Auch in der Zahnarztpraxis wird üblicherweise von oben nach unten gedacht. Der ideale Praxischef soll seine Mitarbeiter motivieren und ihnen eine vorbildliche Führung angedeihen lassen. Die Frage, wie man mit dem eigenen Vorgesetzten umgehen soll, wird dabei ausgeklammert. Nicht selten kommt es dann in der Praxis genau an diesem Punkt zu Schwierigkeiten. Während die Führung der Mitarbeiter mehr oder weniger gut funktioniert und notfalls auch per Weisung nach unten durchgesetzt werden kann, erfordert die Beziehung nach oben andere Qualitäten.
Guter Draht zum Chef
Um auf Dauer erfolgreich zu sein, ist eine gute Arbeitsbeziehung zum Vorgesetzten mindestens genauso wichtig wie die Resultate des selbst geführten Verantwortungsbereichs. Fachwissen, gute Ideen und neue Denkansätze schaffen bei der (unsichtbaren) Führung eine hohe Akzeptanz, auch wenn der Nutzen für das Gegenüber beziehungsweise den „Höhergestellten“ in den Vordergrund gerückt wird.
Chef bleibt Chef
Wer seinen Chef nicht erdulden will, der muss ihn managen – ein Lehrsatz, der in keinem Buch steht. Nicht selten wechseln (hoch)motivierte Mitarbeiter frustriert die Stelle, weil sie mit ihrem Vorgesetzten nicht klar kommen – und gelangen dabei womöglich vom Regen in die Traufe, denn auch bei der neuen Position gibt es einen Vorgesetzten.
Einen anderen zwar, aber nicht unbedingt einen (für sie) besseren. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Chef wird zeigen, dass auch dieser Ecken und Kanten hat, die der Mitarbeiter nicht ignorieren kann, sondern akzeptieren muss. Anstatt sich den idealen Chef zu suchen, kann es besser sein, sich mit seinem (unvollkommenen) Chef auseinanderzusetzen:
- Was für ein Mensch ist er?
- Welche speziellen Eigenarten pflegt er?
- Favorisiert er Details oder Zusammenfassungen?
- Wünscht er Zwischenberichte oder Endergebnisse?
- Hört er gerne zu oder redet er lieber selbst?
- Liest er gerne E-Mails oder telefoniert er lieber?
- Bevorzugt er wenige längere oder mehrere kurze Besprechungen?
- Was bedeuten ihm zwischenmenschliche Beziehungen
- und Gesprächsthemen?
Egal, in welcher Position sich der Fragesteller befindet: Immer dient es dem eigenen Nutzen, Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu finden. Nur wer weiß, wie der andere tickt, kann sich darauf einstellen und damit Reibungspunkte umgehen.
Den Chef managen
Um konstruktiv mit seinem Vorgesetzten zusammenzuarbeiten, muss man diesen nicht lieben – besser ist es, ihn zu managen. Dazu bedarf es keiner Tricks. Allein die Einhaltung einiger einfacher Vorgehensweisen hilft, den Chef positiv zu beeinflussen:
- Chefs brauchen Erfolge! Wer seinem Vorgesetzten dazu verhilft, wird geschätzt werden. Es lohnt sich also herauszufinden, wo die Stärken des Chefs liegen. Denn damit – und nicht mit sicher ebenfalls vorhandenen Schwächen – werden Erfolge erzielt.
- Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete! Zeitmangel kennzeichnet die Situation vieler Vorgesetzter. Umso wichtiger ist es, diese nicht zu vergeuden. Nur gut vorbereitet lassen sich effektive Gespräche führen.
- Keine Überraschungen! Taucht ein Problem auf, muss der Chef informiert werden. Lieferanten, die nicht spuren, oder Patienten, die nicht zahlen – der Vorgesetzte sollte es frühzeitig erfahren, damit er entscheiden kann, ob er eingreifen muss oder nicht.
- Vorgesetzte sind keine Hellseher! Sie sind auf die Informationen ihrer Mitarbeiter angewiesen, und diese haben die Pflicht, sie zu erbringen. Das gilt sowohl für sachliche Zusammenhänge als auch für persönliche Belange, die das Arbeitsverhältnis beeinflussen. Es klingt ein bisschen abstrakt. Doch im Zeitalter der Kommunikation ist dies nicht immer selbstverständlich. Zwar wird eine Flut an Informationen hin und her geschickt, aber nicht unbedingt ein Kreislauf geschlossen. Wichtig ist ein regelmäßiges Feedback an den Vorgesetzten. So wird der aktuelle Stand laufender Arbeiten oder Projekte für beide Seiten sichtbar.