Das Praxisteam und sich selbst feierte die diesjährige Sommerakademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ): Die 30. Ausgabe der Fortbildungsveranstaltung erinnerte auch an 30 Jahre DH-Ausbildung und fand zum 50-Jahre-Jubiläum des ZFZ statt. Rund 450 Zahnärzte und Praxismitarbeiter waren nach Ludwigsburg gereist, um an zwei Tagen an Vorträgen und Workshops zum Thema „Stark in die Zukunft: Unser Team. Unsere Praxis. Unser Erfolg.“ teilzunehmen, etwa hundert weitere verfolgten den Kongress online im Live-Stream.
„Leben Sie Team!“, appellierte denn auch Sylvia Gabel als erste Vortragende an die Zahnärzte und Praxisinhaber im Auditorium. „Je besser das Team, desto weniger müssen Sie machen“, sagte die Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte des Verbands medizinischer Fachberufe. Gabel sprach sich für mehr Wertschätzung der Mitarbeiter aus, dazu gehörten ein flexibles Arbeitsumfeld, effektive Kommunikation, gutes Zeitmanagement, mehr Förderung für Fortbildungen sowie eine gerechte Entlohnung.
Mitarbeiter stärker fördern und gerecht entlohnen
„Eine faire Bezahlung heißt auch, die Lebenssituation mit einzubeziehen und private Herausforderungen zu beachten“, meinte Dr. Jochen Eble. Der Zahnarzt mit Schwerpunkt Implantologie gab Tipps für die Mitarbeiterbindung und ging dabei auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen ein. Das A und O für ihn: gemeinsam im Team Lösungen finden und die Mitarbeiter mit entscheiden lassen.
Gleichzeitig mahnte Eble zu Geduld: „Eine gute Kommunikationsstruktur zu entwickeln, kann Jahre dauern, setzen Sie regelmäßige Besprechungen an.“
Insbesondere in größeren Praxen sei die Schulung von Mentorinnen empfehlenswert, die auch für etwaige private Probleme zur Verfügung stehen. „Diese Art von Hilfestellung wird als große Wertschätzung im Betrieb gesehen“, betonte Eble. „Jeden Cent, den Sie in Ihr Team investieren, erhalten Sie doppelt und dreifach zurück!“
Pilot Philip Keil stellte heraus, dass ein Team keine starken Hierarchien brauche, sondern eine klare Rollenverteilung. Das habe man auch in der Luftfahrt verstanden, Kapitän und Copilot wechseln die Rollen als „pilot flying“ und „pilot monitoring“. Das führe zu einem Perspektivenwechsel, der zu mehr Eigenverantwortung verhelfe. Keils Credo: „Wer Komfortzonen verlassen und Eigenverantwortung stärken möchte, muss eine Teamkultur des Vertrauens jenseits starrer Hierarchien schaffen.“ Wichtig dafür sei eine gute Fehlerkultur: „Der einzelne wird immer Fehler machen, entscheidend ist der Umgang mit dem Fehler.“ Vertrauen mache ein gutes Team aus und Mut, dem inneren Kompass zu folgen.
Digitalisierung verändert die tägliche Arbeit der ZFA
Nicht zu vernachlässigen sind die neuen Herausforderungen des zahnmedizinischen Personals, die Digitalisierung verändert die tägliche Arbeit der ZFA. Dr. Hendrik Putze nahm sich in seinem Vortrag die Themen Cyberangriffe und Datensicherheit vor, natürlich Telematik-Anwendungen wie E-Rezept und elektronische Heil- und Kostenpläne sowie elektronische Warenwirtschaftssysteme und digitales Röntgen.
„Roboter in der Zahnarztpraxis am Empfang werden eher weniger Praxen umsetzen. Wohl eher nur Reinigungsroboter“, meinte der Implantologe und Parodontologe schmunzelnd. Aus Sicht der ZFA gebe es bei digitalen Tools — bislang — wenig Vorteile. In der Telematik passierten zu viele Fehler. KIM (Kommunikation im Medizinwesen) holpere noch, biete aber auch Vorteile, TIM (TI-Messenger) kommentierte Putze mit einem lapidaren „Brauchen wir das?“ Einzig die EBZ laufe gut, insbesondere für die Zeitersparnis bei den Heil- und Kostenplänen.
In seinem Vortrag „Der alternde Patient n der Zahnarztpraxis — mehr Chancen als Risiken“ erinnerte Dr. Elmar Ludwig an die „geriatrischen Giganten“, die es bei der bedarfsgerechten Behandlung von alten Menschen mit einzubeziehen gilt: Immobilität, Inkontinenz, Iatrogenität, Instabilität, Irritabilität und Isolation. Mit einfachen Mitteln wie etwa Lege- und Lesehilfen könne man in der Praxis, aber auch bei Hausbesuchen oder im Pflegeheim viel für die Patienten erreichen. „Barrierefreiheit, Polypharmazie und rechtliche Aspekte — es genügt, sich ein paar grundlegende Kompetenzen anzueignen, und dann kann es auch schon losgehen“, meinte Ludwig und verwies auf die umfangreichen Informationsmöglichkeiten auch online etwa auf mundpflege.net oder auf der Homepage der LZK Baden-Württemberg lzk-bw.de
Im Anschluss an seinen Vortrag wurde Ludwig mit dem „Deutschen Preis für Dentalhygiene 2024“ der Gesellschaft für Präventive Zahnheilkunde e. V. (GPZ) ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Dr. Guido Elsäßer. Damit wolle die GPZ sein langjähriges und bundesweit einmaliges Wirken für die Verbesserung der Mundgesundheit vulnerabler Gruppen honorieren. Der Preis würdigt zudem seine exzellenten Leistungen im Bereich der Wissensvermittlung zur angewandten präventiven Zahnheilkunde und der Etablierung nachhaltiger Versorgungskonzepte.
Titelbild: ZFZ/Wosilat (Hendrik Putze und Yvonne Wagner)