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Am Zahn der Zeit?

female doctor nurse wearing digital glasses looking at virtual reality tooth

Nach wie vor herrscht große Unsicherheit ob der zunehmenden Robotisierung, der enormen Einstiegs- und Aktualisierungskosten und der Geschwindigkeit des digitalen Wandels. Einige Praktiker fühlen sich schon heute von den technischen Möglichkeiten und der wachsenden Komplexität der dentalen Welt abgehängt. Andere sehen die neuen computergestützten Methoden als Chance in Diagnostik, Qualitätssicherung und Patientenkommunikation. Doch wie funktioniert die digitale Praxis? Welche Möglichkeiten gibt es? Und wie sieht die Praxis von morgen aus?

Zahnheilkunde digital

Besonders in Diagnose und Behandlungsplanung kommen vermehrt digitale Techniken zum Einsatz und lösen eine Vielzahl von herkömmlichen zahnmedizinischen Schritten ab. So erfolgen beispielsweise Implantatplanung, die Entfernung von Weisheitszähnen oder die Kieferhöhlendiagnostik bereits jetzt großteils computerunterstützt. Ein Therapieschritt, der hier mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Bilddiagnostik durch die sogenannte Digitale Volumentomographie (DVT). Sie bietet dem behandelnden Arzt deutlich detailliertere Informationen über Ausdehnung und Beschaffenheit von Zähnen und Kieferknochen als konventionelle Röntgengeräte. So kann beispielsweise die Lage von Weisheitszähnen in Relation zum Unterkiefernerv oder die vorhandene Knochenmasse bei der Implantatplanung genau beurteilt und das operative Vorgehen entsprechend exakt realisiert werden.

Ein solcher Scan bietet des Weiteren nicht nur hohe Präzision und ermöglicht effiziente Abläufe für den Arzt, sondern erlaubt auch ein Mehr an Komfort für den Patienten. Der bekommt via Computerbildschirm oder Tablet direkt Einblicke in die digitalen Befunde und kann besser nachvollziehen, wie die Behandlung im Einzelnen ablaufen wird. Überhaupt verändern die neuen technologischen Möglichkeiten die Arzt-Patienten-Kommunikation grundlegend. Und das von der anfänglichen Informationssuche im Internet über eine unproblematische Terminvereinbarung via SMS oder E-Mail bis hin zur gezielten Behandlungsvorbereitung. Neben dem offiziellen Internetauftritt gewinnen vor allem Social-Media-Kanäle an Bedeutung. Patienten können sich von der Praxis ein Bild machen oder besondere Aufklärung zu Behandlungsmöglichkeiten sowie zu Alltagsproblemen einholen. Die relativ geringen Eintrittsbarrieren ermöglichen sogar Angstpatienten eine erste Kontaktaufnahme mit dem Arzt, was die Hemmschwelle für einen Praxisbesuch senken kann. So werden teilweise Patienten in das System „Zahnmedizin“ zurückgeholt, die sonst nur im äußersten Notfall zum Arzt gehen.

Grenzen und Zukunftsmusik

Diese Art der Kommunikation im virtuellen Raum wird in Zukunft eine große Rolle einnehmen, sodass die Praxis den Patienten vermehrt auch auf digitaler Ebene betreut. Neben Social-Media-Kanälen – allen voran YouTube-Videos, die Patienten aufklären, wie gesunde Zähne erreicht und erhalten werden – könnte die virtuelle Sprechstunde, beispielsweise für die Nachsorge von Patienten, bald auch in der Zahnmedizin Realität werden. Natürlich schließt das den Praxisbesuch für eine genaue Befundung und anschließende individuell angepasste Therapie nicht aus. Doch vor allem neue Methoden, Materialien und Geräte sowie eine smarte Vernetzung machen eine kontinuierliche persönliche Weiterentwicklung und die Fähigkeit, sich an neue Anforderungen anzupassen, notwendig. Denn die Grenzen der digitalen Zahnheilkunde verschieben sich mit dem jeweiligen Stand der Technik ständig. Kaum ein Gebiet entwickelt sich heutzutage schneller weiter als die Medizin im Allgemeinen und die Zahnmedizin im Besonderen. Was vor kurzer Zeit noch unmöglich schien, gilt mittlerweile quer durch die Fachdisziplinen als selbstverständlich.

Fest steht: Die digitale Revolution in der Zahnheilkunde ist längst in vollem Gange. Aktuell kommen die neuen Möglichkeiten nur nicht ausreichend bei den Patienten an. Zwar existieren in Deutschland bereits technische Insellösungen, diese werden jedoch vor allem im Hinblick auf rechtliche und ethische Aspekte vereinzelt kontrovers diskutiert. Es gilt in der gesamten Dentalbranche, das Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu schärfen, um so den Weg von der analogen zur digitalen Praxis zu ebnen.

Dr. Stefan Helka, Herne

Dr. Stefan Helka ist Facharzt für Oralchirurgie, Leiter des Implantatzentrums Herne und spezialisiert auf Implantologie, Oralchirurgie und Parodontologie sowie auf Angstpatienten. Den Weg von der analogen zur digitalen Praxis hat er bereits eingeschlagen und arbeitet im Alltag mit neuen computergestützten Technologien wie DVT oder 3-D-navigierter Implantologie. Daneben ist er auf verschiedenen Social-Media-Plattformen erfolgreich und bietet mit regelmäßigen „Implatalk“-Folgen einen eigenen YouTube-Kanal, der Deutschland fit für Implantologie macht.