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Karies in der frühen Kindheit
Kind während der Behandlung beim Zahnarzt: Der Gaba-Preis zeichnet Konzepte und Ansätze aus, die zur Verbesserung der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen geführt haben.

Frühkindliche Karies betrifft weltweit 600 Millionen Kinder unter sechs Jahren. Unbehandelte frühkindliche Karies hat schwerwiegende Auswirkungen auf die weitere kindliche Entwicklung.

In der Vergangenheit wurden zahlreiche Versuche unternommen, frühkindliche Karies einzudämmen, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg, vielleicht auch, weil die Strategien zu sehr auf die Versorger ausgerichtet waren und zu wenig die sozialen Bedingungen für familiäre Gesundheit und ihre Verhaltensaspekte berücksichtigte. Ungleichheiten in der Zahngesundheit sind verbreitet und universal.

Das Oral Health Innovation Forum in Los Angeles diskutierte Strategien für einen Systemwechsel in der öffentlichem Gesundheitsfürsorge, um die Zahngesundheit von Kindern und unterversorgten Bevölkerungsgruppen zu verbessern.

Fünf Ansätze für bessere Kinderzähne

Im Ergebnis formulierte das Forum fünf Schlüsselvorschläge:

  1. Anbieter von Zahngesundheit und medizinischer Fürsorge sollten ermutigt werden, verpflichtende Zahnuntersuchungen für alle einjährigen Kinder zu befürworten als ersten wichtigen Schritt in der Prävention frühkindlicher Karies. Weiterhin sollten Bezugspersonen geschult werden in der Verhaltensänderung beginnend mit der Schwangerschaft, ein weiterer Fokus liegt in der Reduzierung von zuckerhaltigen Speisen und Getränken und der Befürwortung einer Softdrink-Steuer.
  2. Das Vergütungssystem sollte stärker frühe Zahnprävention bei Kindern berücksichtigen und Anreize für überflüssige Zahnrestaurierungen und Überbehandlung abbauen. Prävention muss besser vergütet werden. In Kalifornien wurde dazu im Jahr 2016 das Pilotprojekt Dental Transformation Initiative (DTI) ins Leben gerufen. Es unterstützt präventive Ansätze, wie Zahlungsanreize für Zahnärzte, die regelmäßige Vorsorge und eine Gefährdungsbeurteilung machen. Das Projekt wurde inzwischen auf 16 kalifornische Bezirke ausgedehnt.
  3. Eine gemeinschaftliche Partnerschaft zwischen Versorgern und kommunalen Zahngesundheitspflegern könnte helfen, die Ergebnisse in der Zahngesundheit zu verbessern und sozioökonomische und kulturelle Ungleichheiten zu verringern. Kommunale Gesundheitspfleger werden noch zu wenig eingesetzt, obwohl sie guten Zugang zur örtlichen Bevölkerung haben und eine wichtige Verbindung zu den Gesundheitseinrichtungen sind.
  4. Interprofessionelle Bildung und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizinern, Medizinern und medizinischen Grundversorgern ist wichtig für eine wachsende Nutzung frühkindlicher Zahnpflege in entwickelten und weniger entwickelten Ländern. Da die ärztliche Grundversorgung in der Regel Kinder bis zum Alter von drei Jahren zehn Mal sieht, sollten sie besser geschult sein in der Durchführung von Zahngesundheitsuntersuchungen.
  5. Die enge Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient (Dental Home) und Telezahnmedizin sollte dazu genutzt werden, ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient aufzubauen, das eine lebenslange Versorgung und verbesserten Zugang zur Zahnheilkunde insbesondere für unterversorgte Bevölkerungsgruppen fördert. Dental Home und Telezahnmedizin können zudem zu Kosteneinsparungen beitragen.

Fazit

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von öffentlicher Gesundheitsvorsorge, zahnmedizinischen Versorgern, Medizinern und Pflegepersonal spielt eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von frühkindlicher Karies. Die Integration von Zahngesundheit in die ärztliche Grundversorgung, die eine starke, interprofessionelle Ausbildung mit multidisziplinärem Ansatz verfolgt, ist die Zukunft der Zahnheilkunde.

Zahnärzte und medizinische Versorger in Zusammenarbeit mit kommunalen Zahngesundheitspflegern und Regierungseinrichtungen sollten ihre Anstrengungen intensivieren, die Ausbildung von Patienten und Versorgern über die Grundsätze der kindlichen Zahngesundheit zu fördern, denn sie sind ein wichtiger Pfad zu gesundheitlicher Chan­cengleichheit. Mehr Informationen auf www.uccoh.org/

Quelle

Dr. Francisco Ramos-Gomez, Professor für Kinderzahnheilkunde an der University of California in Los Angeles, Im Journal of the American Dental Association (JADA), November 2019.