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Chance auf Verjüngung leider Fehlanzeige

Harald Schrader ist als Bundesvorsitzender des FVDZ wiedergewählt worden. Stellvertretende Bundesvorsitzende sind Dr. Gudrun Kaps-Richter und Dr. Christian Öttl.

Harald Schrader ist als Bundesvorsitzender des FVDZ wiedergewählt worden. Stellvertretende Bundesvorsitzende sind Dr. Gudrun Kaps-Richter und Dr. Christian Öttl.

Seit 2015 ist Harald Schrader nun Bundesvorsitzender des FVDZ. Der einst mächtige Verband – die „Kaderschmiede“ für künftige Führungspositionen in der Standespolitik – ist seit Jahren im freien Fall in die Bedeutungslosigkeit.

FVDZ-Hauptversammlung: Bundesvorstand gewählt

Nun war es wieder soweit: Alle zwei Jahre wird der Bundesvorstand, bestehend aus dem dreiköpfigen Geschäftsführenden Vorstand und bis zu acht Beisitzern, gewählt. Die Hauptversammlung des FVDZ fand in diesem Jahr vom 7. bis 9. Oktober in Bonn statt und gipfelte mit der Wahl am Samstag. Ihr ging eine äußerst kontroverse Debatte voraus. Denn der Verband lebt seit Jahren von seinen Rücklagen bei schrumpfender Mitgliederzahl, die man durch mit allerlei Goodies und beitragsfreier Mitgliedschaft gelockten Studierenden schön rechnet. Zwei Drittel verlassen nach dem Studium den Verband auch wieder.

Wieder hohes Haushaltsdefizit

Dieses Jahr zeigt sich vor allem der Landesverband Nordrhein wenig amüsiert über die Haushaltsführung und -planung des Bundesvorstands. Sein stellvertretender Landesvorsitzende, Dr. Thomas Heil, nahm keine Blatt vor den Mund. Der Verband sei haushalterisch ein Sanierungsfall und ein Sparwille des Bundesvorstands sei nicht erkennbar. Ein Haushaltsdefizit von – 633.833 Euro für das Jahr 2020 sprechen eine deutliche Sprache. Auch der geplante Haushalt für 2022 wird wieder defizitär.

Nachdem diverse Anträge mit Einsparmaßnahmen angenommen oder abgelehnt wurden, war der Verband nicht in der Lage, die Entscheidungen in den Haushalt 2022 einzupreisen und mit aktuellen Zahlen zu hinterlegen. So wurde ein „Größenordnungshaushalt“ für 2022 beschlossen. Professionell geht anders, das sah Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, wohl auch so und konnte sich einen deutlichen Seitenhieb in Richtung FVDZ-Geschäftsführer, Heinrich Bolz nicht verkneifen. Er forderte mehr junge Frauen in den Vorstand.

Ein bisschen gespart wurde dann auch. Der Bundesvorstand schmolz von acht Beisitzern auf fünf zusammen und die nominellen Aufwandsentschädigungen für den Bundesvorsitzenden sinken von 85.680 Euro 2021 auf 66.000 Euro geplant in 2022.

Alles beim Alten

Dann kam es zur Wahl. Fast schmerzte es ein wenig zu erleben, wie auf eine lebhafte Diskussionskultur eine erstorbene Wahl folgte. Das Drehbuch schrieb in letzter Minute Harald Schrader selbst. Nach für ihn erfolgreich geführten Einzelgesprächen waren Alternativen offensichtlich vom Tisch.

Eine Person wurde aus dem Plenum zur Wahl für den Bundesvorstand vorgeschlagen. Kaninchen-aus-dem-Hut: Harald Schrader als Bundesvorsitzender. Sonst niemand. Wahl: 108 von 147 abgegebenen Stimmen. Rede: kein Aufbruch, keine Perspektive, die Jüngeren dürften in der zweiten Reihe gerne Sacharbeit leisten.

Auf die wiederholte Frage eines jüngeren Delegierten, ob im Geschäftsführenden Vorstand nicht ein älteres Mitglied einem Jüngeren Platz machen könne, wiegelte Schrader ab. Die hätten noch nicht genug Erfahrung und überhaupt sei der FVDZ ja nicht die BZÄK, die ja jüngst Dr. Romy Ermler in ihren Geschäftsführenden Vorstand gewählt hatte. Klare Absage von Schrader. Peng. Ungläubiges Fremdschämen in einigen Gesichtern.

Dann lag das erste Vorschlagsrecht beim wiedergewählten Bundesvorsitzenden. Schrader schlug nach und nach seine Kandidaten für seine Stellvertreter und die fünf Beisitzer vor. Kein einziger Gegenkandidat. Echte Wahlen stellt man sich irgendwie anders vor. Stellvertreter im GV werden Dr. Christian Öttl, laut Schrader „seit ewigen Zeiten dabei“ und Nachfolger des ausscheidenden Dr. Peter Bührens sowie Dr. Gudrun Kaps-Richter, die ihre Zeit im GV um weitere zwei Jahre verlängert.

Böse Zungen könnten behaupten, der Niedergang sei wieder gewählt worden. Lange Gesichter unter den jüngeren Teilnehmern.

Dabei hätten die Jüngeren durchaus bereitgestanden, mehr Verantwortung auch im GV zu übernehmen und damit ein echtes Signal für einen Aufbruch zu setzen. Aber das war wohl nicht gewollt. Schrader hatte ja sogar mit Dr. Jeannine Bonaventura eine jüngere Kollegin mit Bundesvorstandserfahrung zur Wahl gehabt. Nur verlangt Aufbruch eben auch Gestaltungswillen.

Die Jüngeren werden sich jetzt vermutlich weiter abwenden. Sie haben genug Erfahrung gesammelt mit dem FVDZ.