Eine durchgeführte Befragung zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen soll klären, ob Patienten diesen Schritt wirklich wollen.
Die Digitalisierung revolutioniert das Gesundheitswesen. Neben Telemedizin sind Begriffe wie künstliche Intelligenz, Robotik und Augmented Reality in aller Munde. - Doch will der Patient das auch?
In jedem Fall befinden wir uns aktuell inmitten einer Umbruchphase des deutschen Gesundheitssystems. Aber wie sieht der Status quo bei digitalen Gesundheitsanwendungen in Deutschland aus? Wie nehmen Patienten diese Services wahr, und wie stark sind sie bereits involviert?
Die vorliegende Studie des Software-Anbieters Samedi liefert einen Beitrag zur Klärung der Frage, inwieweit die Digitalisierung der Arztpraxis bei den Patienten ankommt und wie groß die tatsächliche Nutzung digitaler Gesundheitsservices ist, aber auch, welche Bedenken Patienten hinsichtlich Datenschutz und Datenhoheit haben.
Welche digitalen Angeboten werden überhaupt genutzt?
Die digitale Transformation des Gesundheitssystems ist Realität und bereits in vollem Gange. Das hohe Einsparpotenzial durch digitale Anwendungen im Gesundheitswesen wird stark diskutiert und dabei eine sektorenübergreifende Vernetzung angestrebt. Es bleibt jedoch die Frage: Ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen auch bei den Patienten angekommen? Welche digitalen Services nutzen sie bereits, und welche erwarten sie in der Zukunft?
Befragt nach der tatsächlichen Nutzung digitalisierter Angebote zeigt sich ein spannendes Bild: Bereits 35 Prozent der Befragten nutzen die Online-Terminbuchung für einen Arzttermin. 34 Prozent suchen Ärzte bereits online und 26 Prozent nutzen die Terminerinnerungsfunktion per E-Mail oder SMS. Außerdem nutzen 15 Prozent Gesundheits-Apps.
Das Digitalisierungspotenzial im Gesundheitswesen ist jedoch noch lange nicht ausgeschöpft. Das zeigt beispielsweise die geringe Nutzung einer digitalen Patientenakte
(5 Prozent), eines Self-Check-in (3 Prozent) oder eines digitalen Impfpasses (3 Prozent). 34 Prozent der Befragten nutzen außerdem keine der abgefragten digitalen Services und sind demnach noch nicht ausreichend vertraut mit digitalen Gesundheitsangeboten.
Termine online buchen?
Gerne, aber …
Anschließend wurde nach der tatsächlichen Häufigkeit der Online-Terminbuchung beim Arzt gefragt. Dabei fällt auf, dass mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ihre Termine nur selten online buchen. Lediglich
7 Prozent buchen ihre Termine ausschließlich online. Dennoch buchen bereits 13 Prozent die Mehrheit ihrer Termine online. 23 Prozent buchen ca. die Hälfte der Termine
Wie die Ergebnisse zeigen, steckt in der Online-Arztterminbuchung noch viel Potenzial. Dabei bietet die Online-Terminvergabe zahlreiche Vorteile für Patienten und Ärzte, etwa die zeitliche Flexibilität. Patienten haben die Möglichkeit, unabhängig von den Sprechstundenzeiten Termine rund um die Uhr zu vereinbaren – auch an den Wochenenden. So umgehen sie lästige Zeitverschwendung in Warteschleifen. Außerdem bietet die Online-Terminbuchung einen guten Überblick über freie Arzttermine.
Die Hürde der Online-Buchung
Der Hauptgrund für eine seltene Online- Arztterminbuchung (57 Prozent) ist, dass (noch) zu wenig Ärzte eine Online-Terminbuchung anbieten. 74 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen Ärzte diesen Service zu selten offerieren.
30 Prozent der Befragten sind der Meinung, sie erhalten telefonisch einen besseren Termin. Die Minderheit der Befragten empfindet den Service als unsicher (7 Prozent), umständlich (5 Prozent) oder unverbindlich (3 Prozent).
Der Hauptgrund für eine verhältnismä-ßig geringe Häufigkeit der Nutzung von
Online-Terminbuchung liegt also nicht an
einer negativen Einstellung der Patienten gegenüber der Online-Terminvergabe, sondern schlicht am nicht ausreichenden Angebot aufseiten der Ärzte.
Angst vor Datenmissbrauch und Kontrollverlust
Zustimmung unter den Befragten (65 Prozent) besteht bei der Besorgnis, die persönlichen Gesundheitsdaten könnten in falsche Hände geraten, wenn diese digital zur Verfügung stehen. 17 Prozent geben an, keine Bedenken vor Datenmissbrauch zu haben.
Die Hälfte der Befragten befürchtet zudem einen Kontrollverlust und somit, zu einem „gläsernen Patienten“ zu werden, wenn die eigenen Gesundheitsdaten in digitaler Form vorliegen. 27 Prozent der Befragten empfinden dies nicht so, und 23 Prozent
stehen der Aussage neutral gegenüber.
Arztpraxen müssen jetzt nachlegen
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist längst kein Trend mehr, sondern Realität. Die Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaft durch digitale Transformation
ist eng mit den Potenzialen und Herausforderungen verbunden, die aus der zunehmenden Dynamik durch E-Health und Big Data entstehen – die Erwartungen sind groß. Die vorliegende Studie zeigt eindrucksvoll, dass Patienten der Digitalisierung des Gesundheitswesens aufgeschlossen gegenüberstehen. Diverse digitale Gesundheitsservices, allen voran die Online-Terminvergabe und die Online-Arztsuche, werden bereits aktiv genutzt. Auffallend ist jedoch, dass das aktuelle Angebot an digitalen Services bei der Online-Terminvergabe nicht ausreicht! Hier besteht noch Nachholbedarf aufseiten der Ärzte, denn noch zu wenig Arztpraxen bieten den Service der Online- Terminbuchung an.
Die Gesundheit ist eines Menschen höchstes Gut. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Sicherheit der persönlichen Gesundheitsdaten für Patienten von besonders hohem Stellenwert ist. Datensicherheit gilt als zentraler Faktor bei der Digitalisierung der eigenen Gesundheitsdaten. Eine umfassende Datensicherheit und die Datenhoheit beim Patienten gelten daher als wichtige Wegbereiter bei der Transformation hin zu einem digitalisierten deutschen Gesundheitswesen.