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DMS 6: Die Präventionserfolge wachsen mit

Wenn es darum geht, die positiven Entwicklungen der Zahngesundheit in Deutschland aufzuzeigen, wird stets die Kariesentwicklung bei den Zwölfjährigen dargestellt, für die Deutschland auch im internationalen Vergleich gut dasteht. Die deutschen Mundgesundheitsstudien machen es möglich, solche Trends zu beschreiben. Die jüngsten Ergebnisse der deutschlandweiten Erhebung bestätigt eine gute Zahngesundheit bei dieser Gruppe der „älteren Kinder“ und zeigt überdies, dass sich die frühen Präventionserfolge langfristig positiv auswirken.

Seit der ersten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 1) 1989 erforscht das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) die Mundgesundheit der Bevölkerung. Ziel ist es, den Status der Mundgesundheit durch eine zahnmedizinische Untersuchung zu erheben und gleichzeitig Informationen zum Mundgesundheitsverhalten durch eine sozialwissenschaftliche Befragung zu sammeln, um Korrelationen zwischen Mundgesundheit und sozialen Variablen filtern zu können.

Die DMS 6 wurde von einem Expertenkreis führender Hochschullehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz begleitet und das Untersuchungsprotokoll wurde nach internationalen Empfehlungen der oralen Epidemiologie entwickelt. So erfolgt der Zuschnitt der Altersgruppen nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für oralepidemiologische Studien.

Alle Altersgruppen, alle sozialen Schichten

Für die 6. Auflage der DMS-Studie hat das IDZ von 2021 bis 2023 an 90 verschiedenen Orten in Deutschland rund 4.000 Menschen aus allen sozialen Schichten und Altersgruppen in einer repräsentativen Erhebung befragt und zahnmedizinisch-klinisch untersucht. Die DMS 6 ist eine Kohortenstudie, erstmals als kombiniert querschnittliche und längsschnittliche Studie angelegt.

Für die Querschnittserhebung wurden die Gruppen der Zwölfjährigen (= ältere Kinder), der 35- bis 44-Jährigen (= jüngere Erwachsene) und der 65- bis 74-Jährigen (= jüngere Senioren) betrachtet. Für den Längsschnitt, dessen Ergebnisse noch ausstehen, wurden Probanden der Kohorten aus der DMS 5 erneut untersucht. In der nächsten DMS werden die Kohorten der DMS 6 nachverfolgt werden [1, 2].

Grafik zu Karieserfahrung bei älteren Kindern

Kinder: Karies und MIH

Im Vergleich zu den ersten Deutschen Mundgesundheitsstudien 1989 für Westdeutschland beziehungsweise 1992 für die neuen Bundesländer ist es bei den älteren Kindern zu einem Kariesrückgang von 90 Prozent gekommen. Zwölfjährige in Deutschland weisen im Durchschnitt nur noch einen halben Zahn (DMFT-Wert 0,5) mit einer Karieserfahrung auf.

Die Kariesprävalenz beträgt 22 Prozent. Das bedeutet, dass nur etwa jedes fünfte ältere Kind in Deutschland eine Karieserfahrung aufweist und damit 78 Prozent der Zwölfjährigen kariesfrei sind. Bei den für das KfO-Modul untersuchten Acht- und Neunjährigen wurde ein durchschnittlicher dmft/DMFT-Index von 1,4 Zähnen festgestellt, rund 60 Prozent waren kariesfrei. Die Präventionserfolge sind also für die bleibenden Zähne größer als für die Milchzähne [3].

Allerdings wurde bei der DMS 5 vor acht Jahren eine etwas niedrigere Karieslast festgestellt. 81,3 Prozent der Kinder hatten keine Karieserfahrung in der bleibenden Dentition. Eventuell hat Corona durch Ausfall der Gruppenprophylaxe den Trend an dieser Stelle negativ beeinflusst. Wobei der durchschnittliche DMFT-Wert von 0,5 in dieser Gruppe gleichgeblieben ist. Bei der Gruppe der Kinder mit Karies beträgt die durchschnittliche Karieslast 2,4 Zähne mit einer Karies oder Füllung [4]. 

Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation als Krankheitsbild wurde erstmals in der DMS 5 berücksichtigt und bei der DMS 6 nach Kriterien der European Academy of Paediatric Dentistry bestimmt. Die Analyse der DMS 6 ergab eine Prävalenz von 15,3 Prozent derjenigen, die mindestens einen ersten Molaren mit MIH haben, was mit bekannten Werten ungefähr übereinstimmt. 

