Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Dächern und nun wurde gewählt, wie gewählt werden musste. Der neue KZBV-Vorstand besteht zum guten Teil aus dem alten: Martin Hendges wurde als Nachfolger von Dr. Wolfgang Eßer, der wie angekündigt nicht erneut kandidiert hat, zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er erhielt 55 Ja-Stimmen, bei 2 Nein-Stimmen. Dr. Karl-Georg Pochhammer wurde ebenfalls wieder gewählt. Und als gesetzlich geforderte weibliche Vertreterin wurde Dr. Ute Maier als Vorständin gewählt.
Pochhammer und Maier im KZBV-Vorstand
Fast könnten wir mit den genannten Fakten die Berichterstattung beenden, aber so ganz wäre die Geschichte dann nicht erzählt. Es stellt sich die Frage: Hatte kein anderer Kandidat oder keine andere Kandidatin die Traute, gegen das gesetzte Team anzutreten, oder lag es an der Berliner Luft? Nein, es lag an der akribisch-professionellen Vorbereitung der konstituierenden Vertreterversammlung und dem auf Einheit eingeschworenen Geist der Delegierten.
Das Setup: 60 Delegierte, davon sind die 34 Vorsitzenden der 17 KZVen und ihre Stellvertreter gesetzt die übrigen 24 werden proportional zur Mitgliederzahl von den KZVen hinzugewählt. Zur Wahl am 19. März 2023 kamen dann immerhin 57 Delegierte – 12 Frauen und 45 Männer. Noch immer kein guter Schnitt, aber immerhin ein Fortschritt im Sinne der Repräsentanz von Frauen in den Gremien des Gesundheitswesens.
Die generalstäbliche Planung offenbarte sich schon direkt zu Beginn der Sitzung. Dr. Karl-Friedrich Rommel kandidierte nicht mehr für den Vorsitz der Vertreterversammlung. Für den dreiköpfigen Vorstand wurden Dr. Holger Seib, Vorstandvorsitzender der KZV WL, als Vorsitzender und Maike Gorksi-Goebel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KZV Sachsen, sowie Dr. Jürgen Welsch, KZVB vorgeschlagen. Gegenkandidaten – keine. Wahl – souverän gewonnen. Neben dem Dank für die Arbeit des Vorstands der vergangenen Legislatur mahnte Seib in seiner kurzen Eingangsrede zur Geschlossenheit, die ja erst gerade so eindrücklich zur Schau gestellte wurde. Aber man weiß ja nie, gehören der aktuellen Vertreterversammlung noch etliche neue Köpfe an und in die lässt sich noch nicht richtig hineinschauen. Die Selbstverwaltung sei ein „Dorn im Auge der Politik“, so Seib. Also bloß keine Abweichler.
Friede, Freude, Einheitskuchen
Dann Top 4 „Beschlussfassung über den Inhalt der Dienstverträge mit den hauptamtlichen Vorstandmitgliedern“ – nicht öffentlich, aber dafür stundenlang wurde hinter geschlossenen Türen verhandelt. Über den Inhalt mag die geneigte Leserschaft selbst spekulieren. Am Nachmittag kam endlich der eigentliche Höhepunkt der konstituierenden Vertreterversammlung: die Wahl der hauptamtlichen Vorstandsposten: Es gab im Vorfeld drei Kandidaten. Und so kam es, wie es die Inszenierung verlangte. Der scheidende Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer, schlug gewohnt gut rhetorisch aufgelegt, den „blitzgescheiten“ Martin Hendges vor, der ein „Glücksfall für die Zahnärzteschaft sei“. Gewählt.
Hendges schlägt – Überraschung, nicht – Dr. Karl-Georg Dr. Pochhammer vor. Er konnte sich in der vergangenen Legislatur mit den Themen TI, Ärztehaus und Öffentlichkeitsarbeit zwar wenig punkten, aber egal. Die TI ist wenig beliebt und Pochhammer hat in der gematik im Grunde alles abgenickt und dann nach außen gerne mal bei den unangenehmen Meldungen den Widerspruchsgeist gegeben. Das kam nicht immer gut an. Das Thema Ärztehaus wird auf den Vertreterversammlungen nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Die mangelnde Transparenz ist ja auch irgendwie sprechend. Und von Ruhestand keine Spur: Pochhammer hat im Mai 2022 noch ein neues Amt übernommen. Er erbte von Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery den Vorsitz des Aufsichtsrats der ApoBank. Dieser Ämterplural findet nicht überall Anhänger. Vielleicht wollte dieses Amt von Pochhammer aber auch niemand erben. Er erhielt respektable 46-Ja-Stimmen.
Erste Vorständin
Am Ende der Wahl sollte es noch eine Premiere geben: Erstmals wird eine Frau in den Vorstand der KZBV gewählt – 2023 und unter gesetzlichem Druck. Hendges hat eine überzeugende Kandidatin gefunden. Dr. Ute Maier, die ehemalige Vorstandsvorsitzende der KZV BW. Sie erhielt 50 Ja-Stimmen. Die Gegenstimmen und Enthaltungen dürften kaum Zweifeln an ihrer Kompetenz geschuldet sein, sondern vermutlich ihrer offenen Art, Dinge so zu benennen, wie sie sind.
Die Hoffnung auf ein wenig Widerspruchsgeist in der ansonsten so auf Einstimmigkeit getrimmten Runde bleibt. Die Chance auf Verjüngung des KZBV-Vorstands verstreicht für weitere sechs Jahre. Aber das Team hat viel Potential, die Standespolitik in sehr schwierigen Zeiten aktiv zu gestalten. Wir gratulieren und wünschen sechs gute Jahre.
Natürlich wurde Dr. Wolfgang Eßer gebührend und mit Standing Ovations auf der VV geehrt, aber das verdient einen eigenen Artikel in der kommenden dzw-Ausgabe.