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„Mediziner behandeln Menschen und wir nur Zähne“

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Ein wenig klingt die Beschreibung der ­universitären Realität, die Prof. Dr. Roland Frankenberger im Interview mit unserem Fachautor Dr. Jan H. Koch gibt, nach Harry Potter und seiner Zeit im Ligusterweg 9. „Mein Forschungslabor ist ein ­Abstellraum unter dem Hörsaal“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Kongresses für Orale Medizin (KOM23) und verbildlicht allein damit beispielhaft die prekäre Situation an seiner Universität. Was bei Harry Potter noch lustig klingt und glücklicherweise nur vorübergehender Natur ist, darf an einer zahnmedizinischen ­Fakultät einfach keine Realität sein.

Hochschulstandort Deutschland

Dass ein Hochschullehrer und renommierter Wissenschaftler an einer deutschen Universität unter derartigen Bedingungen lehren und forschen muss, wirft kein gutes Licht auf den Hochschulstandort Deutschland. Man kann nur hoffen, dass es unter den anderen zahnmedizi­nischen Fakultäten positive Ausnahmen gibt. Erstaunlich ist angesichts solcher Rahmenbedingungen, dass sich das ­Forschungsniveau im internationalen ­Vergleich keineswegs verstecken muss und ganz oben mitspielt.

Ein anderer Punkt, der aufhorchen ­lassen sollte, ist die offensichtliche Diskrepanz zwischen den zahnmedizinischen Kenntnissen unter Medizinern auf der ­einen Seite und den medizinischen Kenntnissen von Zahnmedizinern auf der anderen Seite. Zumindest teilweise scheinen die einen zu glauben, im Fokus der anderen stünden lediglich die Zähne, an denen hantiert wird, dabei haben die anderen – die Zahnmediziner – längst den Schritt hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung des „Systems Mensch“ vollzogen“ und orale Gesundheit als äußerst wichtigen Faktor für die allgemeine Gesundheit erkannt. Besonders deutlich wurde dies in Zeiten der Corona-Pandemie, als die immuno­logische Funktion der Mundhöhle in den Fokus geriet und breit diskutiert wurde.

Fachlicher Dünkel und Arroganz

Fachlicher Dünkel und eine gewisse Arroganz sind keine guten Voraussetzungen für Interdisziplinarität. Aber es gibt posi­tive Ausnahmen, die sich anhand von Aussagen wie „Ohne gesunden Mund brauchen wir gar nicht anfangen mit der Therapie“ identifizieren lassen. Konsequent weitergedacht könnte es am Ende bedeuten, dass der Wahlspruch „Es gibt nur eine Zahnmedizin“ in der Zukunft zu einem „Es gibt nur eine Medizin“ wird.

Vorerst wird dies allerdings Zukunftsmusik bleiben, auch wenn eine schnell alternde ­Gesellschaft wie die unsere bereits heute einen viel höheren Grad an Interdisziplinarität erfordert, als er bisher realisiert wird. Das wiederum führt ­direkt zur Frage, wie durch Art und Ausgestaltung der zahnmedizischen und medizinischen Ausbildung ein engeres Zusammenrücken vollzogen werden kann. Dass dies nicht von heute auf morgen gelingen kann, liegt auf der Hand. Erste Ansätze sind aber bereits vorhanden, so Frankenberger mit seinem Verweis auf die neue zahnärztliche Approbationsordnung, in der „eine horizontale Vernetzung von ­Ausbildungsinhalten mit der übrigen ­Medizin festgelegt“ sei. Man müsse abwarten, ob dies ein angemessener Weg sei.

Zu einer präventiven ­Dis­ziplin entwickeln

Für alle Zahnmediziner bedeutet dies, ihr Fach weiter erfolgreich hin zu einer präventiven ­Dis­ziplin zu entwickeln und sich durch Aus­sagen wie „die behandeln ja nur Zähne“ nicht beirren zu lassen. Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel und arbeiten Sie weiterhin als Spezialisten für orale ­Medizin an einem essenziellen Element für die Allgemeingesundheit.

Eine gute Gelegenheit, ein Update zum Stand des Wandels von der Zahnmedizin hin zur oralen Medizin zu erhalten, bietet der KOM23, der Kongress orale Medizin 2023, der im November parallel zu den Infotagen Dental 2023 in Frankfurt am Main stattfinden wird.

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