Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick
Vergangene Woche drehte sich in der Domstadt Köln alles um eine der schönsten und innovationsstärksten Branchen der Welt: die Dentalbranche. Die Stimmung unter Ausstellern, Besuchern und Veranstaltern war gut bis sehr gut. Die Besucherströme waren bereits am Messedienstag, dem „Händlertag“, eindrucksvoll.
Zum einen waren irgendwie alle froh, endlich wieder ein Messeformat dieses Kalibers besuchen zu dürfen, und zum anderen, sich nach jahrelanger coronabedingter Veranstaltungsabstinenz allein oder als komplettes Praxisteam einen Eindruck zu verschaffen, was seit der letzten Internationalen Dental-Schau 2021 an Neuheiten, Weiterentwicklungen und Workflow-Optimierungen hinzugekommen ist.
Optimierung von Workflows
Die Optimierung praxisinterner Workflows und der zwischen Praxis und Labor machte generell einen gefühlten Schwerpunkt der IDS aus. Um ein Beispiel aus dem Laborbereich zu nennen: der 3-D-Druck. Hier wurden zwar selbstverständlich neue Geräte, neue Verfahren und neue Materialien vorgestellt, aber auch das Thema Integration des 3-D-Drucks in bestehende Labor- und Praxisworkflows und Lösungen für die Organisation ganzer Druckerflotten wurden präsentiert.
Ein weiteres Buzzword, mit dem sich zahlreiche Aussteller, große wie kleine, auseinandersetzten, war der Aspekt Nachhaltigkeit. Und dabei ging es bei weitem nicht nur darum, Kunststoffe dort, wo es möglich ist, durch nachwachsende Rohstoffe wie Bambus zu ersetzen, sondern prinzipiell jeden Einzelschritt – von den Ausgangsrohstoffen über die Produktion bis hin zur Logistik und am Ende der Nutzung der potenziellen Wiederverwertbarkeit – zu durchleuchten und auf Optimierungspotenzial abzuklopfen. Und das nicht nur für den eigenen Bereich, sondern ebenso für sämtliche Zulieferer. Eine Mammutaufgabe, die sicher nicht von heute auf morgen umzusetzen ist, zu komplex sind die Prozesse und Produkte der Dentalbranche. Entscheidend ist aber, dass einerseits die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Services wahrnehmbar zunimmt, andererseits aber auch Themen wie Energieeffizienz des Praxismaschinenparks eine neue Aufgeschlossenheit gegenüber der Philosophie Nachhaltigkeit schaffen. Angesichts enorm steigender Energiekosten ist Effizienz ein starkes Argument – gutes Gewissen inklusive.
Dentalbranche ist ein people business
Eine Messe wie die Internationale Dental-Schau ist die passende Plattform, um eine technikgetriebene Branche wie die Dentalbranche up to date zu halten. Gleichzeitig, und das zeigten die vielen interessanten Gespräche mit Ausstellern wie Fachbesuchern, ist sie auch ein geschätztes Forum für den interkollegialen Austausch. Die Dentalbranche ist ein people business. Und das funktioniert am allerbesten face to face. Dies selbst vor dem Hintergrund des coronabedingten „Siegeszugs“ digitaler Kommunikationskanäle, die zu Coronazeiten oft das einzige Mittel des Austauschs waren. Virtuelle Plattformen und Kommunikationstools werden genutzt, sie werden mitunter gerne und häufig genutzt, um zum Beispiel zeitsparend kommunizieren zu können. Aber sie können letztlich den gut besuchten hochkarätigen Fachkongress und die eine quirlige Fachmesse nicht ersetzen.
Das gilt besonders für ein Messeformat wie die Internationale Dental-Schau in Köln, die mit ihren bislang 40 Veranstaltungen eine mittlerweile hundertjährige Erfolgsgeschichte ist. Dass nicht die erhofften 160.000 Fachbesucher erreicht wurden, sondern 120.000 spielt auch eigentlich keine so zentrale Rolle. Der Restart nach der „Corona-Depression“ ist gelungen – das war für jeden, der in Köln dabei war, erlebbar.