Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick
Auch wenn der Sommerurlaub in erster Linie zur Erholung da ist: Es wird den wenigsten von Ihnen gelingen, jeden noch so kleinen Gedanken an die eigene Praxis für die Zeit der Ferien auszublenden. Der Zahnarzt bleibt Zahnarzt, auch im Urlaub. Die Zahnärztin bleibt Zahnärztin, auch in den Ferien. Und eigentlich sind die Bedingungen, weit weg von der Praxis, sogar günstig, um das eigene Unternehmen Praxis aus einer entfernten Perspektive zu betrachten.
Standortbestimmung und Ideen für die Zukunft
Warum also nicht genau diese zeitlich begrenzte und veränderte Perspektive nutzen, um ablenkende Details auszublenden und in Ruhe das große Ganze zu überblicken. Im Praxisalltag fehlt dazu einfach zu oft die Zeit, zu sehr ist man im Hier und Jetzt der Praxis verhaftet. Sich Gedanken darüber zu machen, wo man mit der eigenen Praxis momentan steht und wo man mittel- oder langfristig stehen möchte, gelingt am besten jenseits des stressigen Arbeitsumfelds.
Wie könnte zum Beispiel ein neues, den veränderten Rahmenbedingungen angepasstes PAR-Konzept aussehen, mit dem sich das Praxisportfolio trotz politisch gewollter Mittelverknappung sinnvoll erweitern ließe?
Digitalisierung der Praxis angehen oder erweitern
Oder wie und mit welchem Basis-Element könnte der Einstieg in die Digitalisierung der Praxis angegangen werden? Reicht es, mit einem Intraoralscanner die ersten Schritte in Richtung digitale Praxiszukunft zu gehen? Und falls ja, was ist sonst noch nötig, um einen IOS optimal in die Praxis zu integrieren und an welchen Stellen schlummern gegebenenfalls potenzielle zusätzliche Leistungen jenseits des Zahnersatzes, für deren Realisierung eventuell gleich auch die Anschaffung eines 3-D-Druckers, zum Beispiel zur Herstellung von Provisorien, mitkalkuliert werden sollte?
Fragen über Fragen, aus denen sich vielleicht schon eine erste grobe Strategie ableiten lässt, ohne sich in allzu feinen Details zu verlieren (die den Elan zu oft direkt wieder bremsen). Zu wissen, wo man hinmöchte, ist der erste Schritt. Der Weg zum Ziel wird sich dann schon finden lassen.
Grundlage für das Feintuning schaffen
Sich Gedanken zu machen und eventuell sogar erste Ideen für die kurz- und mittelfristige Praxiszukunft zu entwickeln, fällt in entspannter Urlaubsatmosphäre an einem inspirierenden Ort sicher leichter als im hektischen Praxisalltag. Und in den Sommerferien wahrscheinlich auch eher als gegen Ende des Jahres, wenn die Praxis im Last-minute-Bonusheftstress brummt. Es geht ja auch gar nicht darum, gleich nach dem Ende der Ferienzeit mit einem fertigen Konzept in die Praxis zurückzukehren. Schon eine skizzierte Idee kann der Anfangspunkt für eine gezielte Weiterentwicklung und Grundlage für das anschließende Feintuning inklusive Abgleich mit der realexistierenden Praxis sein.
Betrachten Sie Ihre Ideen, ob am Strand, in den Bergen oder wo auch immer sie entstanden sind, als Impuls, den Sie für Ihre Praxis nutzen können, um dann gemeinsam im Team aus Ideen eine Strategie und daraus detaillierte Konzepte zu entwickeln und an Details zu feilen.
Eventuell ergeben sich Fragen, die selbst im Team nicht auf Anhieb beantwortet werden können. Vielleicht kristallisiert sich ein spezieller Fortbildungsbedarf heraus? Dafür sind dann Spätsommer und Herbst ideale Zeitpunkte, wenn die Fortbildungs- und Kongresslandschaft, ergänzt um die eine oder andere Fachmesse, reichhaltige Informationen zu fast jedem denkbaren Thema bietet. Damit lassen sich Wissenslücken zielgenau aufzufüllen und zusätzliche Impulse für die Praxis mitnehmen.
Fortbildungsangebote im Hybridformat nutzen
Das Praktische daran: Viele Fortbildungsangebote oder zumindest Grundlagenkurse werden mittlerweile in Hybridformaten angeboten und lassen sich teilweise anschließend nach Bedarf auch zu einem selbst gewählten Zeitpunkt als digitale Konserve offline abrufen.
Urlaubszeit und Gedanken über die Zukunft, das passt also schon ziemlich gut zusammen. Solange man es nicht übertreibt, schließlich geht es auch darum, sich zu erholen. Deshalb hält man sich am besten immer an das Motto: Nichts muss, alles kann.