Gibt es für die angehende ZFA einen Karrierepfad? Wenn ja, welchen?
Angelika Doppel: Aber ja, und was für einen! Man muss nur raus aus seiner "Komfortzone". Der Beruf wird meistens absolut verkannt. ZFAs sind keine "lebenden Absaugständer". Natürlich gehört Fleiß dazu: Wenn andere frei haben, geht es ans Lernen. Das zahlt sich allerdings auch aus.
Seit mehr als 30 Jahren betreue ich bundesweit Mitarbeiterinnen in Seminaren und Schulungen. Sie berichten mir mit leuchtenden Augen von ihren Karrieren. Sie sprechen von der Anerkennung und der Achtung, die ihnen beruflich und privat entgegengebracht wird. Man steigt also nicht nur beruflich auf, sondern auch sozial. Das wiederum steigert das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
Durch den beruflichen Aufstieg erschließen sich neue Perspektiven, und mit der neugewonnenen Motivation und Freude am Beruf – einschließlich den damit verbundenen Herausforderungen – verändert sich auch die Ausstrahlung. Da man auf andere viel positiver wirkt, ist man oft auch erfolgreicher. Außerdem kommt man raus aus dem Hamsterrad und lernt Menschen kennen, die ähnlich denken und handeln.
Nach der Ausbildung weiß man in der Regel, welche Aufgabengebiete einem Spaß machen und welche auf keinen Fall in Frage kommen. Hier kann man ansetzen und überlegen, in welche berufliche Richtung der Weg gehen soll.
Wie unterscheiden sich die Fortbildungsmöglichkeiten?
Doppel: Es gibt die sogenannten Anpassungsfortbildungen, zum Beispiel die Abrechnungsfortbildung. Die Abrechnung unterliegt ständig Änderungen, sodass man in regelmäßigen Abständen in die entsprechenden Seminare muss. Diese dauern meistens nur einen Tag. Am Ende bekommt man eine Teilnahmebescheinigung ausgehändigt. Es gibt in Deutschland viele Anbieter solcher Seminare – dabei muss man sehr auf die Qualität und Seriosität achten.
Bei den Aufstiegsfortbildungen handelt es sich meist um mehrtägige, aufeinander aufbauende Fortbildungen, die schon mal über einen längeren Zeitraum gehen. Die Veranstalter sorgen in der Regel dafür, dass sich diese mit dem Beruf vereinbaren lassen. Die Fortbildungen finden oft entweder in Blöcken oder an den Wochenenden statt. Das ist natürlich anstrengend, zahlt sich aber auf jeden Fall aus. Am Ende stehen immer diverse Prüfungen in schriftlicher und/oder mündlicher Form, zum Beispiel als Fall-Präsentation. Nach bestandener Prüfung erhält die Teilnehmerin einen sogenannten "Objektiven Qualitätsnachweis". Nicht jeder Veranstalter kann diesen Nachweis ausstellen, nur Zahnärztekammern, Industrie- und Handelskammern und extra für eine Fortbildung autorisierte Veranstalter sind dazu berechtigt. Mit dem "Objektiven Qualitätsnachweis" in der Tasche kann man die Karriereleiter hochsteigen, denn das erlangte Wissen trägt zum Erfolg der Praxis bei und macht sich auch bei der Gehaltsabrechnung bemerkbar.
In welchen Bereichen kann man sich fortbilden?
Doppel: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel bei der "Stuhlassistenz" — allerdings sollte man sich hier spezialisieren. Fortbildungen gibt es aber auch für die Prothetik, Chirurgie, das QM oder MPG. Des Weiteren kann man sich in einem Teilbereich auf die Patientenbehandlung konzentrieren. Es gibt die Möglichkeit ZMP, ZMF, DH und/oder KfO-Assistentin zu werden. Liebt man den Patientenempfang, das Praxismanagement, das Qualitätsmanagement, die zahnärztlichen Abrechnungen bis hin zur Betriebswirtschaft gibt es auch dort die unterschiedlichsten Aufstiegsfortbildungen: ZMV, AZP, Praxismanagerin (auch IHK-geprüft) und Betriebswirtschaftliche Assistentin (IHK). Man muss nicht alles können, sondern kann sich auch in Teilbereichen spezialisieren. In Fortbildungskatalogen findet man gegebenenfalls seine Wunschkonstellation.
Können Sie einige Veranstalter nennen?
Doppel: Ja, gerne. Seit Jahrzehnten arbeite ich mit einigen zusammen, die eine wirklich sehr gute Qualität bieten. Das bescheinigen mir auch die Teilnehmerinnen, denen ich begegne. Immer wieder hören ich Sätze wie: "Das war genau richtig für mich!" oder "Mein Chef ist auch ganz glücklich und schätzt mich sehr!" Zu diesen Anbietern gehört:
- das Karl-Häupl-Institut der Zahnärztekammer Nordrhein, das unter anderem die Offene-Baustein-Fortbildung (OBF) anbietet: Das beinhaltet die ZMP- oder ZMF-Ausbildung; in Kürze startet auch die DH-Ausbildung, und im betriebswirtschaftlichen Bereich ist seit Jahren die Assistentin für zahnärztliches Praxismanagement (APZ) etabliert.
- Mit der Akademie für Fortbildung der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe kann man sich unter anderem auf den Weg machen zur ZMP, DH und Fachwirtin für zahnärztliches Praxismanagement.
- Und last but not least ist noch die Haranni Academie zu nennen, die auch die ZMP, die KfO-Assistentin und die Praxismanagerin (IHK) und die Betriebswirtschaftliche Assistentin (IHK) anbietet.
Ich möchte aber betonen, dass es darüber hinaus in Deutschland auch noch andere tolle Anbieter gibt.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Doppel: Zum Beispiel bieten einige Zahnärztekammern unter bestimmten Voraussetzungen die "Begabtenförderung" an. Außerdem gibt es die "Bildungsprämie" und den "Bildungsscheck". Die Haranni Academie bietet partiell eine hauseigene Förderung an. Zum 1. Januar 2016 ist darüber hinaus das Meister-BaFöG verändert worden. Weitere Informationen hierzu gibt es unter anderem bei den Kammern und der Bundesagentur für Arbeit.