Die Überschrift dieses Kommentars fiel mir beim Auswerten alter dzw-Ausgaben ins Auge. Damals nutzte Jürgen Pischel die Nachrichtenarmut des jährlichen Sommerlochs zum Nachdenken darüber, welchen Herausforderungen sich Zahnärzte und Zahntechniker in naher und fernerer Zukunft stellen müssen. Und er appellierte an seine Leser, doch die bevorstehende Urlaubszeit zu nutzen, sich vor dem Hintergrund sich abzeichnender „Megatrends“ Gedanken über die eigene Zukunft und die der eigenen Praxis zu machen.
Auch heute noch keine Pille gegen Karies
Einige der vor 25 Jahren erwarteten Megatrends, etwa die Pille gegen Karies oder der nachwachsende Zahn, sind auch heute, ein Vierteljahrhundert später, (noch) nicht Wirklichkeit geworden. Anderes, etwa die langsame, aber stetige Zuwendung zu einer mehr und mehr präventionsorientierten Zahnmedizin, sind längst Realität und in vielen Praxen selbstverständlicher Bestandteil und wichtige Säule des Praxiskonzepts.
Und diese Säule ist jüngst mit dem Baustein PAR-Richtlinie deutlich verstärkt worden – wenn auch die praktische Umsetzung jenseits des wissenschaftlich belegten Nutzens für die Gesundheit des Patienten noch mit vielen Fragezeichen versehen ist. Fragezeichen, die spätestens nach Ende der Urlaubszeit in Ausrufezeichen verwandelt sein wollen, wenn die Patienten in die Praxis kommen und beim Kontrolltermin oder der PZR-Sitzung Behandlungsbedarf festgestellt wird (siehe auch unsere FAQ-Serie rund um die Umsetzung der PAR-Richtlinie sowie einen Beitrag zu sinnvollen Privatleistungen über die reine Kassenleistung hinaus).
Wo stehe ich mit meiner Praxis?
Auch wenn der Urlaub in erster Linie zur Erholung da ist, kann es nicht schaden, sich in aller Ruhe Gedanken darüber zu machen, wo man mit der eigenen Praxis momentan steht, und wo man mittelfristig stehen möchte. Wie zum Beispiel das erwähnte PAR-Konzept aussehen könnte, mit dem sich das Praxisportfolio sinnvoll erweitern ließe. Oder zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, einen Intraoralscanner als ersten Schritt in eine digitale Zahnheilkunde optimal in die Praxis zu integrieren, und an welchen Stellen potenzielle zusätzliche Leistungen jenseits des Zahnersatzes schlummern.
Sich Gedanken zu machen und eventuell sogar erste Ideen für die kurz- und mittelfristige Praxiszukunft zu entwickeln, fällt in entspannter Urlaubsatmosphäre möglicherweise leichter als im hektischen Praxisalltag. Es geht auch gar nicht darum, den Anspruch zu haben, nach dem Ende der Ferien mit einem fertigen Konzept in die Praxis zurückzukehren. Schon eine skizzenhafte Idee reicht als Anfangspunkt für eine gezielte Weiterentwicklung und als Grundlage für das anschließende Feintuning mit Abgleich mit Ihrer real existierenden Praxis.
Gemeinsam mit dem Team Konzepte entwickeln
Betrachten Sie Ihre Ideen, ob sie am Strand, in den Bergen oder wo auch immer Sie Ihre Ferien verbringen, entstanden sind, als Impuls, den Sie in Ihre Praxis tragen, um dann gemeinsam im Team aus Ideen Konzepte zu entwickeln und an Details zu feilen.
Eventuell ergeben sich Fragen, die selbst im Team nicht auf Anhieb beantwortet werden können, und daraus wird ein spezieller Fortbildungsbedarf abgeleitet? Dafür sind Spätsommer und Herbst ideale Zeitpunkte. Reichhaltige Fortbildungsangebote bieten dann die beste Gelegenheit, Wissenslücken zielgenau aufzufüllen und noch einmal zusätzliche Impulse für die Praxis mitzunehmen. Das Praktische daran: Viele Fortbildungsangebote oder zumindest Grundlagenkurse werden mittlerweile –coronabedingt – in Hybridformaten angeboten und lassen sich anschließend auch als Konserve offline nach Bedarf abrufen…
Urlaubszeit und Gedanken über die Zukunft, das passt also schon irgendwie zusammen. Solange man es nicht übertreibt. Deshalb hält man sich am besten immer an das Motto: Nichts muss, alles kann.