaliger Chef gesagt, dass ich die Qualifikation für seine Praxis eigentlich nicht brauche. Unsere Trennung war dann irgendwann die konsequente Folge. Inzwischen arbeite ich schon viele Jahre in Dortmund, und meine Chefs schätzen und honorieren Einsatz und Engagement aller Mitarbeiterinnen. Man muss sie nur finden, diese Chefs, es gibt sie!

Natürlich gibt es auch Fragen zur Prophylaxe, PZR und UPT und den Preisen,
die die Praxen hierfür erheben.
Die abgefragte Spanne ist recht groß – von weniger als 75 Euro bis mehr als 150 Euro.
Wie erklären Sie sich diese Unterschiede?

Fresmann: Zum einen sind es regionale Unterschiede, unterschiedliche Kostenstrukturen der jeweiligen Praxis, zum anderen aber sicher auch die unterschiedliche Qualifikation der Mitarbeiterinnen, die die Prophylaxe umsetzen. Manchmal ist es aber auch einfach so, „weil man es schon immer so gemacht hat und es schon immer so viel gekostet hat“. Und wieder eine Frage von Weiterbildung! Je qualifizierter eine Kollegin ist, desto besser wird sie dem Patienten die Notwendigkeit von PZR oder UPT erklären können und deren Preis – letztlich wird der Preis einer Leistung vom Umfang und der Qualität der Leistung bestimmt!

Wofür werden Sie die Informationen aus der Umfrage nutzen?

Fresmann: Wir sind auf die Ergebnisse schon ganz gespannt und möchten sehr viele Kollegen und Kolleginnen motivieren, mitzumachen! Nur so können wir ein realistisches Bild der Arbeitszufriedenheit erhalten! Die DGDH ist zwar eine Vereinigung der DH und wir kümmern uns primär um die Belange der DH, aber wir arbeiten in einem zahnärztlichen Team, das miteinander funktionieren muss – eine moderne Praxis ist heute ohne qualifizierte Mitarbeiterinnen nicht zu führen!

Wir werden die Daten verantwortungsvoll auswerten, die Ergebnisse veröffentlichen und Standesvertretungen und politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung stellen. Wir werden den Dialog unter anderem mit der Bundeszahnärztekammer zu diesem Thema suchen und unseren Beitrag zur Entwicklung des Berufsbilds leis­ten. Wir sind davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss, der Fachkräftemangel ist bereits in den Praxen angekommen!

Zeichnet sich schon eine Tendenz ab?
Wie steht es um die Zufriedenheitder Praxismitarbeiter?

Fresmann: Tendenziell ist die Unzufriedenheit relativ hoch – deshalb möchten wir sehr viele Teilnehmer zur Umfrage motivieren, damit wir ein repräsentatives Bild bekommen.

Man kann jetzt schon sagen, dass diejenigen, die eine Qualifizierung zur ZMP, ZMV, DH etc. gemacht haben, auch eine höhere Arbeitszufriedenheit haben. Diejenigen, die sich bewusst für den Beruf entschieden und weiterentwickelt haben, häufig in ihrem „Traumberuf“ arbeiten, sind meistens zufriedener. Diese Kolleginnen arbeiten meist auch in einer Praxis, in der man sie „wahrnimmt“ oder wertschätzt, wo die Kommunikation stimmt, im Team kollegial mitein­ander umgegangen wird und die Mitarbeiter insgesamt gefördert werden.

Sie haben über Ihre DGDH-Aktivitäten und Fortbildungen
einen „heißen Draht“ zu den Praxisteams.
Haben Sie diese Tendenz erwartet?

Fresman: Ja, das haben wir. Insbesondere bei den jüngeren Kolleginnen, den Auszubildenden und auch den ZFA ist die Unzufriedenheit am größten.

Womit könnte man die Arbeitszufriedenheit steigern?

Fresmann: Eine gute Frage, die wir hoffentlich bald besser beantworten können: Ich denke jedoch, Wertschätzung, gute Kommunikation im Team, Förderung durch den Praxisinhaber, klare Praxisstrukturen und letztlich auch das liebe Geld sind Faktoren, die zur Zufriedenheit führen und damit auch einer hohen Fluktuation der Mitarbeiter entgegenwirken.