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Endometrie: Genau und wiederholbar

Oralmedizin kompakt – Update: Endodontische ­Arbeitslängenbestimmung besser elektrisch

Die elektrische Längenbestimmung hat gegenüber der röntgenologischen Nadelmessaufnahme viele Vorteile: Sie ist in aller Regel schnell und einfach anzuwenden und aufgrund fehlender Strahlenbelastung für die Patienten jederzeit wiederholbar. Die Genauigkeit von Apexlokatoren hat sich seit dem ersten Gerät von Imao Sunada 1962 [1] stetig weiterentwickelt.

Für schnelle Leser

  • elektrische Arbeitslängenbestimmung mit Mehrfrequenzmessgeräten sehr genau
  • keine signifikanten Unterschiede bei der Messgenauigkeit zwischen den modernen Endometriegeräten
  • elektrische Arbeitslängenbestimmung ist der röntgenologischen Nadelmessaufnahme überlegen
  • im Zweifelsfall und für mehr anatomische Informationen über die Zahnwurzel braucht es eine Röntgenmessaufnahme mit instrumentierten Kanälen

Seit mittlerweile etwa 20 Jahren sind Apexlokatoren auf dem Markt – Lokatoren der dritten bis sechsten Generation, die mit unterschiedlichen Frequenzen sehr genau arbeiten und sich hinsichtlich ihrer Messgenauigkeit kaum mehr untereinander unterscheiden. Vier Metaanalysen von 15 einem systematischen Review zugrunde liegenden Studien haben das gezeigt [2].

Diese Endometriegeräte messen den frequenzabhängigen Widerstand zwischen dem Wurzelkanalinstrument im Zahn und der Gegenelektrode an der Lippe. Daraus ergibt sich die noch verbleibende Länge bis zur apikalen Konstriktion. Wenn die Spitze der Feile das periapikale Gewebe berührt, ist der Stromkreis geschlossen.

Gegenüber der ­Nadelmessaufnahme ­überlegen

Die elektrische Längenbestimmung gilt heute der Nadelmessaufnahme mittels Röntgen als überlegen. Die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) nimmt dazu in einer Kompaktempfehlung aus 2021 Stellung [3]. Sie zitiert ein Review aus Portugal, in dem nach Auswertung von 21 Studien dieses Fazit gezogen wurde [4]. Im Mittel lasse sich das physiologische Foramen mit einer Genauigkeit von 0,65 Millimetern mit Apexlokatoren messen, wie Dr. Thomas Lang in einer Folge seines sehr hörenswerten Podcasts „Intra Dental“ sagte [5].

Der Messfehler einer Nadelmessaufnahme liege bei 1,3 Millimetern. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich dieser Wert nicht durch wiederholtes Röntgen verbessern ließe. Diese Werte wurden laut Lang in guten Studien ermittelt, in denen die Feile nach der Messung im Zahn fixiert, der Zahn anschließend aus dem Einbettungsmaterial herausgenommen und der Abstand bis zur apikalen Konstriktion mittels Mikro-CT überprüft wurde [5].

Noch genauer: Kombi aus Endometrie und ­Papierspitze

Eine noch genauere Bestimmung der apikalen Konstriktion, bis zu der ein Wurzelkanal idealerweise präpariert werden sollte, ermöglicht die Kombination aus zwei Methoden: der Papierspitzenmethode und der elektrischen Längenbestimmung. Mit Letzterer wird die Kanallänge zunächst auf die beschriebenen 0,65 Millimeter genau bestimmt.

Für die Papierspitzenmethode muss der Kanal frei von Gewebe und Spüllösungen sein. Apikale Entzündungsprozesse sollten abgeklungen sein, daher ist diese Methodenkombination meist nicht in einer ersten Sitzung anwendbar. Über die Messung der Feucht-Trocken-Grenze mit der Papierspitze ist das Foramen auf 0,1 Millimeter genau zu bestimmen – mit einer hohen zugrunde liegenden hohe Fallzahl in Studien [5].

