Sind Mundhygiene und individuelle Risikofaktoren entscheidend? Oder eher Implantat, Abutment und Prothetik? Für stabile periimplantäre Gewebe dürften alle Faktoren relevant sein – neben einer geeigneten Behandlungsmethode. Aktuelle Daten zum Thema Hardware diskutiert die folgende Kurzübersicht.
Der erste Schritt ist immer eine gute Anamnese und Diagnostik: Wird eine Implantatversorgung bei meinem Patienten erfolgreich sein oder ist das Risiko zu hoch? Zentraler Faktor für Mukositis ist nach aktuellem Forschungsstand der Biofilm. Für Periimplantitis wurden Parodontitis, ebenfalls Biofilm (schlechte Mundhygiene) und fehlendes Recall identifiziert. Zu zahlreichen weiteren Faktoren, darunter Weichgewebsdimensionen und Einfluss der Behandlungsmethode, gibt es noch keinen Konsens.
Implantate
Unklar ist auch, wie das ideale Implantatmaterial und die optimale Oberfläche aussehen könnten. Implantate aus Zirkonoxid, das im Weichgewebsbereich als besonders biokompatibel gilt, haben schlechtere Überlebensraten als das zuletzt umstrittene Titan. In Bezug auf Oberflächen deuten Studien darauf hin, dass „hybride“ Implantate – mit koronal maschinierten Anteilen – beginnenden Knochenabbau besser limitieren. Dass sich solche Oberflächen leichter reinigen lassen, könnte vor allem für Patienten mit erhöhtem Periimplantitis-Risiko relevant sein.
Abutment und Verbindung
Der Durchtritt des Implantats und – bei zweiteiligen Implantaten – des Abutments durch das Weichgewebe ist der „wunde“ Bereich. Dabei handelt es sich, noch stärker als bei Zähnen, um eine Schnittstelle zwischen weitgehend sterilem Körperinnerem und mikrobiologisch besiedelter oraler Außenfläche. Materialbezogen scheint hier Zirkonoxid Vorteile zu bringen. Für das Makro-Design von Abutments und die oberflächliche Mikrostruktur wurden dagegen keine Unterschiede festgestellt. Werden zweiteilige Implantate verwendet, scheint eine konische Innenverbindung mit Platform-Switching günstig. Das gilt aber nur, wenn die Schulter auf oder leicht unter Knochenniveau positioniert wird (abhängig von Implantatsystem und Anatomie). Um Infektion und nachfolgenden Knochenabbau zu verhindern, scheint ein Abstand von mindestens zwei Millimetern vom Knochen zum mukosalen Rand der Prothetik sinnvoll.
Gewebevolumen und Prävention
Weiterhin sollten die umgebenden Gewebe ausreichende Knochen- und Weichgewebsvolumina aufweisen. Auch sollten die Gewebe gesund und gut durchblutet sein. Nur so kann verhindert werden, dass pathogene Mikroorganismen in Richtung Knochen vordringen. Um eine gute häusliche und professionelle Hygiene zu ermöglichen, ist unbedingt auf ein physiologisches Design von Abutments oder Abutmentkronen zu achten.
Implantatprothetik
Natürlich müssen neben den sub- und transgingivalen Implantatkomponenten auch die implantatgetragenen Versorgungen beachtet werden. Zum Beispiel erwies sich in einer klinischen Studie eine Austrittswinkel von über 30 Grad, im Sinne einer Überkonturierung, als Risikofaktor für Periimplantitis. Dabei könnte auch die Entfernbarkeit von Zement eine Rolle spielen.
Fazit
Diese kleine Übersicht kann nur Schlaglichter auf ein hoch komplexes Thema werfen. Neben patienten- und methodenbezogenen Faktoren spielen das Design, das Material und die Oberflächen der Bauteile und Restaurationen eine wichtige Rolle. Für die entsprechende Gestaltung und Verarbeitung sind auch Zahntechniker gefragt. Nur durch gute Teamarbeit können dem gemeinsamen Patienten häusliche Hygienemaßnahmen erleichtert werden.
Hinweis
Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.