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Ein Leben für die ­Ergonomie in der Zahnarztpraxis

Im September 2022 feierte Prof. drs. Oene Hokwerda seinen 90. Geburtstag. Zur Würdigung seines Lebenswerks wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Arbeitsgemeinschaft „Ergonomie in der Zahnheilkunde“ (AGEZ) in der DGZMK verliehen.

Porf. drs. Oene Hokwerda

Professor Hokwerda studierte Zahnmedizin an der Universität Groningen in den Niederlanden. Nach Abschluss seines Studiums 1961 arbeitete er zunächst als Vertretung in verschiedenen Praxen, bevor er als Dozent in der Klinik für Sosiodontie (griechisch: sozo = erhalten, aufbewahren, retten; odous = zahn; Konservierende Zahnheilkunde) der Fakultät für Medizinische Wissenschaften der Universität Groningen seinen akademischen Werdegang begann.

Ergonomie ist mehr als Haltung ­annehmen

Das geschah 1965 mit der speziellen Aufgabe, die seinerzeit innovativen Prinzipien der Ergonomie unter praktischen Bedingungen zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Hieraus ergab sich als logische Konsequenz für die bevorstehenden Jahrzehnte seine Suche nach Antworten auf die Frage, wie eine Zahnarztpraxis ohne Schädigung der Gesundheit der Behandler zum Nutzen ihrer Patienten, also ergonomisch korrekt geführt werden kann.
Entsprechend konsequent ergab sich in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Delft die Entwicklung des Stehsitzes Ergonomic Seat und einer eigenen Behandlungseinheit, der Groninger Ergonomic Master, eingebettet in Veröffentlichungen, beispielsweise über die Verwendung von Licht in Verbindung mit Farben, die Gestaltung von Handinstrumenten und die vierhändige Behandlung der Patienten als Team.
Dass Ergonomie in der Zahnheilkunde mehr bedeutet als Haltung annehmen, brachte er mit seinem „Mühlenflügel“-Konzept für die sozio-organisatorische Anordnung studentischer Behandlungsplätze in beeindruckender Weise zum Ausdruck. Dass die von ihm weiterentwickelten ergonomischen Prinzipien in der Lehre und studentischer Praxis ihren Niederschlag fanden, war selbstverständlich.

Physische und psychische ­Belastungen

Wer gedacht hätte, dass Oene Hokwerda es nach seiner Emeritierung im Jahr 1997 langsamer angehen lassen würde, hat sich gravierend geirrt, denn es ging unvermindert weiter. Im Präventionsprojekt „Sonde“ (1997) wurde durch Beobachtung von ca. 1.250 Zahnärzten Informationen über das Ausmaß und Schwere von Haltungsproblemen bei der Behandlung von Patienten und die Art der psychischen Belastung, insbesondere das Auftreten von Stress und Burnout gesammelt, um daraus ergonomisch begründete Empfehlungen für Verbesserungen abzuleiten. 1980 hatte sich unter anderem daraus seine Berufung als Hochschullehrer mit Lehrauftrag „Zahnmedizinische Curriculum-Entwicklung und Ergonomie in der Zahnheilkunde“ ergeben.

Überzeugungsarbeit bei der ­Dentalindustrie

1981 erschien das Handbuch „Ergonomie in de Tandheelkunde“ als Auftakt für viele weitere Veröffentlichungen, Vorträge und Projekte. Über die Entwicklung eines Curriculums für Ergonomie in der Zahnheilkunde hinaus war es sein großes Anliegen, die Dentalindustrie für die Berücksichtigung valider ergonomischer Prinzipien bei Planung, Design und Produktion zahnärztlicher Arbeitsplätze und Instrumente zu gewinnen. So war Hokwerda unter anderem von 1991 bis 1996 Mitglied der Arbeitsgruppe 6 des Technischen Komitees 106 Zahnmedizin der Internationalen Normungsorganisation (ISO) zur Entwicklung von Leitlinien für zahnmedizinische Ausrüstungskomponenten.
2002 erschien das Dokument „Ergonomische Grundsätze in der Zahnmedizin“, 2006 „Gesundes Sitzen bei der Patientenbehandlung“ und der Bericht „Ergonomische Anforderungen an zahnmedizinische Geräte. Leitlinien und Empfehlungen für die Planung, den Bau und die Auswahl zahnmedizinischer Geräte“. Darin wurden auf der Grundlage praxisorientierter Forschung, vorhandener Literatur und bestehender Richtlinien ergonomische Kriterien für die Ausstattung zahnärztlicher Arbeitsplätze formuliert. Dies alles mit dem Ziel, den Zahnarzt in die Lage zu versetzen, innerhalb akzeptabler physiologischer Grenzen zu arbeiten und eine ergonomische Harmonisierung der zahnärztlichen Ausrüstung zu erreichen.
Von 1991 bis 2005 war Hokwerda als Mitglied des Exekutivkomitees in der European Society of Dental Ergonomics (ESDE) aktiv, zuletzt als ihr Präsident. In Würdigung seines Engagements für die zahnärztliche Ergonomie wurde Prof. Hokwerda 2012 die Ehrenmitgliedschaft der ESDE zuerkannt.
Auch wenn er Gründe genug hätte, sich ganz ins Private zurückzuziehen, steht er der zahnärztlichen Ergonomie immer noch als Berater zur Verfügung

Prof. Dr. drs. drs. Jerome Rotgans für den AGEZ-Vorstand

Titelbild: Perytskyy – stock.adobe.com