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Hygiene: Von der „Not“ zur Tugend

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Im Kommentar der vergangenen Woche wurde die Hygiene als Thema nur gestreift. In dieser Woche veröffentlichen wir dazu erste Leserbriefe. Die dort wiedergegebenen Reaktionen sind unterschiedlich, machen aber deutlich, dass es nicht die Hygiene selbst ist, die beklagt wird, sondern dass es das lästige, zeitraubende und damit kostenintensive Drumherum ist, das viele Zahnärzte zu Recht kritisieren. Zum Beispiel die zeitaufwendige „Beschäftigung mit aus dem Zusammenhang gerissenen Teilaspekten der Hygiene“, sprich die endlose Dokumentiererei um des schlichten Dokumentierens willen.

Immerhin gibt ein Leser die Hoffnung nicht ganz auf, sein Beitrag könne etwas bewegen oder eine Diskussion anstoßen. Wenn er allerdings darauf spekuliert, es würde künftig in Sachen Hygiene(-dokumentation) einfacher oder gar besser, dann dürfte die Erfolgsaussicht eher bescheiden sein. Dazu Dr. Wieland Schinnenburg, MdB: „Wir können froh sein, wenn der bürokratische Aufwand künftig langsamer wächst als jetzt. Ein Abbau ist illusorisch.“

Hygiene in der Praxis ist unvermeidlich, ohne sie geht es nicht. Hinzu kommt ein bürokratischer Aufwand, der Zeit und Geld kostet. Hygiene bedeutet im besten Fall, dass sie als Selbstverständlichkeit dafür sorgt, dass nichts schiefgeht, kein Patient, kein Mitarbeiter sich eine Infektion einfängt. Idealerweise bemerkt man Hygiene nur, weil eben nichts passiert.

Das kann man aber auch anders sehen. Studenten des Studiengangs Medizinjournalismus an der DPU haben Patienten des Kremser Ambulatoriums befragt, wie weit sie über den Hygienestandard in einer/„ihrer“ Zahnarztpraxis Bescheid wüssten. Ergebnis: Die überwiegende Zahl der Patienten würde es zu schätzen wissen, wenn für sie nachvollziehbar Hygiene „sichtbar“ würde. Beispiel: Der Zahnarzt zieht vor den Augen des Patienten frische Handschuhe über oder entnimmt ein steriles Instrument aus der Umverpackung. Eventuell erläutert er, warum so viel Sorgfalt darauf verwendet wird, genau dies für den Patienten sichtbar und damit nachvollziehbar zu tun.

Die Idee der Studenten dahinter: Mach aus der Not eine Tugend. Wenn ein notwendiger Aspekt wie Praxishygiene schon bis ins Detail dokumentiert werden muss, warum dann nicht die für Patienten sichtbaren Hygienemaßnahmen aktiv als solche demonstrieren und als Teil des Praxismarketings nutzen. Dass in einer Praxis ein solcher Aufwand betrieben wird, um Hygiene nach den Regeln der Kunst sicherzustellen, wird sich herumsprechen und positiv zum Praxisimage beitragen.

Ergänzen lässt sich das, indem auch auf der Praxiswebsite darauf hingewiesen wird, wie ernst das Thema Hygiene in dieser Praxis genommen wird und aus welchen Bausteinen sie sich im Einzelnen zusammensetzt.
Sicher, damit wird man den Dokumentationsaufwand in der Praxis nicht reduzieren, aber der zusätzliche Aufwand hält sich in Grenzen. Hygiene kann ein Marketingbaustein sein, der dem Patienten vermittelt, wie wichtig er der Praxis ist.