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Zum Sparen gezwungen, zum Geldausgeben aber auch

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Während sich vergangene Woche implantologisch interessierte Zahnärzte in der einen Ecke von Berlin beim DGI/EAO-Kongress auf den neusten Stand rund um das Thema Implantologie brachten, während sich in einer anderen Ecke Berlins alle an der Kinderzahnheilkunde Interessierten beim DGKiZ-Kongress ein Wissens-Update gönnten, stellte die KZBV in der Behrenstraße den gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) erstellten „Evaluationsbericht“ vor.

Auswirkungen der Mittel­kürzung

Thema: Die Auswirkungen der Mittel­kürzung durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) auf die Versorgungslage im Bereich der Volkskrankheit Parodontitis – und deren weitreichende Folgen. Die Kostenbremse mit Namen Budgetdeckel hat „schwerwiegende Auswirkungen auf die moderne, präventionsorientierte Parodontitistherapie“, so die KZBV bei der Vorstellung des Evaluationsberichts. Sogar mehr als das, denn sie ist mindestens eine vom Gesetzgeber wissentlich in Kauf genommene Gefährdung der Patientenversorgung im zahnärzt­lichen Bereich. Leider sind das Gesetz und seine Konsequenzen nicht finanziell aufs Letzte durchgerechnet. Auch spiegelt die Idee, an dieser einen, wichtigen Stelle zu sparen, kaum in irgendeiner Art und ­Weise ein konsequent gelebtes Präventionsprinzip.

Schlimmer noch, die Mittelkürzung in Form des Budgets auf der einen Seite – Gelder sollen eingespart werden – sorgen auf ganz anderer Seite für erwartbare zahnmedizinische Mehrausgaben in Form vermeidbarer Folgebehandlungen. Die Kosten für diese Folgebehandlungen, wen wunderts, machen bereits für sich genommen den gewünschten Einspareffekt zunichte. Dies allerdings auch nur dann, wenn man den Fokus allein auf den zahnmedizinischen Leistungsbereich richtet.

Indirekte Kosten von unbehandelter Parodontitis

Die Summe, nachzulesen im Evaluationsbericht, die sich aus wahrscheinlich notwendig werdenden Interventionen im medizinischen Bereich ergeben, ist geschätzt um ein Zig-Faches höher. „Indirekte Krankheitskosten von unbehandelter Parodontitis (zum ­Beispiel durch Produktivitätsverlust aufgrund der Abwesenheit vom Arbeitsplatz, Zahnlosigkeit oder unbehandelter Karies bei Patienten mit Parodontitis) liegen laut einer international vergleichenden Studie für Deutschland bei rund 34,79 Milliarden Euro. Die konsequente Therapie von Parodontitis würde diese Kosten zumindest re­duzieren und die Wirtschaft entlasten“, heißt es unter den zentralen Ergebnissen des ­Evaluationsberichts.

Auch unserem Bundesgesundheitsminister sollte bewusst sein, dass die Kunst nicht darin liegt, jede, aber auch wirklich jede Studie zu kennen und im Original gelesen zu haben, sondern darin, das große Ganze im Zusammenhang zu betrachten. Und erst dann versorgungspolitische Weichenstellungen vorzunehmen, wenn alle Konsequenzen durchgespielt worden sind. Gesundheitsleistungen als zentraler Teil der Daseinsfürsorge sind kein beliebiger Verschiebebahnhof für kurzfristige Sparmaßnahmen. Und was heute aus kurzfristigen Spargründen nicht angegangen wird, ist in absehbarer Zeit eine kaum noch handhabbare gesundheitliche und letztlich finanzielle Bürde.

Evaluationsbericht wichtiger Beitrag

Mit dem Evaluationsbericht haben KZBV und DG Paro einen wichtigen Beitrag ­geleistet, die aktuelle Situation und ihre drastischen Konsequenzen transparent und nachvollziehbar zu präsentieren und den gesundheitlichen (und finanziellen) Gesamtzusammenhang darzustellen.

Die Zahnärzteschaft hat – wieder einmal – ­geliefert. Jetzt darf man gespannt sein, wie das BMG seiner Berichtspflicht nachkommt und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Eigentlich ist nur eine wirklich denkbar und im Sinne einer echten Prävention angebracht.