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Da da da – das neue Spitzentrio
Der neue Geschäftsführende Vorstand der BZÄK: Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler, Vizepräsident Konstantin von Laffert, Präsident Prof. Dr. Christoph Benz (v.l.n.r.)

 Der neue Geschäftsführende Vorstand der BZÄK: Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler, Vizepräsident Konstantin von Laffert, Präsident Prof. Dr. Christoph Benz (v.l.n.r.)

Nun ist es geschafft, was im November noch verschoben werden musste: Der Geschäftsführende Vorstand der Bundeszahnärztekammer wurde neu gewählt. Dr. Peter Engel trat nach drei Amtszeiten nicht erneut zur Wahl an. Die Karten des Führungstrios würden also neu gemischt.

Die neue Welle der Standespolitiker ist jünger und weiblicher

Und was am 4. Juni 2021 dann in Berlin und im Livestream mitzuerleben war, hatte schon einen Politik-Thrill-Faktor. Einige mögliche Kandidaten zur Wahl in der Bundesversammlung waren im Vorfeld bekannt. Es gab das Team um den langjährigen BZÄK-Vize und Präsidentschaftskandidaten Prof. Dr. Dietmar Oesterreich (BZÄK/ZÄK MV). Er trat mit Dr. Torsten Tomppert (LZK BW) und Dr. Karsten Heegewaldt (ZÄK Berlin) an. Das andere Team bestand aus Dr. Michael Frank (LZK Hessen) als Präsidentschaftskandidat und Christian Berger (BLZK) und Konstatin von Laffert (ZÄK HH). Prof. Dr. Christoph Benz, selbst amtierender Vize-Präsident stand erst einmal nur für sich selbst. Ein geschickter Zug, nicht von Anfang an auf Seilschaften zu setzen.

Frank hatte sich mit dem gut vernetzten Doppelamtsträger Berger vermeintlich die vielen bayerischen Delegierten gesichert. Zudem mit dem als Shooting-Star gehandelten von Laffert eine Symbolfigur für die Verjüngung der Standespolitik an der Seite. Gut gedacht.

Oesterreich hatte da wohl eine nicht ganz so glückliche Hand als er auf Tomppert und Heegewaldt setzte. Tomppert wurde schon vor der Wahl vom Delegierten Martin Hendges, hauptamtlich KZBV-Vize-Vorstand, wegen seiner abwertenden Äußerungen zur PAR-Richtlinie namentlich abgewatscht. Und Heegewaldt steht zwar auch für die jüngere Generation, hatte sich bei der jüngsten Berliner Kammerwahl nicht nur neue Freunde gemacht.

Überhaupt Teams. Auf die Fragen der Delegierten, ob Frank sich eine Präsidentschaft mit Mitspielern außerhalb seines Teams vorstellen könne, kam er über ein wortreiches „Jein“ nicht hinaus. „Nein“ konnte er nicht gut sagen, weil demokratische Wahl und so. „Ja“ wollte er nicht sagen, weil wollte er ja nicht. Das ist nicht gut angekommen. Die Delegierten hatten wohl nur noch wenig Lust, als Abnicker der Pläne von Männerbünden zu dienen. Da hatte Benz ein gutes Gespür.

Und nach seiner deutlich ausgefallenen Wahl zauberte Benz als Coup des Tages nach einer kurzen strategischen Pause zwei weiße Kaninchen aus dem Hut, die den Altgedienten vermutlich die Kinnlade hat herunterklappen lassen. Auf wundersame Weise konnte er den vom Team-Frank frisch konvertierten von Laffert und mit Dr. Romy Ermler eine jüngere Frau aus Brandenburg der Bundesversammlung als seine Lieblingsmitpräsidialen vorschlagen. Also jetzt jünger und weiblicher und nicht erst in ferner Zukunft als Versprechen. In echt jetzt. Die Bundesversammlung reagierte entzückt. Trotz etlicher, auch weiblicher Gegenkandidaten wurden von Laffert und Ermler von den Delegierten zum Start-Ziel-Sieg bei ihren jeweiligen Wahlgängen getragen.

Die Mär von fehlenden Frauen und mangelnder Jugend in der Standespolitik zeigte sich bei der Wahl des neuen Geschäftsführenden Vorstands als auserzählt. Also jetzt mal ordentlich entstauben auch bei den kommenden Kammerwahlen. Die Zukunft sollten doch vorrangig die gestalten, die diese auch noch vor sich haben. Erfahrung ist dabei sicherlich hilfreich, hat aber eine zunehmende Tendenz zur Verkrustung. Dann bestehen Strukturen nur um ihrer selbst willen. Das braucht kein Mensch. Und tschüss. Die Zeichen gerade stehen für Aufbruch. Mögen die frisch gewählten Präsident:innen die Lücken von Oesterreich und Engel mit viel Elan ausfüllen.