Endometriegeräte geben keine anatomischen ­Informationen über die Zahnwurzel
Die genaue und praktische elektrische Längenbestimmung birgt allerdings auch Nachteile und Fehlerquellen. Bei Unsicherheiten oder wenn zusätzliche Informationen über die anatomischen Gegebenheiten benötigt werden, braucht es häufig eine zusätzliche röntgenologische Bestimmung der Arbeitslänge. Auch Professor Michael Hülsmann weist in einem seiner Bücher [6] darauf hin, dass Aussagen über die Wurzelanatomie mit Geräten zur elektronischen Längenbestimmung nicht getroffen werden können.

Das kann zum Problem werden, denn elektrische Apexlokatoren messen die erste physiologische Einschnürung, die nicht immer mit der apikalen Konstriktion identisch sein muss, beispielsweise bei Einschnürungen nach Resorptionslakunen oder multiplen Konstriktionen des Wurzelkanals. Daher sei eine zusätzliche Anfertigung einer Röntgenmessaufnahme mit instrumentierten Kanälen aus forensischen Gründen angeraten [6].

Fehlerquellen bei der elektrischen Längenbestimmung [5, 6]

  • größerer Seitenkanal
  • Wurzellängsfraktur
  • Einschnürung am Ende einer Resorptionslakune
  • Zu viel Spülflüssigkeit: Für die Messung braucht es leicht feuchte Wurzelkanäle, ohne dass ein Flüssigkeitsspiegel in der Kavität von mehrwurzeligen Zähnen steht.
  • Kontakt zu metallischen Restaurationen
  • Belassene Karies: Kariöses Dentin hat eine andere Impedanz als gesundes. Steht die Karies mit der Gingiva in Kontakt, kann es zu Messfehlern kommen.
  • andere koronale Leckagen (immer Aufbaufüllung + Kofferdam!)

Fazit: Die endodontische Arbeitslänge sollte heute (zunächst) endometrisch bestimmt werden. Die „klassische“ Arbeitslängenbestimmung von Zahnlänge im Röntgenbild minus ein Millimeter ist heute obsolet [6]. Braucht es weitere therapierelevante Informationen oder ist die elektrische Längenbestimmung nicht plausibel, sollte ein Röntgenbild mit instrumentierten Kanälen angefertigt werden.

Dr. Kerstin Albrecht, Düsseldorf

Hinweis: Beiträge in der Rubrik Oralmedizin kompakt können nicht die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sollen lediglich – auf der Basis aktueller Literatur und/oder von Expertenempfehlungen – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.

Lesen Sie auch das Update zum Thema endodontische Spülung

Literatur

[1] Sunada, I.: New method for measuring the length of the root canal J Dent Res 41, 375-387 (1962), bit.ly/3WocB1E
[2] Nasiri K, Wrbas KT. Accuracy of different generations of apex locators in determining working length; a systematic review and meta-analysis. Saudi Dent J. 2022 Jan;34(1):11–20. doi: 10.1016/j.sdentj.2021.09.020.
[3] Kompaktempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e. V. (DGET) vom 12.01.2021. bit.ly/41YvmKc
[4] Martins JN, Marques D, Mata A, Caramês J. Clinical efficacy of electronic apex locators: systematic review. J Endod. 2014 Jun;40(6):759-77. doi: 10.1016/j.joen.2014.03.011.
[5] Podcast IntraDental #36,  Dr. Thomas Lang und Friederike Kersting, MSc., Sept. 2021, spoti.fi/3OE0YSm
[6] Michael Hülsmann „Checklisten der Zahnmedizin – Endodontie“, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2008, S. 119, ISBN: 978-3-13-138251-1.

Dr. Kerstin Albrecht

Dr. med. dent. Kerstin Albrecht war nach Jahren der Klinik- und Praxistätigkeit und einer journalistischen Ausbildung zunächst für Healthcare-PR-Agenturen und einen Dentalverband tätig. Seit 2019 schreibt sie als freie Fachjournalistin für zahnmedizinische Fachzeitschriften, erstellt Pressetexte für die Dentalindustrie und berät Dentalverbände bei der Öffentlichkeitsarbeit.

Mitglied seit

1 Jahr 7 Monate