So ergab jüngst eine Erhebung für bayerische Schulkinder eine Verbreitung der MIH von 17 Prozent [5]. Vorherrschend sind bei der MIH milde Formen (63,3 Prozent); 8,2 Prozent der MIH-Betroffenen hatten auch Karieserfahrung. Im internationalen Vergleich liegt die MIH-Prävalenz für Deutschland im höheren mittleren Bereich [3].

Grafik zur MIH_Verbreitung bei älteren Kindern

Jüngere Erwachsene: Mit Prävention großgeworden

Bei den 35- bis 44-Jährigen betraf die Karieserfahrung durchschnittlich 8,3 Zähne. Gegenüber den früheren Erhebungen zeigte sich insbesondere eine deutliche Abnahme der kariesbedingten Füllungen 6,8 (DMS 5: 8,6 Zähne durchschnittlich gefüllt). 

Parodontal gesunde Verhältnisse sind bei den jüngeren Erwachsenen im Alter von 35 bis 44 Jahren selten: Lediglich knapp 4 Prozent weisen keine parodontalen Erkrankungszeichen auf. Der Anteil der Stadium-III- und IV-Erkrankungen liegt bei 17,5 Prozent. 

Grafik zu Karieserfahrung bei jüngeren Erwachsenen

Jüngere Senioren: hoher Zahnerhalt, aber auch hohe Krankheitslast

Jüngere Senioren konnten in ihrer Kindheit noch nicht von prophylaxeorientierter Zahnmedizin profitieren. Sie weisen entsprechend eine höhere Karieserfahrung (17,6 Zähne) und mehr Füllungen (8,6 Zähne) auf. Eine positive Entwicklung lässt sich für diese Gruppe aber an der Abnahme fehlender Zähne im Vergleich zur DMS 5 ablesen: nur 8,6 Zähne gingen durchschnittlich verloren und die Zahnlosigkeit betrifft nur 5,4 Prozent dieser Gruppe [1, 2]. 

Bei höherem Zahnerhalt können potenziell mehr Zähne erkranken („teeth at risk“). Hohe Prävalenzen gibt es bei den jungen Senioren bei der Wurzelkaries, von der jeder Zweite betroffen ist (52,5 Prozent) und bei Parodontalerkrankungen (85 Prozent) [1, 2]. Jeder Zweite weist eine Stadium-III- oder Stadium-IV-Parodontitis auf, also schwere Verlaufsformen. Stadium IV liegt bei gut einem Viertel der jüngeren Senioren vor. Im Durchschnitt sind mehr als elf Zähne betroffen. 

Gegenüber der DMS 5 scheinen die Ergebnisse zunächst ein Rückschritt zu sein: 30,4 Prozent schwere Parodontitis gegenüber 21,7 Prozent vor acht Jahren [1, 4, 6]. Kehrt man den Blick allerdings um und betrachtet die parodontale Gesundheit, zeigt sich ein positives Bild: Bei den Erwachsenen sind die CPI-Scores 0–2 (die parodontal Gesunden) von 23,4 auf 33,1 Prozent gestiegen, bei den Senioren von 10,2 auf 14,8 Prozent [6]. Die absoluten Zahlen und somit der Behandlungsbedarf sind nach wie vor sehr hoch: Die Autoren der Studie gehen von 14 Millionen Menschen in Deutschland mit einer schweren Parodontalerkrankung aus.

Fazit: 
Der Paradigmenwechsel zur präventiven Zahnmedizin greift

Prof. Dr. A. Rainer Jordan, wissenschaftlicher Direktor des IDZ, sieht in den Ergebnissen der DMS 6 die Bestätigung, dass der „eingeschlagene Paradigmenwechsel von einer kurativen Krankenversorgung hin zu einer präventionsorientierten Gesundheitsversorgung“ greife.

Dagmar Kromer-Busch, Köln

Literatur

[1] Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie DMS 6 http://www.deutsche-mundgesundheitsstudie.de/
[2] Pressemitteilung von BZÄK, KZBV, IDZ zur DMS 6 vom 17. März 2025
[3] Bekes et al. Molar incisor hypomineralization: results oft he 6th German Oral Health Study. Quintessenz International 2025;03(56):S70-S74
[4] A. Rainer Jordan, Wolfgang Micheelis (Gesamtbearbeitung), Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V), Herausgeber: Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Köln, 2016. ISBN 978–3–7691–0020–4.
[5] Fresen KF, Gaballah R, Schill HI, et al. Prevalence and Association of Caries and Enamel Hypomineralisation/Molar-Incisor Hypomineralisation in 8– to 10-Year-Old Children from Bavaria, Germany. Caries Res. Published online September 12, 2024. doi:10.1159/000541351
[6] Kocher et al. Trends in periodontal status: results from the German Oral Health Studies from 2005 to 2023. Quintessenz International 2025;03(56): S48–58

Titelbild: W-T-Foto – stock.adobe.com