Am 19. November startet in der Haranni Academie das Curriculum Endodontologie. An insgesamt acht Wochenenden bis Mitte 2022 erhalten die Teilnehmer alle notwendigen Voraussetzungen dafür, Endo-Behandlungen selbst in ihrer Praxis erfolgreich ausführen zu können. Academie-Leiterin Christiane Fork befragte Prof. Dr. Michael Hülsmann zum Konzept des Lehrgangs und den Schwierigkeiten im Praxisalltag. Prof. Hülsmann, emeritierter Professor der Poliklinik für Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kardiologie der Universitätsmedizin Göttingen und wissenschaftlicher Leiter des Curriculums, leitet Modul 1 „Behandlungsplanung und Zugangskavitäten” zum Auftakt.
Zahnerhalt durch endodontische Maßnahmen wird immer attraktiver und von Patienten häufiger nachgefragt. Welche Voraussetzungen müssen Praxen schaffen, um die Endodontologie in ihr Praxisspektrum zu implementieren?
Prof. Dr. Michael Hülsmann: Das ist in allererster Linie eine Frage des Konzepts, weniger eines von Materialien und Techniken. High-end-Technologie vom DVT bis zum Instrumentarium zur Fragmententfernung gehört eher in die Hände von Spezialistinnen und Spezialisten und ist vermutlich nur für 10 Prozent der Fälle relevant. Die niedergelassenen zahnärztlichen „Zahnkämpfer“ sollten aber in der Lage sein, 90 Prozent der anfallenden Fälle selbstständig erfolgreich zu lösen. Ohne ein gewisses Maß an Interesse, Konzept und auch Leidenschaft wird das kaum möglich sein. Die vorhandenen Instrumente und verfügbaren Techniken entscheiden dann darüber, welche Fälle in der Praxis behandelt werden können und welche lieber überwiesen werden sollten.
Wie sieht es mit dem Nutzen von Endo-Maßnahmen für die Kollegen, aber auch für die Patienten aus?
Hülsmann: Wenn es gut läuft, wird es eine klassische Win-win-Situation: Die Patientinnen und Patienten sind nach einer komfortablen, angst- und schmerzfreien Behandlung ihre Schmerzen los und behalten ihre eigenen Zähne, die Praxis gewinnt zufriedene Patienten. Wenn die „Kanalarbeit“ dem Praxisteam dann auch noch Spaß macht und Zufriedenheit bringt …
Sie sind wissenschaftlicher Leiter des Endodontologie-Curriculums der Haranni Academie in Herne. Worin machen Sie die Teilnehmer fit? Was nehmen diese aus dem modular aufgebauten Curriculum mit?
Hülsmann: Das hängt natürlich vom jeweiligen Stand der einzelnen Teilnehmer ab: Für einige wird es in erster Linie eine Bestätigung und vielleicht ein Update des existierenden Wissens sein, andere werden viele neue Erkenntnisse mitnehmen, wieder andere ihre Konzepte in wichtigen Details optimieren. Mein Ziel ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern neben einem zeitgemäßen Grundkonzept eine differenzierte, problemorientierte Systematik für die tägliche Arbeit und eine intensivere Sicht auf die einzelnen Fälle und ihr Management zu vermitteln. Strukturierte Fallpräsentationen der Teilnehmer und kritische Diskussionen im Plenum dienen diesem Zweck. Einigen werden wir hoffentlich auch Lust auf mehr machen; in der kurzen Zeit können wir ja selbstverständlich nicht alle Aspekte der umfangreichen Endodontie abdecken, sondern müssen Schwerpunkte setzen. Aber selbstverständlich ist auch praktisches Training enthalten: Präparation von Zugangskavitäten, Präparation mit neuen Nickel-Titan-Systemen, thermoplastische Fülltechniken, Revisionsübungen, dentales Trauma und natürlich auch die Arbeit mit dem Mikroskop.
Ihre Leidenschaft für die Endodontologie, kurz zusammengefasst?
Hülsmann: Ich bin ein Kind des „Potts“ (Bottrop): die schmutzige Arbeit unter Tage, in komplexen Schachtsystemen und unter schwierigsten technischen Bedingungen, das Fördern von schwarzem Gold an die Oberfläche und das abschließende Füllen der geschaffenen Hohlräume sind mir also von Geburt an mitgegeben … natürlich auch, dass es hier viele Probleme (Gasexplosionen) und Misserfolge gibt und die Arbeit in Schacht 7 gelegentlich Folgen über Tage (Risse in den Häusern) zeigt!