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Einer für alle

Bundesversammlung Text auf Leinwand

Bei der Bundesversammlung der BZÄK wurde die Einigkeit der standespolitischen Vertretungen beschworen.

Aufbruch und Einigkeit – eine Dreierkoalition bildet sich im Bund.

Aufbruch und Einigkeit – eine Dreierkoalition bildet sich in der Standespolitik – so zumindest der Wille der Beteiligten.

Alle für einen.

Auf der jüngsten Bundesversammlung probten BZÄK und KZBV den Schulterschluss. Schon in seinen kurzen Begrüßungsworten an die Delegierten mahnte Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer: „Wir dürfen uns auch in Schwestergruppierungen gerne um die Inhalte raufen, aber das bitte hinter verschlossenen Türen. Und nach außen ein gemeinsames Signal geben, dass wir am gleichen Ende vom Seil ziehen.“ Benz dankte Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, für den Einsatz und das Zustandekommen der neuen PAR-Richtlinien. Das sei das „größte Ding in der Zahnmedizin der letzten zehn Jahre“ – wunderbar orchestriert von der Wissenschaft, womit er die DGZMK gleich mit lobte. Der Kurs war gesteckt: innere Harmonie in der Zahnärzteschaft.

In seinem Grußwort und Impulsvortrag betonte Eßer direkt zu Beginn, dass er eine „zukunftsorientierte Zusammenarbeit“ anstrebe. Und reichte für einen „Neuanfang“ der BZÄK „symbolisch die Hand“. Und so endete er auch: „Die Einheitlichkeit des Berufsstands in der politischen Äußerung, das gemeinsame Auftreten von BZÄK, KZBV und Wissenschaft – das ist das, um das uns alle anderen Heilberufe beneiden. Ein Gut, das man nicht herbeireden kann, sondern das man leben muss.“ Hierzu müsse man auch mal „die Eitelkeiten zurückstellen.“ Eßer kündigte für die kommende Vertreterversammlung der KZBV, vom 24. bis 25. November 2021, eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Roland Frankenberger (DGZMK), Benz und ihm selbst an, um die „Positionen unseres Berufsstands im Gesundheitswesen klar zu formulieren und in Öffentlichkeit zu tragen.“ Benz dankte Eßer für „dieses Signal zu Gemeinsamkeit“ – „Wir brauchen Stärke nach außen und die kriegen wir nicht, wenn wir uns zerlegen.“

So viel Einigkeit war selten in den letzten Jahren.

Benz lobte in seinem Bericht an die Bundesversammlung den Teamgeist des neuen Geschaftsführenden Vorstands (GV) der BZÄK: „Wir wollen eine gemeinsame Linie verfolgen. Die heißt, wir wollen nicht Wolken verschieben, wir wollen Dinge konkret anfassen. Wir wollen konkret aus der Perspektive der Praxen, Dinge so verbessern, dass sie auch den Kolleginnen und Kollegen nützen.“ Auch hier Einigkeit. Für die ersten 147 Tage des neuen GV zog er eine überaus positive Bilanz. Es herrsche ein Geist der Veränderung. „Neu denken“ werde ganz groß geschrieben. Hierzu soll eine neue „Zukunftswerkstatt“ eine „junge Agenda“ entwickeln. In der soll die junge Zahnärzteschaft „Dinge formulieren, die den älteren nicht unbedingt alle gefallen werden, aber die unbedingt ausgesprochen werden müssen“, kündigte Benz an. Das klingt nach Bärten, die nun vielleicht einmal abgeschnitten werde. Das wird nicht allen schmecken. Verwaltungsreform in der BZÄK, Umstrukturierung der Ausschüsse, Erhöhung des Frauenanteils in den Ausschüssen, Diskussion, Austausch, Bodenhaftung – die Aufbruchstimmung in der BZÄK ist spürbar.

Die neue Einigkeit mit der KZBV zeigt sich gerade auch in der eindeutigen Positionierung zur Vergewerblichung in der Zahnmedizin. Hatte Eßer noch betont „weg mit zu viel Private Equity im deutschen Gesundheitswesen“, legte sich Benz hier auch fest: „Wir brauchen keine Investoren.“ Benz liegt damit auch argumentativ ganz auf KZBV-Linie. „Seriöse Renditen reichen nicht für Investoren Gewinne.“ Investoren-ZMVZ „lieben den ländlichen Raum nicht. Sie haben immer die Tendenz zur Über- und Fehlversorgung“, so Benz. Einigkeit auch im Jens-Spahn-Bashing in diesem Bereich: Eßer hatte sich noch über den Ausspruch „Es sei egal, wer versorgt, Hauptsache es werde versorgt“ erbost – der Stachel sitzt tief. Benz nannte es „eine Katastrophe, was hier im Wesentlichen durch Jens Spahn und seine Initiativen angerichtet wurde.“ Trauer um einen scheidenden Bundesgesundheitsminister klingt da nicht heraus. Aber auch für eine neue Bundesgesundheitsministerin oder einen -minister wird das neue standespolitische Gespann argumentativ nachschärfen müssen. Statt ritualisierter Pauschalurteile gegen alle Investor-geführten ZMVZ braucht es mehr nachvollziehbare Fakten. Am besten so konkret wie die schon klar formulierten Regulierungswünsche: Träger der ZMVZ sollen mehrheitlich Zahnärzte sein und kein Abfluss von Gewinnen an Dritte. So zitiert BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert auch stets genüsslich Paragraf 1 Absatz 4 des Zahnheilkundegesetzes: „Die Ausübung der Zahnheilkunde ist kein Gewerbe.“ Nun gilt es eben den Beweis zu erbringen, dass dagegen systematisch verstoßen wird. Und bitte nicht wieder Äpfel mit Birnen vergleichen. Also auch hier mal neue Wege gehen.

So schloss Benz seinen Bericht mit einem Appell: „Veränderung auch als Chance zu begreifen, Zukunft gemeinsam gestalten, Wissenschaft, kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Bundeszahnärztekammer, gemeinsam gestalten und nicht auf ausgetretenen Pfaden rumtrampeln.“