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Konsens-Empfehlung zu Parodontitis: Enge Zusammenarbeit von Oral- und Allgemeinmedizin

Engere ­Zusammenarbeit von ­­Zahn- und ­Allgemeinmedizin gefordert

Parodontitis ist statistisch mit einer Reihe außerhalb des Mundes auftretender Erkrankungen verknüpft, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Auf der Basis eines gemeinsamen Workshops haben die European Federation of Periodontology (EFP) und der europäische Zweig des wissenschaftlichen Hausärzte-Verbands (Wonca) am 19. März einen gemeinsamen Konsens publiziert (Volltext hier) [1].

Für schnelle Leser

  • Die European Federation of Periodontology und der europäische Zweig der World Association of Family Doctors (Wonca) haben am 19. März einen gemeinsamen Konsens getroffen.
  • Für eine frühe Erkennung und Behandlung nicht übertragbarer Erkrankungen (Non Communicable Diseases/NCDs, einschließlich Parodontitis) sollten Oral- und Allgemeinmedizinerinnen eng zusammenarbeiten.
  • Der interdisziplinär Austausch ist auch per E-Mail (KIM) oder Video möglich und abrechenbar.
  • Eine Parodontitistherapie reduziert über kürzere Zeiträume systemische Entzündung und kardio-metabolisches Erkrankungsrisiko (kausale Zusammenhänge noch schwach dokumentiert).
  • Die Früherkennung von Parodontitis in Allgemein- und von NCDs in oralmedizinischen Praxen sollte strategisch entwickelt werden, einschließlich Förderung eines gesunden Lebensstils.


Darin fordern beide Verbände eine engere Zusammenarbeit zwischen Praxen für Zahn- (orale) und allgemeine Medizin. Ziel sei, gemeinsame Risikofaktoren für eine Reihe nicht übertragbarer Erkrankungen (NCDs) frühzeitig zu identifizieren und – nach Möglichkeit präventiv – zu behandeln. Dazu gehören kardiovaskuläre (Herzinfarkt, Schlaganfall) und metabolische Erkrankungen (vor allem Diabetes), aber auch chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) und Schlafapnoe.

Grundlage für die im Konsens detailliert und praxisnah ausformulierten Empfehlungen ist eine systematische Sichtung der aktuellen Literatur, gegliedert nach Erkrankungen, und Empfehlungen für Behandelnde und Patienten. Zu den besprochenen Bereichen interdisziplinärer Zusammenarbeit gehören auch die Schlafmedizin und damit verbundene kieferorthopädische Aspekte (orthognath bedingte Verengungen der oberen Atemwege und ihre oralmedizinische Behandlung) [2]. Gemeinsame Risikofaktoren von Parodontitis und kardiovaskulären Erkrankungen wurden vor Kurzem auch vom deutschen Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) und der BZÄK betont [3].

Noch Fragen offen

Die methodische Qualität der ausgewerteten Studien erlaubt nach wie vor nur eingeschränkte Aussagen zu kausalen Zusammenhängen. Die Konsensempfehlungen von EFP und Wonca basieren unter anderem auf einem systematischen Review, das für eine erfolgreiche Parodontitistherapie reduzierte Entzündungswerte im Blut und ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf- und metabolische Erkrankungen gezeigt hat [4]. Diese Ergebnisse ließen sich bisher jedoch nur über kürzere Zeiträume nachweisen, und entsprechend werden weitere, aussagekräftige Studien über längere Zeiträume gefordert.

Honorierung

Damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit für Praxen und Kliniken auch wirtschaftlich tragfähig ist, gibt es entsprechende Abrechnungspositionen. Mit rund 16 Punkten im Bema (Nr. 181b, Telekonsil) und 120 Punkten in GOZ/GOÄ (Nr. 60, konsiliarische Erörterung) ist die Honorierung nicht üppig (siehe Abrechnung Dental). Zuschläge gibt es in der GOZ/GOÄ für außerhalb der Praxiszeiten durchgeführte Konsile, besondere Positionen gelten im Rahmen von Kooperationsverträgen nach Paragraf 119b Abs. 1 SGB V. Weiterhin ist der Austausch elektronischer Arztbriefe im Rahmen der TI/KIM und – für pflegebedürftige Patienten – über Videofallkonferenzen möglich („Technikzuschlag“ im Bema 16 Punkte).

Dr. Jan H. Koch, Freising

Hinweis: Beiträge in der Rubrik „Oralmedizin kompakt“ können nicht die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sollen lediglich – auf der Basis aktueller Literatur und/oder von Expertenempfehlungen – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.


Mehr zum Thema:
Parodontitis und Allgemeinerkrankungen: „Ursächliche Zusammenhänge nicht bewiesen

Literatur

[1] Herrera D, Sanz M, Shapira L, Brotons C, Chapple I, Frese T, et al. Association between periodontal diseases and cardiovascular diseases, diabetes and respiratory diseases: Consensus report of the Joint Workshop by the European Federation of Periodontology (EFP) and the European arm of the World Organization of Family Doctors (Wonca Europe). J Clin Periodontol; online 20230106
[2] Molina A, Huck O, Herrera D, Montero E. The association between respiratory diseases and periodontitis: A systematic review and meta-analysis. J Clin Periodontol; online 202303019
[3] Bengs N. BZÄK und BNK teilen mit: Parodontitis kann Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen. zm-online.de, 2023.
[4] Orlandi M, Muñoz Aguilera E, Marletta D, Petrie A, Suvan J, D’Aiuto F. Impact of the treatment of periodontitis on systemic health and quality of life: A systematic review. J Clin Periodontol 2022;49:314-327.

Dr. Jan H. Koch

Dr. med. dent. Jan H. Koch ist approbierter Zahnarzt mit mehreren Jahren Berufserfahrung in Praxis und Hochschule. Seit dem Jahr 2000 ist er als freier Fachjournalist und Berater tätig. Arbeitsschwerpunkte sind Falldarstellungen, Veranstaltungsberichte und Pressetexte, für Dentalindustrie, Medien und Verbände. Seit 2013 schreibt Dr. Koch als fester freier Mitarbeiter für die dzw und ihre Fachmagazine, unter anderem die Kolumne Oralmedizin kompakt.

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6 Jahre 10 Monate