Anzeige

Herbert-Lewin-Preis 2019 verliehen

Dr. Thomas Kriedel (Mitglied des Vorstands der KBV), Susanne Wald (Leiterin Abteilung 3 im BMG), Preisträger Dr. Mathias Schütz, Preisträgerin Dr. Doris Fischer-Radizi, Klaus Reinhardt (Präsident der BÄK), Preisträgerin Dr. Susanne Doetz, Dr. Peter Engel (Präsident der BZÄK), Preisträger Dr. Christoph Kopke, Dr. Wolfgang Eßer (Vorsitzender des KZBV-Vorstandes)

Dr. Thomas Kriedel (Mitglied des Vorstands der KBV), Susanne Wald (Leiterin Abteilung 3 im BMG), Preisträger Dr. Mathias Schütz, Preisträgerin Dr. Doris Fischer-Radizi, Klaus Reinhardt (Präsident der BÄK), Preisträgerin Dr. Susanne Doetz, Dr. Peter Engel (Präsident der BZÄK), Preisträger Dr. Christoph Kopke, Dr. Wolfgang Eßer (Vorsitzender des KZBV-Vorstandes)

Zum siebten Mal wurde in Berlin der Herbert-Lewin-Preis zur Aufarbeitung der Geschichte der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus verliehen. Mit dem vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der Bundesärztekammer (BÄK), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ausgeschriebenen Forschungspreis wurden drei wissenschaftliche Arbeiten prämiert.

Den ersten Platz vergab die Jury für die Arbeit von Dr. Susanne Doetz und Dr. Christoph Kopke mit dem Titel „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“. Die Arbeit befasst sich mit dem Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärztinnen und Ärzte aus dem städtischen Gesundheitswesen in Berlin in den Jahren 1933 bis 1945. Die Autoren haben nach Ansicht der Jury mit ihrer Untersuchung Neuland betreten, indem sie vollständig und systematisch die Entlassung und Vertreibung rassisch verfolgter und politisch missliebiger Ärzte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen in der deutschen Großstadt nachgezeichnet hätten. Die Arbeit besteche durch einen umfangreichen biografischen Teil und den systematischen Nachweis aller entlassenen Ärztinnen und Ärzte. Damit lege sie die Grundlage für weitergehende Forschungen zur frühen Dynamik nationalsozialistischer Vertreibungs- und Vernichtungspolitik und liefere ein Modell für die Aufarbeitung der Geschichte des öffentlichen Gesundheitswesens anderer Großstädte.

Die Plätze zwei und drei gingen an Dr. Doris Fischer-Radizi für ihre Arbeit „Vertrieben aus Hamburg“ über die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut und an Dr. Mathias Schütz für seine Arbeit „Vier Ermittlungen und ein Verdienstkreuz“ zu den Medizinverbrechen des Hygienikers Hermann Eyer während der NS-Zeit. Lobend erwähnte die Preiskommission zudem die von Prof. Dr. Hubert Steinke in der Schweiz betreute Arbeit von Dr. Johann Faltum über die Zwangsterilisation in Lörrach.

Ziel des Herbert-Lewin-Preises ist neben der Förderung der historischen Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft im Dritten Reich auch die Erinnerung an engagierte Ärztinnen und Ärzte und Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Zugleich soll das Interesse nachfolgender Generationen für die Aufarbeitung der Vergangenheit geweckt werden. Die Preisträger werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, deren Mitglieder von den Trägerorganisationen, dem Zentralrat der Juden in Deutschland sowie dem Bundesverband Jüdischer Ärzte und Psychologen in Deutschland benannt wurden.

An der Ausschreibung des Forschungspreises konnten (Zahn-)Ärztinnen und (Zahn-)Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als Einzelpersonen in Kooperationen oder in Gemeinschaften teilnehmen. Die Ausschreibung richtete sich auch an Studenten der Zahn- oder Humanmedizin oder an Wissenschaftler, die an zahn- und humanmedizinischen Fakultäten oder medizinhistorischen Instituten tätig sind. Jede teilnehmende Einzelperson und jede Arbeitsgruppe konnte jeweils eine Arbeit einreichen.

Hintergrund: Herbert Lewin wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau geboren. Nach einem Medizinstudium arbeitete er in der jüdischen Poliklinik in Berlin, ab dem Jahr 1937 bis zu seiner Deportation durch die Nationalsozialisten als Chefarzt im jüdischen Krankenhaus in Köln. Nach seiner Befreiung nahm Herbert Lewin seine Arzttätigkeit wieder auf. In den Jahren 1963 bis 1969 bekleidete er das Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Lewin starb am 21. November 1982 in Wiesbaden.