Der allgegenwärtige Fachkräftemangel sowie der Diversity-Trend zu altersgemischten Teams bieten älteren Bewerbern heute bessere Perspektiven als je zuvor. Zudem untersagt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) eine Diskriminierung aufgrund des Alters. Julia Eisenhut, Niederlassungsleiterin in Berlin-Brandenburg für die Personalberatung Orizon GmbH, gibt Tipps, was Bewerber 50plus darüber hinaus selbst tun können, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu steigern und sich zielsicher einen neuen Job zu angeln.
Der Weg zum neuen Job beginnt mit der Suche nach passenden Ausschreibungen oder eigener Initiative. Hier gilt die Devise: Je mehr Kanäle Sie nutzen, desto besser.
Online-Stellenbörsen gewinnen an Bedeutung
Immer bedeutsamer sind in den vergangenen Jahren Online-Stellenbörsen (zum Beispiel jobs.de, Stepstone) geworden. Der Vorteil: Sie ermöglichen die Suche anhand von Filtern, etwa was den Standort oder den Jobtitel angeht.
Auch soziale Netzwerke wie Facebook sollten Teil Ihrer Suchstrategie sein. Falls Sie das nicht ohnehin schon getan haben: Investieren Sie ein wenig Zeit und ein paar graue Zellen, um sich aussagekräftige Profile bei Xing und LinkedIn anzulegen. Hier können Sie Ihre Stärken präsentieren und sich zudem ein breites Netzwerk an Kontakten schaffen.
Der Klassiker ist die Tageszeitung, dort finden sich auch heute – gerade in den Wochenendausgaben – noch viele Stellenangebote aus dem regionalen Umfeld. Alternativ: Schalten Sie doch selbst eine Anzeige.
Personalunternehmen - auch ein Weg zum neuen Job
Zunehmend im Fokus: Auch der Gang zu einem Personalunternehmen ist ein vielversprechender Weg zum neuen Job. Ob Zeitarbeit, direkte Vermittlung in ein Unternehmen oder Karriereberatung – die Personalberater haben umfangreiche Erfahrung und können fast immer weiterhelfen.
Schon klar – jüngere Bewerber sind „digital natives“, dynamisch, flexibel, sie kosten weniger und sind extrem lernbegierig. Ganz abgesehen davon, dass sich keine Altersgruppe über einen Kamm scheren lässt – auch Berufserfahrene jenseits der 50 haben ihren Chefs und Kollegen so einiges zu bieten. Mit den richtigen Kniffen lässt sich davon auch der Personaler überzeugen.
Nur bedeutende Stationen in den Lebenslauf
Lebenslauf – weniger ist mehr: Auch wenn Ihre Erfahrungen ein ganzes Buch füllen würden – nennen Sie für jede Bewerbung trotzdem nur die Stationen, mit denen Sie für den angestrebten Job punkten können. Unbedingt ergänzen sollten Sie, was dabei jeweils Ihre individuellen Aufgaben waren und welche Ergebnisse Sie erzielten. Außerdem: Nutzen Sie die amerikanische Form des Lebenslaufs, das heißt, beginnen Sie mit der aktuellen beziehungsweise vorherigen Position.
Klares Profil zeigen: Mit 20 oder 30 Jahren Berufserfahrung haben Sie so manche Kompetenz ins Feld zu führen. Vermeiden Sie es jedoch, sich als Alleskönner darzustellen und zeigen Sie klare Kante. Auch bei Fortbildungen stellen Sie nur das dar, was für die konkrete Stelle wesentlich ist – ein Schreibmaschinenkurs vor 30 Jahren lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.
Klare Vorstellungen zum Job benennen
Wissen, wohin die Reise gehen soll: Sie sind vielleicht nur noch zehn Jahre von der Rente entfernt, dennoch haben Sie eine klare Vorstellung davon, warum Sie genau diesen Job wollen. Nicht aus Verlegenheit oder Verzweiflung, sondern weil er Sie auf Ihrem beruflichen Weg voranbringt und Sie der Praxis etwas bieten können.
Bereit sein, dazuzulernen: Ob sich jemand weiterentwickeln möchte, ist keine Frage des Alters. Mag sein, dass die 30 Jahre jüngeren Kollegen intuitiv mit neuen Technologien umgehen – aber warum sollten Sie es nicht auch lernen können?! Machen Sie deutlich, dass Sie aufgeschlossen und bereit zur Weiterbildung sind.
Seien Sie selbstbewusst
Das Wichtigste, egal ob in der schriftlichen Bewerbung oder bei der persönlichen Vorstellung, ist aber: Seien Sie selbstbewusst. Sie müssen sich weder für Ihr Alter entschuldigen noch Ihr Licht unter den Scheffel stellen. Sie haben der Praxis, bei der Sie sich präsentieren, eine ganze Menge zu bieten. Und mit genau dieser Einstellung können Sie auch auftreten: Sie haben Berufs- und Lebenserfahrung, fachliches Know-how, Gelassenheit und ein klares Ziel vor Augen – Ihr künftiger Arbeitgeber kann sich glücklich schätzen, wenn Sie sich für ihn entscheiden.
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