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ZFA: Fachkräftemangel spitzt sich zu

ZFA in der Ausbildung

Auf Rang 3 der Ausbildungsberufe in dualen Berufsausbildung liegt in der BIBB-Erhebung 2023 bei den Frauen die Zahnmedizinische Fachangestellte.

Rund 36 Prozent der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) denken laut einer Umfrage des Verbands der medizinischen Fachberufe (VmF) über einen Berufswechsel nach. Dem könnte der Abschluss bundesweiter Tarifverträge entgegenwirken, so der VmF in einer Presseinformation.

Am 27. November 2019 beginnen in Hamburg die Tarifverhandlungen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in den Kammerbereichen Hamburg, Hessen, Saarland und Westfalen-Lippe. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in diesem Beruf stellt die Tarifparteien – den Verband medizinischer Fachberufe e.V. (VmF) und die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Zahnmedizinischen Fachangestellten/Zahnarzthelferinnen (AAZ) – vor besondere Herausforderungen, so der VmF in einer Pressemitteilung.

 „Wir verzeichnen bei ZFA bundesweit bereits seit einiger Zeit einen wachsenden Fachkräftemangel: Nach den neuesten Angaben der Agentur für Arbeit gab es im Oktober 2019 insgesamt 4.225 arbeitslose ZFA und 5.379 gemeldete offene Arbeitsstellen“, erklärt Carmen Gandila, Vizepräsidentin des VmF. „Das aus Sicht der Arbeitnehmerinnen vorteilhafte Verhältnis von Angebot und Nachfrage wirkt sich aber nur wenig positiv auf die Gehälter aus. Wir sehen darin einen Beweis, dass die von Arbeitgeberseite bevorzugte Tarifunabhängigkeit der falsche Weg ist“, so die Tarifexpertin weiter.

Weit unter der Niedriglohngrenze

Eine Online-Umfrage des VmF im September habe ergeben, dass sich die Bezahlung der ZFA im Vergleich zu 2016 verbessert hat. Demnach gaben nur noch rund 5 Prozent der ausgelernten ZFA an, dass sie maximal den Mindestlohn erhalten, 2016 waren es 21 Prozent. 31 Prozent sagten, dass sie weniger als das Tarifgehalt erhalten (2016: 39 Prozent). 2019 erklärten 26 Prozent, dass sie ein am Tarif orientiertes Gehalt bekommen beziehungsweise ihre Entlohnung tarifgebunden ist (2016: 19 Prozent). Und auch der Prozentsatz derjenigen, die übertariflich bezahlt werden, stieg von 21 Prozent im Jahr 2016 auf 37 Prozent im Jahre 2019. Insgesamt gaben somit 2019 rund 63 Prozent an, dass sie mindestens das Tarifgehalt bekommen. 2016 waren es noch 40 Prozent.

Trotz dieser positiven Entwicklung arbeite die Mehrheit der ZFA für einen Niedriglohn. Das Medianeinkommen von ZFA liege bei 2.040 Euro brutto im Monat (Quelle: entgeltatlas.arbeitsagentur.de) und damit weit unter 2.203 Euro – jener Grenze, die das Arbeitsministerium als Niedriglohn angibt.

Großer Wunsch nach Berufswechsel

Um die Zufriedenheit im Beruf zu ermitteln, seien die ZFA erstmals gefragt worden, wie oft sie im Laufe der vergangenen zwölf Monate daran gedacht haben, den Arbeitgeber oder den Beruf zu wechseln. Die Antwort zeige ein hohes Maß an Unzufriedenheit: Mindestens einige Male im Monat haben demnach fast 37 Prozent der Teilnehmerinnen daran gedacht, den Arbeitgeber zu wechseln, und 36 Prozent, ganz aus dem Beruf auszusteigen.

Zum Vergleich: Bei der Stress-Studie der Universität Düsseldorf unter Medizinischen Fachangestellten (MFA) seien es ca. 31 Prozent der MFA gewesen, die mindestens mehrere Male im Monat daran dachten, den Arbeitgeber zu wechseln, und 22 Prozent, den Beruf zu wechseln. Bei den Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern lagen die Werte bei 39 Prozent (AG-Wechsel) beziehungsweise 34 Prozent (Job-Wechsel).

Dass diese Unzufriedenheit nicht erst im Berufsalltag wächst, deute sich bereits in der Ausbildung an. Die Frage, „Möchten Sie nach Ihrer Ausbildung in dem Beruf ZFA arbeiten?“ hätten 42 Prozent mit „ja“ beantwortet, 18 Prozent sagten sicher „nein“, und 39 Prozent klickten „Ich weiß nicht“ an. Dabei zeige sich, dass die Ablehnung mit der Ausbildungsdauer steigt: Während kurz nach Ausbildungsstart nur 8 Prozent für sich keine Zukunft im Beruf ZFA sahen, seien es zu Beginn des zweiten Ausbildungsjahrs bereits 16 Prozent und am Anfang des dritten Ausbildungsjahrs 30 Prozent.

Wertschätzung durch Tarifbindung zeigen

Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA: „Diese Umfrage und auch viele Gespräche mit Kolleginnen zeigen, wie dramatisch die Lage ist. Viele verlassen sofort nach der Ausbildung den Beruf ZFA, weil sie an anderen Stellen bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter finden. ‚Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen’ – genau das muss jetzt gemeinsam mit den Arbeitgebern und unserem Verband geschehen. Von sehr großer Bedeutung sind dabei eine angemessene Entlohnung und die Sicherheit eines bundesweiten Tarifvertrags. Deshalb rufen wir unseren Tarifpartner AAZ dazu auf, die Tarifgehälter deutlich zu erhöhen. Gleichzeitig fordern wir die Zahnärztevertreter in den tariflosen Kammerbereichen Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen auf, sich endlich den Tarifvereinbarungen anzuschließen und so ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu signalisieren, dass sie sie wertschätzen.“

Dass diese Forderung dem Wunsch der ZFA entspricht, bestätige auch die jüngste Umfrage: Von den 2.328 auszubildenden und ausgebildeten ZFA, die daran teilgenommen haben, gaben 93 Prozent an, dass ihnen ein bundesweiter Tarifvertrag als Mindeststandard sehr wichtig oder wichtig ist. Nur 7 Prozent waren der Meinung, ein bundesweiter Tarifvertrag wäre weniger wichtig (5 Prozent) oder gar nicht wichtig (2 Prozent).

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