Zusammen Zähne pflegen in der LAGP
Eine gute Mundgesundheit ist speziell für pflege- oder unterstützungsbedürftige Menschen essenziell. Die 2020 gegründete Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege (LAGP) e.V. möchte Pflegekräfte und pflegende Angehörige dabei unterstützen, mit der richtigen Mundhygiene die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen in ihrer Obhut zu verbessern – ein bundesweit bislang einmaliges Projekt. Zu diesem Zweck hat die LAGP zusammen mit ihrem Schirmherrn Klaus Holetschek (MdL), dem Bayerischen Staatsminister für Gesundheit und Pflege, ihren Beirat konstituiert. Mit der „Mobilen Zahnarztpraxis“ des Bayerischen Roten Kreuzes aus dem Kreisverband Straubing-Bogen war im Rahmen eines Pressetermins auch ein mehrfach prämiertes Projekt zur Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung vor Ort.
Mundgesundheit als festen Bildungsbaustein verankern
Als „Schaltzentrale“ eines koordinierten Netzwerks aus professionell Pflegenden, Zahnärzten und Betroffenen in Bayern verfolgt die LAGP das Ziel, die Mundgesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu verbessern und die Bereitschaft, eine gute Mundhygiene im Pflegebereich umzusetzen, zu fördern. Dazu gehört auch, das Thema „Mundgesundheit in der Pflege“ als festen Bildungsbaustein zu verankern – in der generalistischen Pflegeausbildung und in Fortbildungen. Darüber hinaus soll mit fachlich fundierten und zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen zur Mund- und Zahnpflege bei Menschen mit Unterstützungsbedarf das Bewusstsein für die Bedeutung der Mundgesundheit für die Allgemeingesundheit geschärft werden.
Um Versorgungslücken im Bereich der Mundgesundheit von Menschen mit Unterstützungsbedarf zu schließen, bedarf es eines engagierten Zusammenwirkens fachlicher Expertise, sozialen Engagements und praktischen Könnens. Unter dem Slogan „Zusammen Zähne pflegen“ haben sich daher die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK), die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB), die AOK Bayern sowie die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) als starke Partner unter dem Dach der LAGP zu einer gemeinsamen Initiative zusammengeschlossen.
Mobile Zahnarztpraxis im Rettungswagen
Ein innovatives Erfolgsprojekt, das bereits mit dem Gesundheits- und Pflegepreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet wurde, wurde vor der Konstituierung des LAGP-Beirats bei einem Pressetermin vorgestellt: Mit einer mobilen Zahnarztpraxis in einem Rettungswagen, die zum Patienten kommt, können Menschen mit Unterstützungsbedarf direkt vor Ort behandelt werden und müssen nicht mit dem Krankentransport zur Zahnarztpraxis gebracht werden. Insbesondere für Menschen in Senioren- und Pflegeheimen hat sich dieses Modell der zahnärztlichen Versorgung bereits bewährt.
Projektpartner der mobilen Zahnarztpraxis sind der Zahnärztliche Bezirksverband Niederbayern und das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Straubing-Bogen. „Die positiven Auswirkungen der LAGP werden die Menschen sehr schnell spüren. Langfristig wird unsere Initiative auch positive volkswirtschaftliche Impulse haben. In einer alternden Gesellschaft ist die Gesundheit ein in jeder Hinsicht entscheidender Einflussfaktor“, betont Dr. Rüdiger Schott, Vorstandsmitglied der LAGP und stellvertretender Vorsitzender der KZVB.
Den hohen Stellenwert der Mundhygiene im Pflege- und Behindertenbereich unterstrich auch der bayerische Gesundheitsminister und Schirmherr der LAGP Klaus Holetschek, MdL: „Eine gute Mundhygiene wirkt sich positiv auf die allgemeine Gesundheit aus und trägt entscheidend zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität bei – und das in jedem Alter. Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung können ihren Zahnarzt aber häufig wegen kognitiver oder körperlicher Beeinträchtigungen nicht oder nicht mehr regelmäßig aufsuchen, obwohl gerade für sie Kontrolluntersuchungen sehr wichtig sind. Im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Pflege- oder Betreuungsbedarf haben sie deshalb leider häufiger eine schlechtere Mundgesundheit. Daher freut es mich, dass die LAGP diese Herausforderung entschieden angeht. Sie leistet einen wichtigen Beitrag dazu, bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung die Mundgesundheit weiter zu verbessern und die Inanspruchnahme zahnärztlicher Untersuchungen zu steigern.“
Der Minister übte auch Kritik am GKV-Finanzstabilisierungsgesetz: „Es ist völlig unverständlich, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit seinen Sparplänen auch vor den Zähnen der Bürgerinnen und Bürger nicht halt macht! Jeder zweite Erwachsene leidet an der Volkskrankheit Parodontitis, ihnen drohen mit dem neuen Gesetz massive Leistungskürzungen und damit der Verlust der kranken Zähne. Der Bundesgesundheitsminister muss die Parodontitistherapie wieder von seiner Sparliste streichen. Die jetzt geplanten Ausnahmen von der Streichung – für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung – sind zwar zu begrüßen, aber nicht ausreichend.“
Weitere Stimmen zum Projekt
Christian Berger, Vorstandsvorsitzender der LAGP und Präsident der BLZK: „Mit der LAGP schließen wir eine Versorgungslücke, unter der unterstützungsbedürftige Menschen bisher buchstäblich zu leiden hatten. Wir koordinieren den akuten Bedarf mit einem zielgerichteten Angebot, das die Lebensqualität merklich steigert.“
Peter Krase, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LAGP und Bevollmächtigter Leistungs- und Versorgungssteuerung bei der AOK Bayern: „Die AOK engagiert sich schon lange für das Thema Mundgesundheit in der Pflege. Die zahnmedizinische Versorgung in der Pflege ist Teil unseres Leistungskatalogs. Gemeinsam mit der LAGP legen wir die Basis für mehr Lebensqualität unterstützungsbedürftiger Menschen.“
Dr. Cosima Rücker, Vorstandsmitglied der LAGP und Vorstandsmitglied der BLZK: „Mit der LAGP haben wir dem Thema Mundgesundheit in der Pflege eine Plattform geschaffen, auf der wir alle Beteiligten zusammenbringen. So geben wir der Idee von einem gemeinsamen Vorstoß eine konkrete Struktur, von der alle profitieren.“
Georg Sigl-Lehner, Vorstandsmitglied der LAGP und Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern: „Eine gute Mundgesundheit wirkt sich positiv auf das Allgemeinbefinden unterstützungs-bedürftiger Menschen aus, sie sorgt für den Erhalt der Menschenwürde und eines insgesamt guten Gesundheitszustands. Das hat eine Hebelwirkung – auch für die Pflegenden.“